Republik Bulgarien

Bulgarien liegt im südöstlichen Europa zwischen 41° und 44° nördlicher Breite und zwischen 22° und 28° östlicher Länge. Mit einer Gesamtfläche von 111 000 km² nimmt das Land 22 % der Balkanhalbinsel ein. Das Staatsgebiet weist eine Länge von 520 km und eine Breite von 330 km auf.
Bulgarien hat gemeinsame Grenzen mit Rumänien, Serbien, Mazedonien, Griechenland und der Türkei. Im Osten bildet das Schwarze Meer die natürliche Grenze. Die Küstenlinie beträgt 3787 km. Die Grenze zu Rumänien bildet auf einer Länge von 471 km die Donau.

Wichtige Daten zum Land
 

Fläche:110 910 km²
Einwohner:8,2 Mio.
darunter 85 % Bulgaren, 8,5 % Türken, 5 % Sinti und Roma
Bevölkerungsdichte:76,2 Einw./ km²
Bevölkerungswachstum:-0,5 %/Jahr
Lebenserwartung:
71,5 Jahre
Staatsform:parlamentarische Demokratie
Hauptstadt:Sofia
Sprachen:Bulgarisch, kyrillisches Alphabet
Religionen:85 % bulgarisch-orthodoxe Christen, 13 % sunnitische Muslime,
1 % römisch-katholische Christen
Klima:nördlich des Balkangebirges Kontinental-klima mit heißen, trockenen Sommern und kalten feuchten Wintern, südlich des Balkangebirges mediterranes Klima
Bodennutzung:37 % der Landesfläche tragen Ackerland,
18 % sind Wiesen und Weiden
Wirtschaftssektoren:Landwirtschaft 12 %, Industrie 29 %, Dienstleistungen 59 % (2002)
Exportgüter:Textilien, Schuhe, Maschinen, Nahrungs- und Genussmittel
Bruttoinlandsprodukt:15 486 Mio. US-$ (2002)
Bruttosozialprodukt:1 770 US-$ pro Einw. (2002)

 

Oberflächengestalt

Bulgarien ist hinsichtlich der Oberflächengestalt ein Land der Berge mit einigen größeren Gebirgsmassiven. 28 % des Staatsgebietes werden von Hoch- und Mittelgebirgen bedeckt, weitere 41 % sind hügeliges Land. Die großen Gebirgszüge gliedern das Land in unterschiedliche Regionen.
Durch den Norden des Landes zieht sich die breite Donauniederung und das sich anschließende Donauhügelland mit Höhen von 100 bis 400 m. Hier findet sich fruchtbare Schwarzerde mit hohen Humusanteilen.
Südlich davon steigt das Land sanft zu den zerklüfteten Bergketten des Balkan (bis 2376 m hoch) an, der Bulgarien völlig durchzieht. Das Gebirge fällt dann zu der von Flusstälern durchzogenen Thrakischen Niederung ab, die bis zum Schwarzen Meer reicht. Sie ist eine Beckenlandschaft, die sich in unterschiedliche Teile gliedert. Sie wird durchflossen vom Fluss Mariza, der in südliche Richtung in die Türkei bzw. nach Griechenland verläuft, und von den Flüssen des östlichen Tieflandes, die ins Schwarze Meer münden.
Daran anschließend Über ganz Süd- und Westbulgarien erstrecken sich das Witoschagebirge, die Rhodopen, das Pirin- und das Rilagebirge mit dem 2925 m hohen Musala, dem höchsten Berg Bulgariens. Diese Gebirge trennen Bulgarien vom Ägäischen Meer.

Klima und Vegetation

In Bulgarien herrschen große landschaftliche Gegensätze vor, die sich auch in Klima und Vegetation ausdrücken. Das Klima der Tiefebene, die sich nördlich des Balkangebirges bis zur Donau erstreckt, ist von kontinentalen Einflüssen geprägt. Lediglich in den südlichen Landesteilen und an der Schwarzmeerküste ist ein Übergang zum mediterranen Klima zu spüren. Während im Norden Gras- und Getreidefluren als pontische Flora mit warmen Sommern und kalten Wintern vorherrschen, befinden sich südlich der Klimascheide des dichtbewaldeten Balkans, der den kalten Nordostwind abhält, warme und fruchtbare Beckenlandschaften. Westlich liegt das hochgelegene Becken von Sofia, während an der Südgrenze die hochgebirgsartigen, dichtbewaldeten Rhodopen das Landschaftsbild bestimmen.

Wirtschaft

Das bis 1989 durch eine kommunistische Partei planwirtschaftlich geführte Bulgarien kann allerdings erst seit einer schweren Wirtschafts- und Bankenkrise 1996 positive wirtschaftliche Kerndaten präsentieren. Als Reaktion auf die Krise leitete die Regierung ein wirtschaftliches Reformprogramm ein, das zwar harte soziale Einschnitte mit sich brachte, das Land aber auf den Weg zu einem wirtschaftlichen Neuanfang führte.

