- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.2 Europa
- Republik Litauen
Litauen (litauisch:Lietuva) liegt im Nordosten Europas und ist einer der Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Es grenzt im Norden an Lettland, im Osten und Süden an Weißrussland, im Südwesten an Polen und an das Gebiet Kaliningrad der Russischen Föderation sowie im Westen an die Ostsee. Litauen hat eine Fläche von rund 65 300 km². Wilna (litauisch: Vilnius) ist die Hauptstadt und gleichzeitig die größte Stadt Litauens. Sie liegt im südöstlichen Teil des Landes. Wohl in keinem anderen Ort Litauens prägen die Kunstepochen Gotik, Renaissance, Barock und Klassizismus so nachhaltig eine Stadtsilhouette wie in Wilna.
Litauen erstreckt sich von Norden nach Süden über ca. 250 km, die West-Ost-Ausdehnung beträgt etwa 350 km. Wie Lettland und Estland ist Litauen eine baltische Republik.
Fläche: | 65 300 km² |
Einwohner: | 3,4 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 57 Einw./ km² |
Bevölkerungswachstum: | -0,2 %/Jahr |
Lebenserwartung: (Männer/Frauen) | 66,3/77,5 Jahre |
Staatsform: | parlamentarische Demokratie |
Hauptstadt: | Wilna |
Sprachen: | Litauisch, Polnisch, Russisch |
Religionen: | römisch-katholische Christen 90 % russisch-orthodoxe Christen 4% |
Klima: | In den küstennahen Gebieten des Westens maritimer Einfluss mit geringen Temperaturunterschieden zwischen Sommer und Winter und reichlichen Niederschlägen, im Osten kontinental geprägtes Klima mit geringeren Niedersachlägen. |
Bodennutzung: | Ein Drittel der Landesfläche, besonders im Süden und Osten bewaldet. |
Wirtschaftssektoren: | Landwirtschaft 10 %, Industrie 33 %, Dienstleistungen 57 % (2002) |
Exportgüter: | Textilien, Bekleidung, Dünger, Maschinen |
Bruttoinlandsprodukt: | 13 796 Mio. US-$ (2002) |
Bruttosozialprodukt: | 3 670 US-$ pro Einw. (2002) |
Litauen liegt im Nordwesten des Osteuropäischen Tieflands, das eine eiszeitlich geformte Landschaft darstellt. Vor allem im Norden und Südosten wird das Land von Hügelketten geprägt. Diese Erhebungen markieren zum größten Teil ehemalige Randlagen der pleistozänen Inlandeismassen. Insgesamt ist die Höhengliederung relativ schwach ausgeprägt. Die größte Höhe wird mit 294 Metern im Südosten, nahe der Grenze zu Weißrussland, erreicht. Zwischen diesen Hügelketten sowie der etwa 90 km langen Ostseeküste erstrecken sich ausgedehnte Ebenen mit zahlreichen Seen und Flüssen.
Nördlich und südlich der Hafenstadt Klaipeda (Memel) grenzt Litauen mit kilometerlangen Sandstränden und Dünen der Kurischen Nehrung an die Ostsee. Die Kurische Nehrung ist eine Landzunge, die das Kurische Haff von der Ostsee trennt. Die nördliche Hälfte der Nehrung ist litauisch, der südliche Teil gehört zum Kaliningrader Gebiet der Russischen Föderation. Sie ist 96 km lang, stellenweise nur 400 m breit und mit Dünen – besonders an der Innenseite – besetzt. Diese erreichen z. T. 70–80 m Höhe. Wenigstens 15 Fischerdörfer wurden zwischen dem 16. und dem 19. Jh. für immer vom stetig reisenden Sand der Nehrung zugeweht. Die Dünen sind seit dem 19. Jh. durch Anpflanzen von Kiefern und Strandhafer festgelegt. Deshalb befinden sich heute an der Seeseite ausgedehnte Waldungen. Diese Besonderheiten waren Grund für der Aufnahme der Kurischen Nehrung in die Liste des Weltnaturerbes der UNESCO.
