- Lexikon
- Deutsch Abitur
- 4 Literaturgeschichte
- 4.2 Vorbilder für die deutsche Literatur
- 4.2.2 Die Antike als Quelle europäischer Literatur
- Rezeptionsgeschichte der Antigone
Die „Antigone“ gehört zum großen Stoffkomplex um Ödipus, der seinen Vater erschlug und seine Mutter heiratete. Schon vor HOMER wurde er in den altgriechischen – nicht erhaltenen – Epen „Oidipodeia“ und „Thebais“ behandelt.
HOMER hat in seiner „Odyssee“ die tragische Geschichte um Ödipus und Iokaste erwähnt (11. Gesang, 271–280):
Hierauf kam Epikaste, die schöne, Ödipus' Mutter,
Welche die schrecklichste Tat mit geblendeter Seele verübet.
Ihren leiblichen Sohn, der seinen Vater ermordet,
Nahm sie zum Mann! Allein bald rügten die Götter die Schandtat.
Ödipus herrschte, mit Kummer behäuft, in der lieblichen Thebä,Über Kadmos' Geschlecht, durch der Götter verderblichen Ratschluss.
Aber sie fuhr hinab zu den festen Toren des Todes,
Denn sie knüpft' an das hohe Gebälk, in der Wut der Verzweiflung,
Selbst das erdrosselnde Seil, und ließ unnennbares Elend
Jenem zurück, den Fluch der blutgeschändeten Mutter.
Die „Antigone“ von SOPHOKLES stammt aus der Zeit um 442 v. Chr. Der Stoff um Ödipus und seine Kinder wurde vom Autor in drei Werken verarbeitet:
Neben den Bearbeitungen des SOPHOKLES haben mindestens zwölf andere antike Autoren den Ödipus-Mythos bearbeitet (wie u. a. WALTER KAUFMANN in „Tragödie und Philosophie“, S. 123, darlegt), u.a.:
SENECAs Bearbeitungen waren entscheidend für die mittelalterlichen Versionen des Stoffes.
Erst mit der Renaissance tritt die Figur der Antigone erneut ins Blickfeld:
Bei FRIEDRICH HÖLDERLIN (1770–1843) wurde die „Antigone“ (1804) zur Repräsentantin des Anarchischen (siehe HÖLDERLIN-Übersetzung in der PDF "Sophokles - Antigone").
1841 wurde das Stück in Potsdam unter der Leitung von LUDWIG TIECK mit der Musik von MENDELSSOHN-BARTHOLDY aufgeführt.
1917 veröffentlichte WALTHER HASENCLEVER (1890–1940) seine pazifistisch-expressionistische „Antigone“ (siehe PDF "Walther Hasenclever - Antigone") , wofür ihm im selben Jahr der Kleist-Preis verliehen wurde.
Neue Antigone-Dichtungen entstanden besonders nach zwei verheerenden Weltkriegen im 20. Jahrhundert als Ergebnis von Herrscherwillkür. Antigone wird nun zum Symbol der Friedenshüterin und des Widerstandes gegen autokratische Politik und der Verteidigung individueller Rechte:
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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