- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.2 Europa
- Republik Frankreich
Frankreich wird im Westen vom Atlantik und im Nordwesten vom Ärmelkanal begrenzt. Im Nordosten sind Belgien und Luxemburg, im Osten Deutschland, die Schweiz und Italien die Nachbarländer. Im Süden grenzt Frankreich schließlich an das Mittelmeer, an Spanien und Andorra (Bild 1).
Frankreich gliedert sich verwaltungsmäßig in 96 Departements, die in 22 Regionen liegen. Das Land besitzt außerdem zahlreiche Überseegebiete. Dabei handelt es sich um die Überreste des französischen Kolonialreiches, das bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Teile Afrikas, Südostasiens, Mittelamerikas und Ozeaniens umfasste. Einige dieser Gebiete, wie Guadeloupe, Martinique, Réunion oder Französisch-Guayana, sind sogenannte Überseedepartements und haben dieselben Rechte wie die unmittelbar im Mutterland liegenden Departements.
Frankreich und Nachbarländer
Der Kernraum Frankreichs ist das Pariser Becken. Dabei handelt es sich um ein Schichtstufenland. Es erstreckt sich zwischen den alten Gebirgsmassiven der Ardennen und Vogesen im Osten, dem Zentralmassiv mit seinen Vulkankuppen im Süden und der Halbinsel Bretagne im Westen.
Über die niedrige Schwelle von Poitou steht das Pariser Becken mit dem Aquitanischen Becken um Bordeaux in Verbindung, das sich in Südwestfrankreich bis an den Golf von Biscaya erstreckt.
Im Südwesten und Südosten bestimmen Hochgebirge das Landschaftsbild: die Pyrenäen an der spanischen Grenze und die französischen Westalpen. In den Westalpen befindet sich mit dem 4807 m hohen Montblanc der höchste Gipfel Europas.
Der sehr schmale Mittelmeersaum mit seiner malerischen Steilküste, der Côte d`Azur, kann von Norden her über die Rhône-Saône-Furche, eine Senke zwischen Zentralmassiv und Westalpen, erreicht werden. Diese Grabenzone, die von der Rhône durchflossen wird und durch die Burgundische Pforte mit der Oberrheinebene verbunden ist, bildet eine hervorragende Verkehrsachse, die schon in frühgeschichtlicher Zeit benutzt wurde.
Von den größten Flüssen Frankreichs münden die Seine in den Ärmelkanal, die Loire und die Garonne in den Atlantik und die Rhône ins Mittelmeer. Die größten natürlich entstandenen Seen Frankreichs sind durch Strandwälle abgeschnürte Strandseen (Étangs) an der aquitanischen Küste südlich der Gironde bzw. an der Mittelmeerküste zwischen Perpignan und Marseille. Frankreich hat auch Anteil am Genfer See.
Die mit Ausnahme der felsigen Küste der Bretagne durchweg flachen Küstenregionen machen Frankreich für atlantische Luftmassen sehr offen. Die können folglich sehr weit nach Osten vordringen. Entsprechend prägt atlantisches maritimes Klima mit Niederschlägen zu allen Jahreszeiten große Teile des Landes, besonders aber die Küstenregionen (Bild 4). Im Nordwesten des Landes und im Golf von Biscaya können heftige Stürme auftreten.
Das Pariser Becken als mehr kontinentale Klimaprovinz hat deutlich weniger Niederschläge, mildere Sommer, aber auch kältere Winter.
Der Midi, der Süden und Südosten des Landes, gehört hingegen zur mediterranen Klimazone mit heißen, eher trockenen Sommern und milden, niederschlagsreichen Wintern.
Lokale Winde wie der Mistral, ein kalter trockener Fallwind, können im Rhônetal weit nach Norden vordringen.
Die Westalpen bilden wieder eine eigene Klimaprovinz mit durch das Relief bedingten großen Unterschieden. Ähnliche Bedingungen weisen auch die Pyrenäen, das Zentralmassiv und die Vogesen auf.
Die natürliche Vegetation ist in Frankreich durch die lange kulturlandschaftliche Überprägung kaum noch anzutreffen. In den Küstengebieten im Westen gibt es besonders in der Bretagne noch atlantische Heiden und Moore. Die artenreichen Laubwälder, die ehedem weite Teile des Landes bedeckten, sind weitgehend abgeholzt und der landwirtschaftlichen Nutzung gewichen.
Im Mittelmeerraum hat der immergrüne Buschwald aus Hartlaubgewächsen, die Macchie, oder deren degradierte Form, die Garrigue, die Steineichen-, Kiefern- oder Zedernbestände verdrängt.
