- Lexikon
- Geschichte
- 7 Von der Reformation bis zum Absolutismus
- 7.7 Aufgeklärter Absolutismus
- 7.7.2 Der Absolutismus in Preußen
- Alltag unter Friedrich II. – Essen zu Hofe und im Volke
So gut wie der sprichwörtliche Gott in Frankreich aß FRIEDRICH DER GROSSE nicht. Die Potatos (Kartoffeln) überließ der preußische Potentat lieber seinem Volke.
Der hagere Sohn war wohl ein besserer Futterverwerter. Es ist verbrieft dass an einem normalen Wochentag , am Freitag, dem 27. Juni 1749, die königliche Tafel sich unter folgenden Leckereien bog.
Zum ersten Gang: zweierlei Hühnersuppen, Hamburger Rindfleisch, Rinderbraten mit Sardellensoße, Lammpastete, Hecht mit Meerrettich, Zander in Petersiliensoße, Taube mit Krebsen, Blei auf Sauerampfer, junge Mohrrüben, grüne Erbsen und Scholle.
Zum zweiten Gang aßen seine Majestät: gebratenes Reh, gebratene Gänse, Hühner, gebratenes Lamm, Krebse naturell, Aal blau, Braunschweiger Wurst mit Ochsenzunge, grüne Erbsen mit Schinken, Bohnen mit verlorenen Eiern, Maultaschen, Konfekt, Napfkuchen.
Auch über die Tischsitten des großen FRIEDRICH ist wenig Erfreuliches zu melden. Zeitgenossen berichteten, dass er sich an der Tafel mehr der Finger als der Gabel bedient haben soll. Esstuch und Kleidung wiesen nach dem Mahle zahlreiche Flecken auf. Man wusste so immer, was der König gesessen hatte.
Magere Näpfe
Seine Soldaten allerdings hielt FRIEDRICH wesentlich kürzer.
Eine (preußisch genaue) Aufstellung teilt die Tagesration pro Mann mit:
1029 g Roggenbrot oder 514 g Zwieback,
257 g frisches oder gesalzenes Fleisch oder 128 g Speck,
32 g Salz,
48 g Butter,
57 Milliliter Branntwein und 859 ml Bier.
Damit lebten die Soldaten geradezu fürstlich gegenüber den armen preußischen Bauern, die sich in knappen Jahren vorwiegend von Roggenbrot oder Haferbrot, Linsen, Erbsen oder Kohl ernährten. Dazu gab's Wasser oder Molke. Die Hauptmahlzeit bestand aus Brei, einem mit Milch oder Wasser angemachten Getreidemehl oder -schrot. Der knappen Jahre gab es viele. In Deutschland war jedes 4. Jahr seit dem Dreißigjährigen Krieg ein Hungerjahr. Im 18. Jh. gab es zehn Hungerperioden mit unzähligen Opfern unter der Bevölkerung. Nebenbei bemerkt steigerte man damals das Wort arm. Arm war der, der keinen eigenen Herd besaß, aber „wirklich“ arm war der, der keine Schuhe hatte.
Ausgelöst durch den Handel mit Übersee, durch Ansiedeln fremder Landsleute wie der Hugenotten vollzog sich im 18. Jh. ein Umbruch in der Ernährungsweise. Kartoffeln und Kaffee kamen von jenseits des großen Teiches. Kartoffeln wurden bald heimisch und schnell ein Volksnahrungsmittel.
Auf FRIEDRICH DES GROSSEN Tisch suchte man sie allerdings vergeblich. Den Kaffee aber gönnte er seinen Untertanen hingegen nicht. Kaffeeschnüffler machten die Straßen preußischer Städte unsicher. Deshalb bestand der Morgenkaffee, der die ursprüngliche Morgensuppe ablöste, aus „Blümchenkaffee“. Zu den heimischen Küchenkräutern und Salz kamen exotische Gewürze wie Pfeffer, Zimt Muskat und Nelken hinzu. Von Hause aus waren die Preußen Kohlfreunde. Die heute so beliebten Gemüsebohnen, Spargel oder Blumenkohl brachten die Hugenotten ins Land, zugleich auch das Wissen über deren Anbau.
Von den Einwanderern übernahm man auch die Karbonade, den Zucker aus Rüben, die typisch berlinische Bulette und später die „Weiße“, ein obergäriges Bier. Der Eindruck, dass unsere Vorfahren gesünder gelebt hätten, trügt. Zwar aßen sie nicht so fett wie wir und arbeiteten schwerer, aber die Salzmengen waren enorm! Außerdem war das Vorkochen und mehrmalige Aufwärmen an der Tagesordnung. Danach hatte sich bestimmt auch das letzte Vitamin verdünnisiert. Skorbut, Tuberkulose, Durchfall gehörten zu den alltäglichen Krankheiten. Die Giftskandale um Lebensmittel von heute wirken gegen die damalige Kanonade auf die Gesundheit wie harmlose Schreckschüsse.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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