Der 30-jährige Krieg hatte die Position der Habsburger, die in Österreich und Spanien (samt den spanischen Niederlanden) herrschten, geschwächt. Zudem war Frankreich mit den nach Österreich vordringenden und 1683 Wien belagernden Türken verbündet, zu deren Abwehr viele Fürsten des Deutschen Reiches Hilfstruppen bereitstellten. Diese Situation wollte LUDWIG XIV. nutzen, um die Grenzen seines Königsreiches bis zum Rhein auszudehnen.
Er bediente sich dazu diplomatischer, juristischer und nicht zuletzt militärischer Mittel. Durch Unterstützungsgelder (Subsidien) warb er unter den Feinden seiner Feinde neue Bündnispartner an. Seine Hofjuristen machten mit teils fadenscheinigen Begründungen dynastische Erbansprüche auf vakante Herrscherposten geltend, die LUDWIG XIV. in sogenannten Erbfolgekriegen durchzusetzen versuchte. Dabei konnte er sich auf das größte und zugleich am besten ausgerüstete (stehende) Heer Europas stützen, dessen 200 000 Soldaten in ständiger Kriegsbereitschaft gehalten wurden.
Seinen ersten kleineren Feldzug unternahm LUDWIG XIV. im sogenannten Devolutionskrieg (Krieg um die Amtsnachfolge) gegen die spanischen Niederlande. Bereits ein Jahr vor Beginn seiner Regentschaft hatte der Monarch durch die Heirat der spanischen Prinzessin MARIA THERESIA den französischen Einfluss auf Spanien begründet. Nun erhob er im Namen seiner Frau Ansprüche auf die unter spanischer Herrschaft befindlichen südlichen Niederlande. Das französische Heer marschierte 1667 in diese Gebiete ein, sah sich aber durch den Widerstand der angrenzenden Vereinigten Niederlande und ihrer Verbündeten zum Abschluss eines Friedensvertrages genötigt. Im Frieden von Aachen erhielt Frankreich 1668 lediglich die Stadt Lille und ihr Umland als Kriegsbeute zugesprochen.
Um den Widerstand der Niederlande zu brechen und das französische Staatsgebiet im Nordosten zu erweitern, griff die Armee LUDWIGS 1672 ein zweites Mal an. Vor dem Ansturm der französischen Truppen zogen sich die Niederländer unter Führung von WILHELM VON ORANIEN (dem späteren englischen König) erst hinter die Deiche zurück, die sie dann durchstießen, um Frankreich am weiteren Vormarsch zu hindern. Geschützt durch das Wasser, gelang es ihnen, eine europäische Koalition, der sich auch Spanien und das Deutsche Reich anschlossen, zu schmieden, die der französischen Armee entgegentrat. Daraufhin lenkte LUDWIG XIV. ein und ließ in Nimwegen Friedensverhandlungen führen. Durch den 1678 unterzeichneten Frieden von Nimwegen gewann Frankreich auf Kosten Spaniens die Freigrafschaft Burgund (Franche-Comté) hinzu, während die Vereinigten Niederlande keine Gebietsverluste erlitten.
Es schlossen sich weitere kleine, durch juristische Kunstgriffe begründete Eroberungen an, die als Réunion – als Abrundung und Vervollständigung des französischen Territoriums – verbrämt wurden. Dazu gehörten:
Ein neuer Krieg entzündete sich 1688 wiederum aufgrund von Erbstreitigkeiten. Nach dem Tod des pfälzischen Kurfürsten KARL II. wollte LUDWIG seine Schwägerin LISELOTTE VON DER PFALZ als Nachfolgerin durchsetzen. Dazu ließ er seine Truppen in die Pfalz einmarschieren. Vom französischen Kriegsminister FRANCOIS MICHEL LE TELLIER wurde der Pfälzische Erbfolgekrieg als Zerstörungsfeldzug deklariert, bei dem die Städte Worms, Speyer, Heidelberg und Mannheim in Schutt und Asche gelegt und ihre Bewohner vertrieben wurden. Angesichts der brutalen französischen Kriegführung bildete sich bald ein neues Bündnis europäischer Staaten. Angeführt von WILHELM VON ORANIEN, der 1689 zum König Englands gekrönt worden war, zwang dieses Bündnis Frankreich schließlich zum Rückzug aus der Pfalz. Im Frieden von Rijswijk musste Frankreich 1697 erstmals Gebiete (u. a. Lothringen und Luxemburg) abtreten.
Als 1700 der letzte Habsburger auf dem spanischen Thron verstarb, rief LUDWIG dessen Universalerben PHILIPP VON ANJOU zum spanischen König aus. Daraus entwickelte sich der Spanische Erbfolgekrieg, da auch die österreichischen Habsburger Ansprüche auf die spanische Krone erhoben. Auf dem Spiel standen nicht nur die Machtverhältnisse in Europa, sondern auch die von Spanien eroberten amerikanischen Kolonien, die je nach Ausgang des Krieges entweder Frankreich oder Österreich zufallen würden. Durch die Übernahme des spanischen Kolonialbesitzes hätte Frankreich die Vorherrschaft des holländischen und englischen Handels brechen können.
In Europa musste sich das mit Bayern und dem Erzbistum Köln verbündete Frankreich gegen die Große Allianz (England, Österreich, die Niederlande, dann auch Preußen, Portugal und Savoyen) behaupten, in Übersee führte es den Krieg gegen die Kolonialmacht England. Die französische Armee erwies sich den alliierten Truppen und dem Geschick der englischen und österreichischen Feldherren JOHN CHURCHILL (Herzog von Malborough) und PRINZ EUGEN VON SAVOYEN-CARIGNAN nicht gewachsen.
Nach der verheerenden Niederlage von Oudenaarde 1708 war LUDWIG XIV. zu weitreichenden Zugeständnissen bereit, um Frieden zu schließen. Diese schlossen sogar den Verzicht auf die spanische Erbfolge und die Rückgabe der in den vorausgegangenen Kriegen eroberten Gebiete ein.
Das Blatt wendete sich jedoch, als 1711 durch den Austritt Englands die Große Allianz zerbrach. Die Friedensverträge von Utrecht (1713) und Rastatt (1714) sicherten dem französischen Favoriten PHILIPP die spanische Krone. Allerdings musste Frankreich deutliche Einbußen hinnehmen. Teile des französischen Kolonialbesitzes gingen an England über. Österreich erhielt bedeutende spanische Besitzungen (u. a. die spanischen Niederlande und Mailand) zugesprochen. Außerdem verboten die Friedensverträge eine Vereinigung Spaniens mit Frankreich. Der Friedensschluss entsprach vor allem dem englischen Bestreben, Frankreich nicht allzu sehr zu schwächen, um in Europa ein stabiles Machtgleichgewicht (balance of power) zu erhalten.
Die absolutistische Hegemonialpolitik LUDWIGS XIV. – also sein Streben nach europäischer Vorherrschaft – hatte Frankreich trotz zahlreicher, äußerst kostspieliger Kriege nicht wesentlich mehr als einen riesigen Schuldenberg eingetragen. Neben dem habsburgischen Österreich, dessen Einfluss in Europa nicht entscheidend abgenommen hatte, entstanden neue europäische Großmächte – in erster Linie England, später auch Preußen – mit denen sich Frankreich arrangieren musste. Zudem erweiterte bereits der Spanische Erbfolgekrieg die Konfliktfelder über die europäischen Grenzen hinaus. Neue kriegerische Auseinandersetzungen außerhalb Europas zeichneten sich durch die englische Kolonialpolitik in Nordamerika und Indien ab.
Stand: 2010
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