In jeder Epoche gibt es bestimmte vorherrschende Kriegstypen (Art und Weisen der Kriegführung). Kriegstypen wandeln sich mit den gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen. Dieser Wandel war stets mit der Entwicklung der Waffentechnik verbunden, mit der Nutzung neuer Erfindungen, und in der Neuzeit mit der Technisierung des gesamten Militärwesens.
Die Entwicklung der modernen Kriege trägt folgende Merkmale:
Moderne Kriege sind immer auch Medien- und Meinungskriege.
Bestimmte Tendenzen der modernen Kriege – Lokalisierung in der Dritten Welt, Bürgerkriegscharakter, Nachschub von den internationalen Waffenmärkten – haben sich nach dem Ende des Ost-West-Konflikts generell durchgesetzt. Deswegen sprechen die Politikwissenschaftler von den Neuen Kriegen als neuem vorherrschendem Kriegstyp. Der Politikwissenschaftler HERFRIED MÜNKLER hat 2002 die neuen Kriege auch deregulierte Kriege genannt (= regellose, entstaatlichte Kriege) und ihre Kennzeichen zusammengefasst.
Deregulierter Krieg = innerstaatlicher Krieg, der ohne Anerkennung von völkerrechtlichen Regeln, humanitären Rücksichten und Vereinbarungen zum Schutz von Zivilisten, Verwundeten und Gefangenen geführt wird. Die Kriegführenden befinden sich außerhalb staatlicher Kontrolle. Es sind Soldaten zerfallender Armeen, paramilitärische Verbände, Söldner und marodierende Banden, ohne jede Bindung außer der an ihre Anführer, die Warlords, die den Krieg für sich privatisieren.
Kennzeichen deregulierter Kriege sind:
„Jeder vierte Staat Afrikas zerfällt oder hat bereits aufgehört zu existieren. Im Sudan, in Somalia, Burundi, Angola, Sierra Leone, Liberia, in der demokratischen Republik Kongo ebenso wie in der Republik Kongo (Brazzaville) herrschen Willkür und Anarchie ...
Der Reichtum der Krisenregionen ist ihr Fluch. Die Bodenschätze und Hölzer des Kongobeckens, das schwarze Gold in Angola, die Diamanten Westafrikas und das Öl im Südsudan ermöglichen es den Kriegsherren, ihre Kriege unabsehbar fortzuführen und zu finanzieren“ (Analyse eines Afrika-Korrespondenten, 2003).
Langandauernde bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Ethnien, politischen und religiösen Gruppen bestimmen die innere Lage in den Kaukasusrepubliken, in Afghanistan, Pakistan und Nepal, in Sri Lanka, Burma, Indonesien und auf den Philippinen. Deswegen sprechen Politikwissenschaftler von einem Krisenbogen von Staaten im Süden Eurasiens.
Der Krieg, den die USA mit Alliierten gegen den Irak und sein diktatorisches Regime im Frühjahr 2003 führten, wird von einigen Politikwissenschaftlern als die zweite Art neuer Kriege in der Gegenwart angesehen, nämlich als ein Hegemonial- und Ordnungskrieg der Supermacht USA.
Der Irakkrieg der USA war ein Krieg zur regionalen Neuordnung der Verhältnisse im Nahen Osten, geführt für die eigenen geostrategischen Interessen von der einzigen Hegemonialmacht im internationalen System gegen einen in jeder Beziehung unterlegenen Staat. Die Charakteristik dieses Krieges besteht darin, dass die amerikanische Supermacht mit ihm den Weg einer unilateralen (= einseitigen) Macht- und Interessenpolitik mit der Demonstration riesiger militärischer Überlegenheit fortgesetzt hat. Dabei haben sich die USA der Bindungen an internationales Recht, insbesondere an die UNO-Charta, weitgehend entledigt.
Die internationale Diskussion um diesen neuen Krieg konzentriert sich auf folgende Probleme:
Der Kriegshistoriker und Politologe HERFRIED MÜNKLER, von dem die Theorie der neuen, deregulierten Kriege stammt, hat den Irakkrieg 2003 als den anderen neuen Kriegstyp unserer Zeit beschrieben („Der neue Golfkrieg“). Er nannte ihn imperialer Krieg. Es sei anzunehmen, dass dem Irakkrieg, wenn er die von den Amerikanern erwarteten Ergebnisse zeige, weitere Kriege ähnlichen Typs folgen werden.
bewaffnete Konflikte seit 1990
Stand: 2010
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