Wirtschafts- und sozialräumliche Struktur der Republik Äthiopien

Äthiopien ist ein Binnenland im Nordosten Afrikas, das an Eritrea im Nordosten, an Somalia und Dschibuti im Osten, an Kenia im Süden und an den Sudan im Westen grenzt. Äthiopien ist das höchstgelegene Land Afrikas. Mehr als die Hälfte seiner Fläche liegt höher als 1200 m, etwa ein Viertel sogar über 1800 m hoch.

Daten zur Landes- und Wirtschaftsstruktur von Äthiopien

Daten zur Landesstruktur
Fläche:1 133 380 km²
Weltrangplatz:26
Bevölkerung:88 Mio. Einw.
Bevölkerungsdichte:72 Einw./km²
Anteil unter der Armutsgrenze:31,3 % (1995)
Lebenserwartung:42 Jahre (2003)
Säuglingssterblichkeit:11,2 % (2003)
Kindersterblichkeit:16,9 % (2003)
Bevölkerungswachstum:2,5 %/Jahr
Analphabetenrate:männlich 51 %, weiblich 66 % (2002)
Städtische Bevölkerung:16,6 % (2003)
Daten zur Wirtschaftsstruktur
Bruttosozialprodukt:
gesamt:6,5 Mrd. US-$ (2003)
pro Einwohner:90 US-$ (2003)
Bruttoinlandsprodukt
gesamt:6,652 Mrd. US-$ (2003)
durchschnittlicher realer
Zuwachs 2003 bis 2004:
-3,7 %
Anteil der Bereiche am BIP:Landwirtschaft 42 %,
Industrie 11 %,
Dienstleistungen 47 % (2003)
Erwerbstätigkeit:Landwirtschaft 82 % (2001)
Auslandsverschuldung:5,61 Mrd. US-$ (2001)
Import
Gesamtwert:2,67 Mrd. US-$ (2003)
Importgüter:Investitionsgüter 30 %, Konsumgüter 35 %,
Halbfertigwaren 17 %,
Erdölprodukte 16 %

Importländer:

Russland 11 %, Italien 4 %,
Saudi-Arabien 24 %,
USA 17 %, Japan 6 %
Export
Gesamtwert:600 Mio. US-$ (2003)
Exportgüter:Kaffee 34 %, Häute, Ledererzeugnisse 11 %,
Ölsaaten 10 %
Exportländer:Deutschland 10 %,
Japan 7 %, USA 5 %,
Saudi-Arabien 7 %,
Italien 7 %

Soziale Situation

Äthiopien zählt zu den ärmsten Entwicklungsländern der Erde.
Mit 100 US-$ pro Jahr hat das Land fast das weltweit niedrigste Pro-Kopf-Einkommen. Über ein Drittel der Äthiopier lebt unter der Armutsgrenze. Es gibt weder eine soziale Absicherung noch eine Altersrente.

Die hohe Säuglingssterblichkeit und Kindersterblichkeit sowie die sehr niedrige Lebenserwartung sind Ausdruck der unbewältigten Probleme bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln bzw. bei der gesundheitlichen Betreuung. Die umfangreiche internationale Hilfe kann die katastrophalen sozialen Zustände im Land zwar mildern, doch ohne Hilfe zur Selbsthilfe wird sich auch in absehbarer Zeit kaum etwas an den menschenunwürdigen Lebensbedingungen ändern lassen.

Noch immer wirken sich die bis in die 70er Jahre bestehenden feudalistischen Verhältnisse, der Krieg gegen Somalia und der bis 1991 andauernde Bürgerkrieg auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse aus. Nach wie vor gibt es auch immer wieder Konflikte mit dem seit 1993 unabhängigen Eritrea.

Wirtschaft

Im Hochland Äthiopiens, wo der Hauptteil der Bevölkerung lebt, gibt es fruchtbare Böden und relativ günstige Anbaubedingungen. Vier Fünftel der Erwerbstätigen arbeiten hier auch in der Landwirtschaft. Für die Eigenversorgung werden Getreide, Jams, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Ensete-Bananen (eine stärkehaltige Wurzel) angebaut. Regelmäßig wiederkehrende Dürreperioden, Erosionsschäden und rückständige Produktionsmethoden lassen aber keine hohen Erträge zu bzw. führen zu permanentem Nahrungsmittelmangel und damit zu Hunger und massenhafter Unterernährung.

Sehr problematisch ist in diesem Zusammenhang außerdem das hohe Bevölkerungswachstum. Die Einwohnerzahl des Landes hat sich trotz hoher Kriegs- und Hungeropfer innerhalb von etwa 30 Jahren verdoppelt. Um die wachsende Bevölkerung zu ernähren, versuchte man, die landwirtschaftlichen Flächen auszudehnen. Das hat aber zu gravierenden Umweltschäden geführt, da dafür die Wälder gerodet wurden. Bestanden um 1900 noch etwa 40 % der Staatsfläche Äthiopiens aus Waldflächen, so sind es heute nicht einmal mehr 3 %. Die Folge dieses Raubbaus am Wald sind umfangreiche Erosionsschäden durch Starkregen während der Regenzeit sowie die Auslaugung und Verkarstung ehemals fruchtbarer Böden.

Typisch für ein Land auf dieser Entwicklungsstufe ist der unterentwickelte sekundäre Sektor, d. h. eine wenig entwickelte Industrie. Die industrielle Fertigung beschränkt sich auf die Herstellung von Nahrungsmitteln, Getränken, Textilien und Lederwaren allein für den Eigenbedarf.

Äthiopien hat deshalb auch kaum Zugang zum Welthandel. Die größte Bedeutung für den Außenhandel hat der Kaffee-Export mit 70 % Anteil am Gesamtvolumen. Die sinkenden Weltmarktpreise für Kaffee schmälerten in den letzten Jahren jedoch die Deviseneinnahmen des Landes immer stärker und zeigen deutlich die Probleme einer auf Monokultur ausgerichteten Wirtschaft. In der Konsequenz weist die Handelsbilanz des Landes ein hohes Defizit aus: Der Wert der Importe beträgt fast das Dreifache des Wertes der Exporte.

Aufgrund der großen wirtschaftlichen Probleme ist Äthiopien im Ausland mit über zehn Milliarden Dollar hoch verschuldet. Das Land kooperiert deshalb seit 1991 verstärkt mit dem IWF (Internationaler Währungsfonds) und der Weltbank. Ziel ist die Bereitstellung von finanzieller Hilfe für die Konsolidierung der Zahlungsbilanz, den Ausbau der Infrastruktur sowie für die Sicherung der Nahrungsmittelbereitstellung.

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