Das Gewässernetz ist in Litauen überaus dicht. Längster Fluss ist die Memel (litauisch: Nemunas). Von Weißrussland kommend erreicht die Memel in einer seenreichen Hügellandschaft im Südosten litauisches Territorium. Dort befinden sich mehrere Naturparks und der alte Kurort Druskininkai mit seinen Mineralquellen, Schlammtherapien und Waldwanderwegen. Der Fluss Memel bildet auf den letzten 200 km die Grenze zum Kaliningrader Gebiet.
Das Klima der westlichen Landesteile wird durch maritime Einflüsse beherrscht. Die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter bleiben in den küstennahen Gebieten geringer als im kontinentaler geprägten Osten. An der Küste liegen die durchschnittlichen Temperaturen im Januar bei – 4 °C, im Juli bei 16 °C; im Osten Litauens betragen die Werte – 6 °C bzw. 18 °C. Der jährliche Niederschlag liegt im Mittel zwischen 600 mm in den zentralen Teilen des Landes und über 850 mm im Westen.
Etwa ein Drittel der Landesfläche ist von Wäldern bedeckt. Vor allem im Süden und Osten des Landes gibt es ausgedehnte Waldgebiete mit Kiefern, Birken und Fichten als dominierende Baumarten. Obwohl etwa die Hälfte der ursprünglichen Feuchtgebiete trockengelegt wurde, gibt es besonders im Norden und Westen noch zahlreiche Sümpfe. Bei feuchten Bedingungen gedeihen auch Pappel und Weiden, in Bruchwäldern treten Erlen verbreitet auf. Die waldbedeckten Gebiete sind Lebensraum einer vielfältigen Tierwelt. Dazu gehören u. a. Hirsche, Wölfe, Füchse und Wildschweine. Die Vogelwelt ist artenreich und umfasst zahlreiche Wasservögel sowie neben anderen auch Birk- und Auerhühner.
Die Einwohnerzahl beträgt etwa 3,4 Millionen. Die Bevölkerungsdichte liegt bei 57 Einwohnern pro km². Etwa 83 % der Bevölkerung sind Litauer. Die Amtssprache Litauisch ist mit dem Lettischen verwandt. In den ersten Jahren nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 stieg der Anteil der Litauer, weil viele von ihnen aus anderen Teilen der ehemaligen Sowjetunion und aus dem Ausland zurückkehrten. Etwa 6,3 % der Bevölkerung sind Russen und 6,7% Polen. Weitere Minderheiten sind Ukrainer und Weißrussen. Unterrichtssprache im gesamten Bildungswesen ist Litauisch, wodurch Minderheiten der Zugang zur höheren Bildung erschwert wird. Rund 72 % der Bevölkerung leben in städtischen Siedlungen, wobei die Hauptstadt Wilna (Vilnius) mit fast 600 000 Einwohnern die größte Stadt ist. Es folgt dann Kaunas mit 415 000 Einwohnen. Gegründet im 12. Jh. wegen der günstigen Lage am Zusammenfluss der Flüsse Nemunas (Memel) und Neris, liegt sie 100 km von Wilna und 250 km von Klaipeda (Memel) entfernt.
Viehzucht, Milchwirtschaft und Fischfang sind die beherrschenden Agrarbereiche. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Flachs und Gemüse.
Die Haupthandelswaren Litauens sind mineralische Produkte, Maschinen und Ausrüstungen, Fahrzeuge, Textilien und Kleidung, chemische Erzeugnisse sowie Holzprodukte und Nahrungsmittel. Der Handel wird überwiegend mit der Russischen Föderation, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Lettland abgewickelt.
