- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.2 Europa
- Republik Finnland
Finnland liegt zu einem Drittel nördlich des Polarkreises (Bild 1). Es grenzt im Westen an den Bottnischen Meerbusen, im Nordwesten an Schweden, im Norden an Norwegen, im Osten an Russland und im Süden an den Finnischen Meerbusen. Zu Finnland gehören die 40 km vor der schwedischen Küste in der Ostsee gelegenen Ålandinseln.
Amtlicher Name: | finnisch Suomen Tasavalta, Kurzform Suomi, schwedisch Republiken Finland |
Fläche: | 338 145 km² |
Einwohner: | 5,2 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 15 Einw./km² |
Hauptstadt: | Helsinki |
Bevölkerungswachstum: | etwa 0,2 %/Jahr |
Lebenserwartung: (Männer/Frauen) | 74/81 Jahre |
Staatsform: | Parlamentarische Republik, unterteilt in fünf Provinzen und die Ålandinseln |
Sprachen: | Finnisch und Schwedisch sind Amtssprachen. |
Religionen: | Lutheraner rund 85,3 %, Finnisch-Orthodoxe 1,1 % |
Klima: | kontinentales boreales Klima mit subpolaren Zügen |
Bodennutzung: | Ackerland 6,4 %, Wald 69 %, Weideland 0,7 % |
Wirtschaftssektoren: (prozentualer Anteil der Beschäftigten) | Landwirtschaft 5,4 %, Industrie 26,9 %, Dienstleistungen 67,7 % |
Exportgüter: | Papier und Pappe, elektronische Geräte (Handys), Maschinen und Apparate, Holz und Holzwaren, Eisen und Stahl |
Bruttoinlandsprodukt: | 161 876 Mio. US-$ (2003) |
Bruttosozialprodukt: | 27 060 US-$/Einw. (2003) |
Währung: | Euro |
Finnland und Nachbarländer
Geologisch gehört Finnland zum alten Baltischen Schild (Fennoskandia), der aus Graniten, Gneisen, Glimmerschiefern, Kalken und Quarziten aufgebaut ist. Während der Eiszeiten war die gesamte Landfläche von Gletschermassen bedeckt, die die Landschaftsformen geprägt haben. Sie haben eine Landschaft mit Seen, Rundhöckern, Moränenzügen und Findlingsblöcken hinterlassen. Der Süden Finnlands ist besonders reich an Seen: Die Finnische Seenplatte zählt etwa 55000 Gewässer. Die größten Seen sind der Saimaa mit 1460 km², gefolgt vom Päijänne mit 1090 km². Der drittgrößte See Inari liegt ganz im Norden des Landes. Dort entspringt auch der längste Fluss, der Kemijoki, der nach 520 km bei Kemi in den Bottnischen Meerbusen mündet.
Im Norden ist die Oberfläche hügeliger. Moore und Sümpfe treten an die Stelle der Seen. Die höchsten Höhen erreicht das Relief in Lappland im NW. Der höchste Berg Finnlands ist der Haltiatunturi mit 1328 m. Der Bottnische Meerbusen im Westen und der Finnische Meerbusen im Süden sind die beiden großen Buchten, die die finnische Küste gliedern. Der Küstenebene sind – besonders im Süden und Südwesten – zahlreiche Inseln und Schären vorgelagert. Die größte Inselgruppe bilden die am Südende des Bottnischen Meerbusens liegenden Ålandinseln.
In Finnland herrscht für die nördliche Lage vergleichsweise mildes Klima. Das kontinentale boreale Klima wird durch den Einfluss des Meeres und des Golfstroms gemildert. Der Norden des Landes weist subpolare Züge auf (Bild 4). Die Winter sind kalt und schneereich, die Sommer hingegen relativ trocken und warm. Helsinki hat ein Februarmittel von –7 °C, in Nordfinnland werden sogar –12 °C erreicht. Die mittlere Julitemperatur in Helsinki liegt bei 17 °C, im hohen Norden werden noch 13 °C erreicht.
