- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.2 Europa
- Königreich Dänemark
Dänemark nimmt eine Brückenstellung zwischen Mitteleuropa und Skandinavien ein (Bild 1). Bis auf die gemeinsame Landgrenze mit Deutschland im Süden ist Dänemark ein Halbinsel- und Inselstaat zwischen zwei Meeren: Im Westen grenzt das Land an die Nordsee, im Norden und Nordosten an die Ostseeausgänge Skagerrak bzw. Kattegatt. Der östliche Landesteil und die vorgelagerten Inseln sowie die Insel Bornholm liegen in der westlichen Ostsee. Die Hauptstadt Kopenhagen befindet sich auf der Insel Seeland im Öresund. Dänemark ist Teil der Europäischen Union, aber nicht der Eurozone. Zum Staatsgebiet gehören auch die im Nordatlantik liegenden Färöer und das geografisch schon zu Nordamerika zählende Grönland, die sich beide selbst regieren.
Dänemark und Nachbarländer
Knapp zwei Drittel der Landfläche Dänemarks entfallen auf die Halbinsel Jütland. Das restliche Drittel besteht aus etwa 480 Inseln, von denen rund 100 bewohnt sind. Die größten Inseln sind Læsø in der Nordsee, Seeland, Fünen, Langeland, Møn, Lolland und Falster zwischen Kattegat und Ostsee sowie die vor Südschweden gelegene Ostseeinsel Bornholm.
Zwischen Jütland, das im Norden mit Kap Skagen endet, und Südschweden führen drei Meeresstraßen durch die großen Inseln in die Ostsee: der Kleine Belt, der Große Belt und der Øresund. In weiten Teilen ist Dänemark Tiefland, eine Fortsetzung des Norddeutschen Tieflands. Deshalb bestehen auch hier die Oberflächenformen aus eis- und nacheiszeitlichen Ablagerungen. Im Westen liegen die von Geestinseln und eingeebneten Grundmoränenflächen durchsetzten jütländischen Heidegebiete. Im Osten befinden sich stärker geformte Grundmoränenlandschaften mit fruchtbaren Lehmhügelländern. Dort liegt auch mit 173 m die höchste Erhebung des Landes.
Die Küstenformen sind differenziert: An die Watten- und Marschküste nahe der deutschen Grenze schließt sich an der Nordsee eine Ausgleichsküste mit dünenbesetzten Nehrungen an. Die Küsten der Ostseeinseln haben vielfach Boddencharakter, während die Ostküste Jütlands die Fortsetzung der norddeutschen Fördenküste mit guten Naturhäfen darstellt. Nur auf Bornholm wurde das Grundgebirge vom Inlandeis im Pleistozän freigelegt. Deshalb treten hier Granite und Gneise zutage.
Dänemark hat bei vorherrschenden West- und Südwestwinden Seeklima mit kühlen Sommern und milden Wintern und einer relativ hohen Luftfeuchte (Bild 3). Die mittleren Temperaturen liegen im Sommer bei 16 bis 18 °C, im Winter um 0 °C. Die jährlichen Niederschlagssummen nehmen vom Westen mit etwa 800 mm nach Osten hin ab (auf Bornholm 450 mm).
Dänemark liegt an der Nordgrenze der mitteleuropäischen Laubwaldregion. Allerdings sind nur noch gut 10 % des Landes bewaldet. Fast zwei Drittel der Landesfläche werden heute landwirtschaftlich und gärtnerisch genutzt.
Klimadiagramm von Kopenhagen
Die Inselgruppe der Färöer liegt im Nordatlantik zwischen Schottland und Island. Von den 25 Felseninseln und zahlreichen Schären mit einer Gesamtfläche von 1399 km² sind nur 17 bewohnt. Auf ihnen leben 45400 Menschen. Auf der größten Insel Streymoy liegt die Hauptstadt Tórshavn, in der etwa ein Drittel der Inselbewohner leben. Die färöische Sprache, die eng mit dem Isländischen verwandt ist, ist neben dem Dänischen Amtssprache.
Das Klima ist infolge der Wirkungen des Golfstroms trotz hoher Breitenlage relativ mild, aber sehr feucht. Baumlose Moore und Heiden bestimmen deshalb das Landschaftsbild. Die überwiegend steilen Küsten sind durch Fjorde stark gegliedert. Haupterwerbs- und Wirtschaftszweig ist, noch vor der früher dominierenden Schafzucht, der Fischfang, vor allem auf Dorsch und Hering, und die Fischverarbeitung. Mit einer Fläche von etwa 2,2 Mio. km² ist Grönland die größte Insel der Erde. Sie gehört geografisch gesehen zum arktischen Teil von Nordamerika.
