Sprach- und Dichtergesellschaften waren im 17. und frühen 18. Jh. Organisationsformen von Autoren, Gelehrten und Mäzenen. Wichtiges Anliegen war die Förderung des Deutschen als Literaturspache.
Das hatte jedoch den entschiedenen Bruch mit der einheimischen Tradition von WALTHER VON DER VOGELWEIDE bis HANS SACHS zur Folge. Schriftsteller, Gelehrte, aber auch Fürsten, Adlige und Hofbeamte waren Mitglieder dieser Sprachgesellschaften. Auffällig sind die allegorischen Vereinsnamen, die eine Gleichheit der Mitglieder untereinander ausdrücken sollte.
Fürst LUDWIG von Anhalt-Köthen gründete die „Fruchtbringende Gesellschaft“ (auch Palmorden) 1617 in Anhalt-Cöthen. Unter seiner Leitung nahm sie 527 Mitglieder auf und entwickelte sich zur größten und angesehensten der Sprachgesellschaften überhaupt. Der Palmorden nahm 1668 als erste Sprachgesellschaft eine Frau auf und hatte bis 1709 117 Mitglieder. Das Vorbild der Fruchtbringenden Gesellschaft war die „Accademia della Crusca“, die 1582 in Florenz gegründet worden war. Mitglieder der Gesellschaft waren SIGMUND VON BIRKEN, ANDREAS GRYPHIUS, GEORG PHILIPP HARSDÖRFFER, FRIEDRICH VON LOGAU, MARTIN OPITZ u. a.
Der Elbschwanenorden wurde 1660 in Hamburg gegründet von JOHANN RIST. Er zählte zwischen 1658 bis 1667 45 Mitglieder. Als RIST 1667 starb, erlosch allerdings ebenfalls der Orden.
Der Pegnesische Blumenorden ist die einzige bis heute existente Sprachgesellschaft. Er hat seinen Sitz seit seiner Gründung in Nürnberg. Der „Löbliche Hirten- und Blumenorden an der Pegnitz“ wurde 1644/45 von GEORG PHILIPP HARSDÖRFFER (Ordensname: Strephon Maienblume) und JOHANN KLAJ (Ordensname: Klajus Wiesenklee) gegründet. Ihm gehörten u. a. an: JOHANN MICHAEL MOSCHEROSCH (1601–1669), JUSTUS GEORG SCHOTTEL (1612–1676, Ordensname: Fontano I. [im Palmenorden: Gemswurz]), SIGMUND VON BIRKEN (Ordensname: Floridan Floramor) und JOHANN RIST (Ordensname: Daphnis aus Cimbrien). Über ihre Ziele schreiben die Pegnitzschäfer:
„Verehrung des Göttlichen Nahmens, Vermehrung der Teutschen Treue, und [...] das Wachsthum unserer Mutter-Sprache nach ihrer Zierde und Lieblichkeit. “
FRIEDRICH VON LOGAU (1604–1655), ebenfalls Mitglied des Blumenordens, dichtete:
Heutige Welt-Kunst
Anders sein und anders scheinen;
anders reden, anders meinen;
alles loben, alles tragen,
allen heucheln, stets behagen,
allem Winde Segel geben,
Bös' und Guten dienstbar leben;
alles Tun und alles Dichten
bloß auf eignen Nutzen richten:
Wer sich dessen will befleißen,
kann Politisch heuer heißen.
Die Sprachgesellschaften hatten auch weibliche Mitglieder. CATHARINA REGINA VON GREIFFENBERG (1633–1694) war Mitglied zweier Sprachgesellschaften: dem Pegnesischen Blumenorden unter SIGMUND VON BIRKEN, und erstes weibliches Mitglied der von PHILIPP VON ZESEN gegründeten Teutschgesinnten Genossenschaft, die zwischen 1642 und 1705 207 Mitglieder aufnahm. Der Pegnesische Blumenorden in Nürnberg zählte neunzehn weibliche Mitglieder.
Ziele: In diesen Gesellschaften ging es jedoch auch um die Erforschung des Wesens der deutschen Sprache, um literaturtheoretische und literaturkritische Fragen. Nun wurde stärker als je zuvor auf die Literaturen Italiens und Frankreichs geschaut. Es ging auch um Gelehrsamkeit und um den Gelehrtenstand, so galt ein besonderes Augenmerk der Übersetzung aus dem Französischen, Italienischen und Englischen.
Stand: 2010
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