Litauen ist arm an Bodenschätzen. Es besitzt nur Torf und Bernstein. Für die Energiegewinnung ist das Kernkraftwerk in Ignalina von großer Bedeutung (gleicher Bautyp wie Tschernobyl). Es erzeugt 80 % der im Lande benötigten Elektroenergie. Nach der Abschaltung des 1. Reaktors Anfang 2005 soll auch der zweite und letzte abgeschaltet werden.
Der Tourismus hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Vilnius mit dem gut erhaltenen historischen Zentrum Kaunas und Trakai, das im 16. Jahrhundert Hauptstadt des Großfürstentums Litauen war, und die Kurische Nehrung mit dem Memeldelta sind beliebte Besucherzentren.
Kaunas verfügt über einen historischen Stadtkern mit einer malerischen Altstadt mit vielen alten Baudenkmalen. Besondere Sehenswürdigkeiten der dichtbebauten Altstadt sind die St. Georgskirche und die Kathedrale, beide aus dem 15. Jh., das Rathaus und der Rathausplatz. Alte, Wohlstand ausstrahlende Bürgerhaüser säumen den Platz. Sehenswert sind die wuchtige Erzengel-Michael-Kirche und die Universität. Reste der Burg aus dem 13. Jh. erinnern an die Kämpfe mit den Rittern des Deutschen Ordens, denen es allerdings nie gelang, Litauen zu unterwerfen.
Trakai liegt rund 20 km westlich von Wilna. Hier befindet sich vor allem eine historisch bedeutsame Burg, deren Bau im 14. Jh. begann und die schnell das politische Zentrum Litauens wurde. Im 16. Jh. verlor die Stadt an Bedeutung und Wilna (Vilnius) trat an ihre Stelle. Trakai liegt auf einer Halbinsel. Die Burg ist im Laufe der letzten 100 Jahre wieder aufgebaut worden, nachdem sie vorher völlig in Ruinen lag. Heute ist hier eine fast vollständig restaurierte Wasserburg des Mittelalters zu besichtigen. Trakai ist umgeben von einer wunderschönen Seenlandschaft.
Die erste Erwähnung der Litauer in ihrem heutigen Siedlungsgebiet taucht im Jahr1009 in einer preußischen Handschrift auf. Mit dem Aufstieg der mittelalterlichen Lehnsherren im angrenzenden Preußen und Russland war Litauen über Jahrzehnte eine Pufferzone zwischen Deutschen im Westen und Mongolen und Tataren im Osten. Im 13. Jahrhundert wurde der Deutsche Orden (Deutschritterorden) immer einflussreicher. Die Litauer konnten ihn 1260 besiegen. In dieser Zeit entwickelte sich der Ort Trakai.
Durch Eroberungspolitik konnte schließlich Litauen ein Reich bilden, das von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte. Mit Polen bildeten die Litauer eine politische Union und konnten gemeinsam den Deutschen Orden bei Tannenberg 1410 besiegen. Als Ergebnis der dritten Teilung Polens 1795, zu dem Litauen seit dem 16. Jh. gehörte, wurde Litauen im Wesentlichen ein Teil Russlands. Nur ein kleiner Teil wurde Preußen zugewiesen.
Während des Ersten Weltkrieges besetzte die deutsche Armee Litauen, und im Februar 1918 erklärte Litauen seine Unabhängigkeit vom russischen Zarenreich. Im Ergebnis der Annektierung des Memellandes durch das Deutsche Reich 1939 wurde 1940 Litauen eine Republik der Sowjetunion. Nach der Besetzung durch deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg wurde 1945 das ganze Baltikum in die Sowjetunion integriert und viele Russen zogen auch nach Litauens .
Ende der 80er Jahre entfachten die politischen Veränderungen in Osteuropa einen neuen litauischen Nationalismus und am 6. September 1991 wurde Litauen die Unabhängigkeit gewährt. Die letzten russischen Truppen verließen 1993 das Land. Am 1. Mai 2004 trat Litauen der Europäischen Union bei.
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