Die Wikinger, die als erste Europäer die Insel um 875 entdeckten, nannten sie „grünes Land“ (dänisch: Grønland). Damals herrschten anscheinend noch günstigere klimatische Bedingungen als heute.
Gegenwärtig leben etwa 56000 Grönländer auf der Insel. Die Hauptstadt Nuuk, dänisch Godthåb, liegt an der Südwestküste der Insel.
Grönland ist zu mehr als 80 % ganzjährig von Eis bedeckt. Der eisfreie Raum liegt überwiegend in der Nähe der Küste, wo sich hohe Randgebirge erheben, die im Osten im Gunnbjørns Fjeld bis zu 3700 m aufsteigen. Das Inlandeis erreicht eine Stärke von mehr als 3 km. Im Norden und Westen erreichen die Gletscher die Küste und schieben sich ins Meer. Hier „kalben“ sie durch das abbrechende Eis gewaltige Eisberge. Im Bereich des Inlandeises und im Norden herrscht polares Klima. Selbst im Sommer liegt der Temperaturdurchschnitt nicht über 0 °C. Der Süden hat etwas milderes Klima mit Julitemperaturen um 7 °C und einem Februarmittel von etwa –8 °C.
Fisch- und Robbenfang sind noch immer die Haupterwerbsquellen. Der Bergbau gewinnt aber beständig an Bedeutung. Unter dem Inlandeis wurden große Vorkommen an Erdöl, Kupfer, Gold und anderen wertvollen Rohstoffen entdeckt. Weitere werden vermutet.
Die mit dem Bergbau verbundenen Zukunftsperspektiven haben die Unabhängigkeitsbewegung auf der Insel nachhaltig gestärkt, infolge der drohenden Umweltverschmutzung aber auch Umweltschützer auf den Plan gerufen.
Fläche: | 43 094 km² |
Einwohner: | 5,4 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 125 Einw./km² |
Hauptstadt: | Kopenhagen |
Bevölkerungswachstum: | etwa 0,2 %/Jahr |
Lebenserwartung: (Männer/Frauen) | 74/79 Jahre |
Staatsform: | Parlamentarische Monarchie |
Sprachen: | Dänisch und färöische Sprache als Amtssprachen |
Religionen: | Protestanten 90 %, katholische und andere Minderheiten |
Klima: | feuchtgemäßigtes Seeklima mit kühlen Sommern und nach Osten abnehmenden Niederschlägen |
Bodennutzung: | Ackerland 59 %, Weideland 4 %, Wald 10 % |
Wirtschaftssektoren: | Landwirtschaft 2,1 %, Industrie 26,4 %, Dienstleistungen 71,5 % |
Exportgüter: | Fleisch und Fleischprodukte, Maschinen und Apparate, medizinische und pharmazeutische Produkte, Fischereierzeugnisse |
Bruttoinlandsprodukt: | 211 888 Mio. US-$ (2003) |
Bruttosozialprodukt: | 33 570 US-$/Einw. (2003) |
Die Bevölkerung besteht fast ausschließlich aus Dänen. Die auf 35000 Menschen geschätzte deutschsprachige Minderheit in Südjütland (Nordschleswig) hat ebenso wie die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein auf der anderen Seite der Grenze besondere politische Rechte, in diesem Fall sogar eine eigene Vertretung im Parlament.
Mehr als 85 % aller Dänen leben in städtischen Siedlungen, mehr als ein Drittel davon in und um Kopenhagen. Weitere Großstädte mit mehr als 100000 Einwohnern sind Århus, Odense und Ålborg. Das Bildungswesen, Gesundheitswesen und andere Bereiche des öffentlichen Lebens sind sehr gut ausgebaut und machen Dänemark zu einem Wohlfahrtsstaat.
Das ehemalige Agrarland Dänemark hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem modernen Industriestaat entwickelt. Die Effizienz der Industrie und des leistungsfähigen Dienstleistungssektors macht Dänemark, gemessen am BSP/Einw., zu einem der reichsten Staaten der Erde.