Im Außenhandel dominieren Textilien, Eisen- und Stahlprodukte, Maschinen sowie Nahrungs- und Genussmittel. Importiert werden vor allem Brennstoffe (Öl und Gas aus Russland), Mineralien und Rohstoffe, Maschinen, Metalle, chemische Erzeugnisse und Konsumgüter. Die wichtigsten Handelspartner sind Italien, Deutschland, die Russische Föderation und die Türkei.

Die Landwirtschaft (37 % der Landesfläche tragen Ackerbau, 18 % sind Wiesen und Weiden) beschäftigt noch 12% der Erwerbstätigen, wird in ihrem Beitrag zum Bruttosozialprodukt aber inzwischen von der Industrie übertroffen. Die Landwirtschaft liefert neben Tabak, Obst und Wein (an Donau und Mariza) auch Gemüse und Rosenöl für den Export. Ferner werden angebaut: Getreide (Weizen, Mais), Zuckerrüben, Sonnenblumen (Donautafelland, Marizatal), Baumwolle, Tomaten, Paprika (Marizatal) und Rosen (auf Feldern bei Kasanlak). Bedeutsam ist auch die Seidenraupenzucht. Viehhaltung wird besonders in den Gebirgen betrieben.

Die Industrie basiert auf wertvollen Braunkohlenlagern, die sich im Oberlauf der Struma und bei Dimitrowgrad befinden sowie auf Eisenerz bei Sofia. Ferner verfügt Bulgarien über Bauxit- und Steinsalzlager. Schwer-, Textil-, Lebensmittel-, Tabak- elektrotechnische und chemische Industrie sind bereits gut entwickelt. 33 % der Elektrizitätserzeugung werden in Kernkraftwerken produziert.

Die Donau, deren Länge auf dem bulgarischen Staatsgebiet 520 km beträgt, hat mit dem Hafen Russe ein wichtiger Standort. Bedeutend für die Entwicklung war der Bau der Eisenbahnbrücke von Russe nach Giurgiu in Rumänien mit einen Länge von 2,2 km im Jahre 1954. Nun ist ein Neubau einer weiteren Brücke in Angriff genommen worden. Obwohl Russe – von wo man einen weiten Blick nach Rumänien hat, eine Industriestadt ist, zeichnet sie sich durch viele blumenreiche Anlagen und Parks aus. Die Schwarzmeerhäfen Varna und Burgas sind auch als Seebäder entwickelt.

Bevölkerung

Bulgarien zählt zu den wenigen Ländern, deren Einwohnerzahl in den letzten Jahren nicht zu-, sondern rapide abgenommen hat. Wurden 1985 noch 8,95 Millionen Bulgaren gezählt, sind es jetzt nur noch knapp 7,4 Millionen. In der Hauptstadt Sofia leben fast als 1,5 Mio. Menschen. Die Bevölkerungsdichte beträgt 76,2 Einw./km², der Anteil der Stadtbevölkerung beträgt 68,3 %. Damit gehört Bulgarien zu den am stärksten verstädterten Ländern Südosteuropas.

Der überwiegende Teil der Bevölkerung besteht aus Bulgaren. Die türkische Minderheit beträgt 8,5 % der Bevölkerung, sie lebt vorwiegend in den nordöstlichen Gebieten Bulgariens und in den Rhodopen. Kleinere Minderheiten sind Mazedonier und Roma und Sinti.

Tourismus

Bevorzugte touristische Gebiete sind das Schwarze Meer und die Gebirge Bulgariens.

Von seinem Charakter her ist das Schwarze Meer ein Binnenmeer, das fast von allen Seiten von Land umschlossen ist. Die einzige Verbindung nach außen führt durch den Bosporus zum Marmarameer und von dort aus durch die Dardanellen zum Mittelmeer. Das Schwarze Meer liegt an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien. Im Westen liegen die Küsten des Balkans mit Rumänien und Bulgarien, im Norden Russland und die Ukraine, im Westen Georgien mit den Bergen des Kaukasus und im Süden erstreckt sich die Türkei.
Die Fläche des Schwarzen Meeres beträgt 413 500 km². Das Meer breitet sich über eine maximale Länge von 1148 km und eine Breite von 615 km aus. Seine maximale Tiefe liegt bei 2245 m. Die durchschnittliche Tiefe beträgt 1245 m.
Der Name Schwarzes Meer erscheint erstmals im Mittelalter. Wahrscheinlich ergab sich der Name aus „stürmisches Meer“, denn die Winde machten das Segeln sehr gefährlich. Eine Reihe großer europäischer Flüsse münden in dieses Meer, so Donau, Dnepr, Dnestr, Don. Der Salzgehalt ist niedriger als in anderen Meeren, er beträgt nur 1,75 %.
Das Meer hat einen  positiven Einfluss auf das Klima der bulgarischen Schwarzmeerküste. Im August kann die Wasseroberfläche 39 °C erreichen. Der Herbst weist klare und heiße sonnige Tage auf. Da das günstigere Sommertemperaturen als in anderen Gebieten des Mittelmeers mit gleicher geographischer Breite sind, haben sich hier zahlreiche Badeorte entwickelt, so bei Varna. Es ist nach Sofia und Plovdiv die drittgrößte Stadt. Sie vereinigt aufgrund ihrer Lage am Schwarzen Meer die Funktion einer Bade-, Heil-, Hafen- und Industriestadt. In den 50er Jahren wurde nördlich von Varna ein moderner Badeort, „Goldstrand“ aufgebaut. Ähnlich wie am „Sonnenstrand“ südlich von Varna und nordöstlich von Burgas  entstanden viele Bade- und Kureinrichtungen.