Die gegen Jahresende beginnende Vereisung der Küstengewässer schreitet im Hochwinter meist rasch voran, sodass vom Jahresanfang bis Mitte März eine Eisbrücke die Ålandinseln mit Südwestfinnland verbindet (Bild 5). Die Niederschläge schwanken zwischen 700 mm und mehr im Südwesten und unter 400 mm im Norden.
Der größte Teil des Landes gehört zur Vegetationszone des borealen Nadelwalds. Finnland ist das waldreichste Land Europas. Mehr als zwei Drittel der Landfläche sind mit Wäldern bedeckt (überwiegend Fichte, Kiefer, Birke und Erle). Auch Moore bedecken weite Flächen. Im äußersten Norden herrscht Tundrenvegetation vor.
93 % aller Einwohner sind Finnen. Die größte Minderheit bilden mit 5,8 % die Schweden, die vor allem auf den Ålandinseln, in Südwestfinnland und in Österbotten leben. Schwedisch war bis 1863 sogar die einzige Amtssprache. Daneben gibt es eine geringe Zahl von Samisch (Lappisch) und Russisch sprechenden Finnen.
Klimadiagramm von Helsinki
Ostseevereisung
In Finnisch-Lappland leben etwa 1800 Samen (Lappen); Schätzungen sprechen auch von mehr, da viele der noch traditionell lebenden Samen Halbnomaden sind. Sie sprechen eine eigene finnougrische Sprache, in der das Wort „Sami“ Mensch bedeutet. Insgesamt gibt es etwa 60000 Samen in Lappland, von denen die meisten in Norwegen und Schweden leben. Von ihrer ursprünglichen Tätigkeit als Fischer und Jäger sind sie zum Teil zur Rentierhaltung übergegangen oder sie leben sesshaft als Holzfäller oder Bergmann. Die Rentierzüchter wohnen in Hütten oder traditionellen Koten (kegelförmige Zelte) bei den Sommerweiden im Gebirge und in Häusern bei den Sommerweiden im Waldland. Das Reaktorunglück in Tschernobyl (1986) hat große Teile der Rentierherden radioaktiv verseucht. In jüngster Zeit leben viele Samen vom Fremdenverkehr und verkaufen Felle, Geweihe, Lederwaren und anderes an Touristen.
Finnland ist mit einer durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 15 Einw./km² nur dünn besiedelt. Im Norden und in der Mitte des Landes liegt der tatsächliche Wert weit darunter, im Süden steigt der Wert hingegen auf mehr als 100 Einw./km². Viele Finnen ziehen vom Norden in die großen Städte im Süden oder wandern nach Schweden aus. 67 % der Einwohner zählen zur städtischen Bevölkerung. Die größten Städte neben der Hauptstadt Helsinki sind Espoo, Tampere, Vantaa, Turku und Oulu.
Das finnische Bildungswesen gilt als vorbildlich. Allgemeine Schulpflicht besteht vom 7. bis 16. Lebensjahr. Die neunjährige Gesamtschulzeit umfasst eine erste Stufe von sechs Jahren für alle Schüler und eine differenzierte zweite Stufe mit berufsvorbereitenden und allgemeinbildenden Formen. Das Volkshochschulwesen ist wie in den anderen skandinavischen Ländern traditionell stark ausgebaut.
Die Ålandinseln bilden ein eigenes Verwaltungsgebiet mit autonomem Status. Die mehr als 25000 Einwohner sind fast alle schwedischer Abstammung, die Inseln aber seit dem Mittelalter verwaltungsmäßig mit Finnland verbunden. Landwirtschaft und Fremdenverkehr, besonders im Hauptort Mariehamn, sind hier die wichtigsten Wirtschaftszweige.
1986 trat Finnland der EFTA bei und wechselte 1995 zur EU. Es gehört zur Eurozone. Auch nach dem Ende des Kalten Kriegs blieb das Land politisch neutral.
Aufgrund der klimatischen Verhältnisse spielt die Landwirtschaft nur eine untergeordnete Rolle. Die fruchtbarsten Gebiete liegen im Süden und Südwesten Finnlands, wo vor allem Kartoffeln, Futterrüben, Hafer, Gerste und Weizen überwiegend in Kleinbetrieben angebaut werden. Die Milchwirtschaft ist wirtschaftlich bedeutender als der Ackerbau. Milchprodukte, Eier und Schweinefleisch können sogar exportiert werden. Im Norden werden Rentier- und Pelztierzucht betrieben.