In der dänischen Volkswirtschaft besitzt auch die Land- und Forstwirtschaft einschließlich der Fischerei immer noch große, wenn auch tendenziell abnehmende Bedeutung. Die intensive ackerbauliche Produktion auf den fruchtbaren Moränenlandschaften erzeugt vor allem Getreide (Gerste und Weizen) und Hackfrüchte (Kartoffeln, Zuckerrüben). Eine zunehmende Rolle spielen Gärtnereien, die Blumen und Zierpflanzen anbauen.
Knapp die Hälfte des Gesamtwerts der landwirtschaftlichen Erzeugung erbringt allerdings die Viehwirtschaft, die auch ein wichtiger Devisenbringer für das Land ist. Im Vordergrund steht dabei die Schweinezucht. In Dänemark wird u. a. das sogenannte Bacon-Schwein für den britischen Markt gezüchtet.
Dänemark – Wirtschaft
Dänemark ist ein rohstoffarmes Land. Ausnahme ist die Erdölförderung vor der Nordseeküste, die zunehmend die Abhängigkeit des Landes vom Export von Energieträgern verringern hilft. Darüber hinaus wird die Nutzung regenerativer Energiequellen gefördert. So sind dänische Hersteller seit Jahren führend in der Entwicklung und Produktion von Windkraftanlagen.
In der vielseitigen Industrie spielen traditionell die Herstellung von Nahrungs- und Genussmitteln, wie Konserven, Zucker, Margarine, Schokolade, Bier und andere alkoholische Getränke, und von Konsumgütern (Textilien, Bekleidung, Möbel) eine bedeutende Rolle. Daneben gibt es eine bedeutende Metall verarbeitende Industrie mit dem Maschinen- und Schiffbau. Die chemische Industrie des Landes produziert vor allem Düngemittel und Pharmazeutika.
Bei weitem wichtigster Industriestandort ist der Ballungsraum Kopenhagen. Die Haupthandelspartner sind Deutschland, Schweden, Großbritannien, Norwegen und die USA. Von zunehmender Bedeutung für das Land ist der Tourismus. Die meisten Touristen kommen aus Schweden und Deutschland. Ihre bevorzugten Ziele sind die Dünengebiete und Inseln Westjütlands, die Hauptstadt Kopenhagen und die klimatisch begünstigte und an Kulturdenkmälern reiche Insel Bornholm.
Dänemark verfügt, auch bedingt durch seine Brückenfunktion, über ein sehr gut ausgebautes Verkehrsnetz. Brücken verbinden Jütland mit den großen Inseln und die Inseln untereinander. Seit 1998 gibt es ein rund 18 km langes System von Brücken und Tunneln, die Fünen mit Seeland verbinden. Mit Fertigstellung der großen Öresundbrücke im Jahr 1999 ist Mitteleuropa über Dänemark durch Tunnel und Brücken auch mit Schweden verbunden. Darüber hinaus verbinden mehrere Fährlinien Dänemark mit Deutschland. Sie führen u. a. über den Fehmarnbelt (Vogelfluglinie) und von Gedser nach Rostock. Größter Hafen und Mittelpunkt des Luftverkehrs ist Kopenhagen. Weitere wichtige Häfen befinden sich in Århus, Frederikshavn, Esbjerg und Ålborg.
um 800: König GÖTTRIK bildet einen frühen dänischen Staat.
um 1016: Unter KNUD DEM GROSSEN erreicht das dänische Nordseegroßreich, zu dem u. a. Norwegen, England und Teile Norddeutschlands gehörten, seine größte Ausdehnung.
1397 bis 1523: Die dänische Königin MARGARETE bringt die Kalmarer Union zustande, die die drei skandinavischen Königreiche Dänemark, Schweden und Norwegen umfasst.
1536: Beginn der Einführung der Reformation in Dänemark.
1814: Dänemark tritt Norwegen an Schweden und Helgoland an Großbritannien ab.
1848/50: 1. Deutsch-Dänischer Krieg um die Angliederung der Herzogtümer Schleswig und Holstein an Dänemark, der mit dem Sieg der Dänen endet
1864: Der 2. Deutsch-Dänische Krieg endet nach der Niederlage Dänemarks mit der Abtretung der beiden Herzogtümer und des Fürstentums Lauenburg an der Elbe an Preußen und Österreich.
1918: Island löst sich von Dänemark und wird selbstständiges Königreich.
1940–45: Im Zweiten Weltkrieg Besetzung durch deutsche Truppen.
1972: MARGARETHE II. wird Königin.
1973: Beitritt zur EG, später (1993) zur EU
2000: In einer Volksabstimmung lehnen die Dänen den Beitritt zur Eurozone ab.
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