Klimadiagramme von Brest, Paris und Marseille
Die Mittelmeerinsel Korsika ist ein stark zertaltes, wildes Gebirgsland mit einigen fruchtbaren Küstenebenen im Osten und einer reich gegliederten Westküste. Große Teile sind von Macchie oder Wald bedeckt. Wichtigste Wirtschaftszweige sind die Landwirtschaft mit Schaf- und Ziegenzucht, der Fremdenverkehr und auch die Fischerei. In den Küstenzonen gedeihen Reben, Zitrusfrüchte, Ölbäume und Korkeichen, in höheren Lagen Esskastanien- und Obstbäume. Die Korsen sprechen einen italienischen Dialekt, Amts- und Bildungssprache ist aber Französisch.
Genua verkaufte 1768 die Insel an Frankreich. Seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts verstärkten sich die Autonomiebestrebungen auf der Insel, zum Teil verbunden mit terroristischen Anschlägen. 1982 erhielt Korsika ein Autonomiestatut, das 1992 erneuert und erweitert wurde und in Frankreich gegenwärtig erneut verhandelt wird. Korsikas wohl berühmtester Sohn ist NAPOLEON BONAPARTE.
Fläche: | 543 965 km² |
Einwohner: | 60,4 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 111 Einw./km² |
Hauptstadt: | Paris |
Bevölkerungswachstum: | etwa 0,5 %/Jahr |
Lebenserwartung: (Männer/Frauen) | 75/82 Jahre |
Staatsform: | Republik |
Sprachen: | Französisch als Amtssprache |
Religionen: | Katholiken 78 %,4,5 % Muslime (vorwiegend nordafrikanischer Herkunft) |
Klima: | in weiten Teilen ozeanisch geprägtes gemäßigtes Klima, im Süden und Südosten Mittelmeerklima mit heißen Sommern und milden, feuchten Wintern |
Bodennutzung: | Ackerland 36 %, Weideland 19 %, Wald 28 % |
Wirtschaftssektoren: (Anteil am BIP,2003) | Landwirtschaft 3 %, Industrie 24 %, Dienstleistungen 73 % |
Exportgüter: | Maschinen und Geräte, Kraftfahrzeuge, chemische Produkte, Nahrungs- und Genussmittel, Eisen und Stahl |
Bruttoinlandsprodukt: | 1 757 613 Mio. US-$ (2003) |
Bruttosozialprodukt: | 24 730 US-$/Einw. (2003) |
Nur etwa 70 % der Bevölkerung sind nach ihrer sprachlichen Herkunft Franzosen. Dennoch wird die französische Sprache von fast allen Einwohnern als Muttersprache gesprochen. Als Regionalsprachen gelten Bretonisch, Baskisch, Katalanisch, Korsisch, Flämisch und Elsässisch. Ein beträchtlicher Teil der Franzosen bzw. ihrer Vorfahren sind im Ausland geboren. Der Ausländeranteil liegt aber in Frankreich deutlich niedriger als zum Beispiel in Deutschland. Dies hängt zum einen mit der Zuwanderung aus den ehemaligen Kolonialgebieten oder aus dem bis 1963 zum Mutterland gehörenden Algerien zusammen. Diese Zuwanderer gelten nicht als Ausländer, sondern als französische Staatsbürger. Zum anderen hat Frankreich ein sehr liberales Einbürgerungsrecht. So haben im Land geborene Kinder ausländischer Eltern Anspruch auf die französische Staatsbürgerschaft.
In Frankreich leben viele Nordafrikaner gettoartig in den großen Städten. Sie sind nur wenig oder gar nicht in die französische Kultur und Lebensweise integriert. Daraus entstehen nicht selten Spannungen, die sich gewaltsam entladen und in jüngster Zeit mit islamisch-fundamentalistischen Aktionen verbunden sind.
Mit knapp 100 Einw./km² hat Frankreich im Vergleich zu seinen Nachbarn Belgien oder Deutschland eine eher geringere Bevölkerungsdichte.
Die regionale Verteilung der Bevölkerung ist jedoch sehr unterschiedlich: Rund drei Viertel der Franzosen leben in Städten. Allein im Großraum Paris lebt fast jeder fünfte Franzose. Hier wohnen und arbeiten mehr als zehn Millionen Menschen. Größere städtische Agglomerationen mit jeweils mehr als 1 Mio. Einwohnern sind noch Marseille und Lyon.
Die ländlichen und gebirgigen Gegenden des Landes sind dagegen durchweg dünn besiedelt. Besonders die abgelegenen Gebiete des Zentralmassivs, der Alpen und der Pyrenäen sind nahezu menschenleer.
