- Lexikon
- Deutsch Abitur
- 4 Literaturgeschichte
- 4.3 Literatur des Mittelalters
- 4.3.3 Literarische Entwicklungen im 10. und 11. Jahrhundert
- Lateinische Literatur im 10. und 11. Jahrhundert
Ihnen gegenüber stand das klassische Latein als überregionale Verständigungssprache des Klerus sowie des Staates. Denn seit der Eroberung Galliens durch die Franken war das Reich ein Mehrvölkerstaat. Erst recht, nachdem KARL DER GROSSE die Sachsen besiegt hatte und mit Beginn der Ostexpansion slawische Völker, Deutsche verschiedener Stammes- und Dialektzugehörigkeit, Gallo-Franken und romanisch sprechende Menschen unter einer Krone vereint waren. Nach der Trennung des Fränkischen Reiches in das Westfrankenreich, das Ostfrankrenreich und Lotharingen konnten sich Deutsch und Französisch, sowie Italienisch als Nationalsprachen langsam entwickeln. Trotzdem wurde gerade in dieser Zeit das klassische Latein zur gängigen Schreibsprache.
Latein wurde im 10. und 11. Jahrhundert allbeherrschend mit der wachsenden Macht des Klerus, als das Lateinische auch in der Literatur Vormachtstellung errang.
Beispiele für literarische Formen sind die Werke von HROTSVITH VON GANDERSHEIM oder die Evangelienspiele.
HROTSVITH VON GANDERSHEIM (um 935–973) steht für die o.g. Entwicklung. Die mittelalterliche Mystikerin verfasste Legenden und Dramen in lateinischer Sprache. Dazu gehören die Sammlungen
in Hexametern, Distichen bzw. rhythmisch gereimter Prosa als Reaktion auf den römischen Autor TERENZ. HROTSVITH sah dessen Texte als gefährliche Lektüre an, entwarf statt der unzüchtigen Frau des TERENZ das Gegenbild der „heiligen christlichen Jungfrau“. Ihre Lesedramen beschäftigen sich mit der Bekehrung von Frauen („Pafnutius“, „Abraham“ u. a.) und Männern („Gallicanus“, „Callimachus“ u. a.).
Andere literarische Formen, die sich zu jener Zeit herausbildeten, waren u. a. die Evangelienspiele, deren Ausgangspunkt die christliche Liturgie (Gottesdienst) war. Es handelte sich um lateinische Singstücke. Diese frühen Evangelienspiele waren zunächst meist sehr kurz und hatten die Aufgabe, das kirchliche Fest auszuschmücken. Die Darsteller waren Geistliche. Sie sprachen die Dialoge (zwei, drei Sätze), dann wurde der Gottesdienst fortgesetzt. Erst allmählich erhielt das Spiel mehr Raum in der Kirche. Auch die Darsteller waren jetzt nicht mehr nur Geistliche, sondern auch Laien. Im 14./15. Jahrhundert wurde das Latein durch die Volkssprache ersetzt und das Spiel wurde dem Erfahrungsbereich des Bürgers angepasst, denn nun wurden auch schwankhafte und possenartige Einsprengsel in die religiösen Spiele möglich. Im späten Mittelalter übernahmen die Vereine der Zünfte und Gilden die Ausrichtung der Evangelienspiele.
Die Thematiken der Spiele richteten sich nach dem religiösen Anlass:
Die wichtigsten literarischen Werke des 10. Jahrhunderts schuf der St. Galler Mönch NOTKER LABEO (950–1022). Er war Lehrer der Klosterschule von St. Gallen und verfasste deutsche Bearbeitungen wichtiger lateinischer Schulschriften, um seine Schüler an diese heranführen zu können. NOTKER war, indem er lateinische Begriffe ins Althochdeutsche übersetzte, auch sprachschöpferisch tätig.
Es sind nur wenige Texte für das 11. Jahrhundertüberliefert. Vor allem wurde in Latein geschrieben. Um 1000 ist „De Heinrico“ verbürgt. Dieses Preislied ist in vierhebigen, abwechselnd lateinischen und deutschen Strophen abgefasst und schildert eine Begegnung HEINRICHs DES ZÄNKERs von Bayern (bzw. HEINRICH, dem Bruder OTTOs I.) mit seinem Neffen, OTTO III.
Die erste episch-satirische Tierdichtung in Deutschland, „Ecbasis Captivi“ (1043–1046, dt. „Die Flucht des Gefangenen“), enthält u. a. Motive aus AESOPs Fabeln und schildert, wie ein Kalb entläuft, in die Gefangenschaft des Wolfes gerät, von den anderen Tieren des Waldes gerettet wird und so zur Mutter heimkehren kann. Allegorisch meint die Fabel die Bekehrung zur Einsicht in die Gefahren der Welt. „Ecbasis Captivi“ wurde in leoninischen Hexametern gedichtet von einem Mönch des Reformklosters in Toul.
Mitte des 11. Jh. entstand der erste, frei erfundene lehrhafte Abenteuer- und Ritterroman „Ruodlieb“, Vorläufer des höfischen Romans. Verfasser ist vermutlich ein Tegernseeer Geistlicher. Das Werk ist nur fragmentarisch überliefert. Es wurde durch Motive und Strukturen des Märchens und des spätantiken Romans beeinflusst. Ritter Ruodlieb wird zum Wahrer von Frieden und Gerechtigkeit, ganz im Sinne des späteren Rittertums und Minnegesangs. So gibt das Fragment ein anschauliches Bild jener Zeit wieder. „Ruodlieb“ gilt jedoch als ein poetisches Fragment, da es sich kaum in die literarischen Traditionen der Entstehungszeit einordnen lässt.
Nur wenige deutsche Texte sind überliefert. Dazu gehören
Diese Lieder werden in den meisten Literaturgeschichten bereits zur mittelhochdeutschen Literatur gerechnet.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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