Bulgarien besitzt mehrere interessante Gebirge und zieht damit zahlreiche Touristen an.
Die Rhodopen bilden ein Labyrinth von Bergen, Tälern und Schluchten, ihre Hänge weisen keine steilen Neigungen auf. Auf den Hängen und in den Tälern wachsen Wälder und wurden üppige Weiden angelegt. Die höchste Erhebung des Gebirges weist 2191 m auf. Viele Flüsse schneiden sich in die Rhodopen ein, gespeist aus vielen Karstquellen. Für den westlichen Teil des Gebirges ist Nadelwald charakteristisch, während im Ostteil des Gebirges unterschiedliche Baumarten gedeihen. Das Balkangebirge durchzieht Bulgarien in der gesamten Ausdehnung. Seine Länge beträgt 530 km, seine Breite 15–50 km. Seine höchste Erhebung ist 2376 m hoch. Auf seinen Hängen wachsen in der niedrigsten Vegetationsstufe Buchenwälder, in die sich Fichten mischen. In höheren Lagen treten Kiefernwälder auf. In der subalpinen Zone wachsen zwergwüchsige Bäume, darüber befinden sich alpine Weiden. Der Pirin ist das zweithöchste Gebirge in Bulgarien. Es hat eine größere Anzahl von Gipfeln, die über 2000 m hoch sind. Sein nördlicher Teil stellt wegen des Reliefs, des Klimas, der Flora und Fauna ein richtiges Paradies für Bergsteiger dar. Aufgrund der großen Höhenunterschiede kommt es zu einer außerordentlichen Formenvielfalt. Der alpine Teil des Gebirges weist Gipfel mit über 2700 m Höhe auf. Die Wälder bestehen überwiegend aus Buchen-, Fichten- und Tannenarten.
Das Rilagebirge hat ewig schneebedeckte Gipfel, zackige Felsformationen, tiefe Schluchten und eisige Bergseen. Der höchste Berg ist der Musala mit 2925 m. Hier gibt es sowohl Wintersportzentren als auch zahlreiche Kurkliniken (Mineralquellen). Das im Rilagebirge im 10. Jh. gegründete Kloster ist nicht nur das älteste, sondern zugleich auch stilvollste und größte Kloster Bulgariens. Die Klostergebäude (1816 nach Zerstörung während der Türkenherrschaft wieder aufgebaut) bilden ein unregelmäßiges Viereck und umschließen einen großen Hof, auf dem die Kirche und der Turm aus dem 14. Jh. stehen.

Aus der Geschichte

Die ersten Siedlungen auf dem Gebiet des heutigen Bulgariens reichen 7000 Jahre zurück. Mit der Besiedlung durch die Thraker beginnt die Geschichte des Staates. Nach dem Einfall der Römer um die Zeitenwende fallen diese Gebiete bei der Teilung des Römischen Reiches 395 an das Oströmische (Byzantinische) Reich. Danach siedelten im 6./7. Jh. slawische Stämme in diesem Raum und im Jahr 679 bildete sich der erste Staat auf dem Gebiet des heutigen Bulgarien heraus (Erstes Bulgarenreich).Um die 1. Jahrtausendwende n. Chr. erstarkte der Staat, aber kurz danach unterwirft der byzantinische Kaiser das Bulgarenreich. Erst 1185 erfolgt die bulgarische Eigenstaatlichkeit (Zweites Bulgarisches Reich) Aber 1396 besetzen die osmanischen Türken ganz Bulgarien und das Gebiet wurde Teil des Osmanischen Reiches. Ihre Herrschaft bringt dem Staat eine 500 Jahre währende Stagnation, denn erst 1877/78 wird die osmanische Fremdherrschaft im Russisch-Türkischen Krieg beendet. Bulgarien erklärte sich 1908 zum unabhängigen Zarenreich. Im Ersten Weltkrieg näherte sich Bulgarien Deutschland an und nahm seit 1915 an dessen Seite am Krieg teil. Auch im Zweiten Weltkrieges schließt sich Bulgarien Deutschland, Italien und Japan an. 1943 erklärt die UdSSR dem Land den Krieg und 1944 marschieren sowjetische Truppen in Bulgarien ein.
Bulgarien wird 1946 Volksrepublik mit führender kommunistischer Partei und herrschender Planwirtschaft. Auch hier tritt 1989 eine politische Wende ein. Seit 2007 ist Bulgarien Mitglied der Europäischen Union.

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