Trotz der seit 1882 bestehenden unentgeltlichen bekenntnisfreien Volksschule besuchen gut 17 % der französischen Schüler eine der vielen privaten, oft kirchlichen Schulen, die einen guten Ruf genießen. Das auf Reformen der Französischen Revolution zurückgehende und von NAPOLEON weiter ausgebaute System der Eliteschulen spielt eine bedeutende Rolle im französischen Bildungswesen. Der Weg in leitende Positionen in Wirtschaft und Politik ist ohne Absolvierung dieser Schulen undenkbar. Universitäten befinden sich unter anderem in Bordeaux und natürlich in Paris.
Frankreich zählt zu den fünf führenden Wirtschaftsnationen der Welt und spielt als Gründungsmitglied der EU im europäischen Einigungsprozess eine bedeutende Rolle. Es ist ein hoch entwickeltes Industrieland mit hohem Lebensstandard der Bevölkerung (Bild 6). Durch die Einbindung in die EU hat Frankreich in den letzten Jahrzehnten eine große wirtschaftliche Dynamik entwickelt. Der freie Waren- und Kapitalverkehr sowie der damit verbundene freie Wettbewerb im europäischen Rahmen hat die französischen Unternehmen belebt und zur Modernisierung und zu neuen Investitionen herausgefordert. Das Land ist wirtschaftlich eng mit seinen Partnern in der EU verbunden, mit denen es auch nahezu zwei Drittel seines Außenhandels abwickelt.
Wirtschaft, Politik und Verwaltung sind in Frankreich sehr stark zentralisiert. Alles überragender wirtschaftlicher Mittelpunkt Frankreichs ist unter diesem Gesichtspunkt der Großraum Paris.
Frankreich – Wirtschaft
Frankreich besitzt günstige natürliche Voraussetzungen für eine ertragreiche Landwirtschaft. Rund 60 % der Fläche können landwirtschaftlich genutzt werden. Das Land nimmt deshalb im EU-Raum eine führende Stellung in der landwirtschaftlichen Produktion ein und erzeugt etwa 20 % der Gesamtproduktion der EU. Nach den USA ist Frankreich weltweit der zweitgrößte Nahrungsmittelexporteur.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche wird intensiv und effektiv bewirtschaftet. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe hat sich in den letzten Jahren verkleinert, und die verbleibenden Unternehmen sind größer und leistungsfähiger geworden.
Viele Regionen Frankreichs sind für jeweils spezielle landwirtschaftliche Erzeugnisse und Veredelungsprodukte berühmt:
So dominieren in der Normandie Rinderhaltung und Milchwirtschaft, und aus den Äpfeln der zahlreichen Apfelplantagen werden Cidre gekeltert und Calvados gebrannt.
Das wintermilde Klima an der Küste der Bretagne ermöglicht einen intensiven Gemüseanbau. Außerdem kommen aus dieser Region Fische und Meeresfrüchte, allen voran die berühmten Austern.
Das Pariser Becken ist die „Kornkammer“ und „Zuckerstube“ Frankreichs. Hier werden vor allem Weizen, Mais und Zuckerrüben erzeugt.
Im Zentralmassiv und der Auvergne tritt der Ackerbau naturgemäß hinter der Rinder-, Schaf- und Ziegenhaltung zurück. Diese Regionen erzeugen deshalb eine Vielzahl von edlen Käsespezialitäten.
Sonderstellungen haben beispielsweise auch die Geflügelzucht in der Bresse, die Trüffelproduktion in der Dordogne, der Reisanbau in der Camargue und die Blumen- und Lavendelkulturen in der Provence und an der Côte d`Azur.
Frankreich ist vor Italien der größte Weinerzeuger der Welt. Berühmte Weinbauregionen sind unter anderem die Champagne, Burgund, das Bordelais und die Region Languedoc.
Frankreich verfügt über eine außerordentlich vielseitige Industrieproduktion.
Zu den traditionellen Schwerpunkten der französischen Industrie gehören die Hüttenindustrie, vor allem die Gewinnung von Eisen und Stahl sowie Aluminium, die chemische und die kosmetische Industrie.
Wichtige Branchen der Investitionsgüterindustrie sind der Maschinen- und Fahrzeugbau, die elektrotechnische und die Rüstungsindustrie.
Die Erzeugnisse der Textil- und Bekleidungsindustrie Frankreichs und nicht zuletzt der hoch spezialisierten Nahrungs- und Genussmittelindustrie spielen innerhalb Europas eine führende Rolle.