Die ausgedehnten Wälder werden forstwirtschaftlich intensiv genutzt, obwohl Finnlands Anteil am Weltmarkt für Holzprodukte in letzter Zeit gesunken ist. Etwa jeder fünfte Finne verdient seinen Lebensunterhalt mit Holz und seiner Weiterverarbeitung. Die Holz verarbeitende Industrie Finnlands beliefert 140 Länder mit ihren Erzeugnissen. Holzerntemaschinen fällen die Bäume, entrinden sie und schneiden sie auf die gewünschte Länge zu. Immer noch werden die meisten Hölzer auf Floßwegen transportiert, doch nimmt der zwar teurere, aber schnellere LKW-Transport ständig zu.
Der Bergbau ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Es werden Eisen-, Zink-, Kupfer-, Nickel-, Chrom-, Titan-, Blei-, Vanadium- und Kobalterze sowie Pyrit, Selen, Asbest und Torf abgebaut. Fast alle Erze werden im Land raffiniert. In Outukumpu in Mittelfinnland befindet sich eine der ergiebigsten Kupferminen Europas.
Finnland ist wie seine skandinavischen Nachbarn ein modernes Industrieland mit steigenden Wachstumsraten, auch infolge innovativer Technologien. In der Industrie dominieren die Holzverarbeitung, vor allem mit Papier, Zellstoff und Möbel produzierenden Betrieben, und die Metallindustrie, insbesondere die Erzverhüttung, Metallverarbeitung, Maschinen-, Fahrzeug- und Schiffbau. Viele dieser Erzeugnisse werden auch exportiert (Bild 9). Ein Wachstumssektor besonderer Art sind elektrotechnische Betriebe und Hersteller moderner Kommunikationsmittel. Der Name Nokia, benannt nach der finnischen Industriestadt unweit von Tampere, ist jedem Handy-Besitzer wohlvertraut. Qualität und Design aus Finnland werden besonders bei Konsum- und Luxusartikeln geschätzt. Die bedeutendsten Handelspartner Finnlands sind Deutschland, Schweden, Russland, Großbritannien, die USA und die baltischen Staaten. Der Fremdenverkehr spielt wirtschaftlich eine wichtige Rolle, vor allem im Raum Helsinki und in den Seengebieten. Einen eigenen Weihnachtsmann-Tourismus hat die Stadt Rovaniemi in Lappland aufzuweisen.
Im Verkehrswesen spielen Eisenbahn- und Luftverkehr wegen der großen Entfernungen eine bedeutende Rolle. Das gut ausgebaute Schienennetz benutzt die russische Breitspur. Das Straßennetz ist nur im Süden des Landes sehr dicht. Wichtig für den Holztransport sind die vielfach durch Kanäle verbundenen Seen. Über den 46 km langen Saimaakanal ist ein Teil Südostfinnlands mit Russland verbunden. Bedeutende Seehäfen haben Helsinki, Naantali, Kotka, Hamina und Rauma. Der wichtigste internationale Flughafen ist der von Helsinki-Vantaa.
ab 2. Jh.: Aus dem Baltikum und dem Osten kommende finnische Stämme besiedeln Süd- und Mittelfinnland.
13./14. Jh.: Schweden nimmt das Gebiet in Besitz.
1721: Schweden muss Teile Kareliens und Wiborg an Russland abtreten.
1809: Finnland wird autonomes Fürstentum innerhalb Russlands.
1917: Finnland erklärt seine Souveränität.
1918: Bürgerkrieg und Krieg gegen Russland. Sieg der Finnen mit deutscher Hilfe
1939/40: Überfall der Sowjetunion auf Finnland (Winterkrieg)
1948: Freundschafts- und Beistandsvertrag mit der Sowjetunion
1986: Beitritt zur EFTA
1995: Beitritt zur EU
Struktur der Exporte Finnlands
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