Heute haben auch einige Branchen der französischen Spitzentechnologie Weltgeltung, u. a. die Kernenergietechnik, der Bau von Hochgeschwindigkeitszügen und die Flug- und Raumfahrtindustrie, die ihr Zentrum in Toulouse hat. Europäische Raketen im fernen tropischen Regenwald
Im Überseedepartement Französich-Guayana befindet sich nordwestlich der Hauptstadt Cayenne das französische Raumforschungszentrum Kourou und eine Raketenabschussbasis, von der unter anderem die Ariane-Raketen des europäischen Raumfahrtprogramms starten.
Französisch-Guayana liegt an der tropischen Nordostküste Südamerikas zwischen Surinam und Brasilien. Fast die gesamte Fläche ist von tropischem Regenwald bedeckt. An der Küste sind Mangrovensümpfe verbreitet. Die Bevölkerung besteht aus Kreolen, Schwarzen und Asiaten. Der Küstenstrich wurde ab 1604 von Franzosen besiedelt. Seit 1816 gehört das Gebiet zu Frankreich, das von 1852 bis 1948 auf der vorgelagerten Teufelsinsel und in Cayenne berüchtigte Sträflingskolonien unterhielt.
Der Dienstleistungsbereich nimmt auch in Frankreich stetig an Bedeutung zu. Traditionell bedeutend sind das Banken- und Finanzwesen sowie die Fremdenverkehrsbranche. Mit jährlich rund 70 Mio. Besuchern aus dem Ausland ist Frankreich das weltweit beliebteste Reiseland.
Zielgebiete des Touristenstroms sind Paris, die Mittelmeerküste, die Seebäder der Normandie, der Bretagne und der Atlantikküste, das Loiretal mit seinen berühmten Schlössern, Burgund, die Provence und das Elsass.
In den französischen Alpen entstanden moderne Wintersportzentren, u. a. in der Region um Grenoble. Das in allen Bereichen gut ausgebaute Verkehrsnetz ist auf den Großraum Paris ausgerichtet. Die staatliche Eisenbahngesellschaft SNCF betreibt unter anderem ein hochmodernes Streckennetz mit den Hochgeschwindigkeitszügen TGV. Wichtige Binnenwasserwege sind die Seine zwischen Paris und Le Havre, die Rhône, vor allem unterhalb von Lyon, und der elsässische Teil der Rhein-Rhône-Verbindung. Früher bedeutende künstliche Wasserstraßen, wie der im 17. Jahrhundert angelegte Canal du Midi, der den Atlantik mit dem Mittelmeer verbindet, haben heute nur noch eine touristische Bedeutung.
7./6. Jh. v. Chr.: Kelten wandern ins heutige Frankreich ein.
51–58 v. Chr.: CAESAR unterwirft Gallien.
482–511: CHLODWIG errichtet in weiten Teilen Galliens das Fränkische Reich.
768–814: Regierungszeit KARLS DES GROßEN
843: Nach der Teilung des Fränkischen Reichs im Vertrag von Verdun fällt der Westteil an KARL DEN KAHLEN.
1337: Beginn des Hundertjährigen Kriegs gegen England
1429: JEANNE D`ARC befreit das von Engländern belagerte Orléans.
1572: Höhepunkt der Religionskriege zwischen Katholiken und Protestanten mit der Ermordung der in Paris versammelten Protestanten in der Bartholomäusnacht
1661–1715: Höhepunkt des Absolutismus in Frankreich mit der Alleinherrschaft des „Sonnenkönigs“ LUDWIG XIV
1789: Beginn der Französischen Revolution mit dem Sturm auf die Bastille und Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte
1792: Beginn der Ersten Republik (bis 1814)
1799: Beginn der Herrschaft NAPOLEON BONAPARTES
1814: NAPOLEON wird zur Abdankung gezwungen, die Bourbonen kehren auf den Thron zurück.
1848: Februarrevolution und Ausrufung der Zweiten Republik
1870/71: Mit der Niederlage Frankreichs im Deutsch- Französischen Krieg endet das Zweite Kaiserreich unter NAPOLEON III., und die Dritte Republik beginnt.
1914–1918: Frankreich gehört zu den Siegermächten im Ersten Weltkrieg.
1940: Deutsche Truppen besetzen im Zweiten Weltkrieg große Teile Frankreichs.
1944: Landung der Alliierten in der Normandie
1946: Beginn der Vierten Republik mit einer neuen demokratischen Verfassung
1957: Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) mit Frankreich als Gründungsmitglied
1963: Vertrag mit der BRD über die deutsch-französische Zusammenarbeit
1992: Die Bevölkerung Frankreichs stimmt dem Vertrag von Maastricht zu.
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