Dadaismus

Der Dadaismus ist eine internationale Kunst- und Literaturrichtung, die 1916 in Zürich unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs entstand. Sie wollte die Kunst revolutionieren und griff deshalb Impulse aus kubistischen, futuristischen und expressionistischen Kunstrichtungen auf.

Über den Sinn von Kunst resümierten die Dadaisten in ihrem Manifest:

Hans Arp mit Hans Richter und Tristan Tzara

Hans Arp mit Hans Richter und Tristan Tzara

„Die Kunst ist in ihrer Ausführung und Richtung von der Zeit abhängig, in der sie lebt, und die Künstler sind Kreaturen ihrer Epoche. Die höchste Kunst wird diejenige sein, die in ihren Bewußtseinsinhalten die tausendfachen Probleme der Zeit präsentiert, der man anmerkt, daß sie sich von den Explosionen der letzten Woche werfen ließ, die ihre Glieder immer wieder unter dem Stoß des letzten Tages zusammensucht. Die besten und unerhörtesten Künstler werden diejenigen sein, die stündlich die Fetzen ihrer Leibes aus dem Wirrsal der Lebenskatarakte zusammenreißen, verbissen in den Intellekt der Zeit, blutend an Händen und Herzen.“
(Flugblatt 1918, abgedruckt in: Der Zweemann H. 3, 1920)

Dada-Kunst sollte neben ihrer Funktion als Provokation also Kunst für den Alltag sein, in der die Probleme der Gesellschaft aufgegriffen werden.
Im dadaistischen Manifest teilten die Dadaisten die Möglichkeiten dadaistischer Literatur mit:

  • das bruitistische Gedicht,
  • das simultanistische Gedicht.
  • das statische Gedicht.

Dabei sollte das bruitistische Element die Wahrheit der Schilderungen, das simultanistische Element die Gleichzeitigkeit der Wahrnehmungen, das statische Element das Individuelle des Wortes realistisch abbilden.

Zentren des Dadaismus waren Zürich, Paris, New York, Köln, Berlin und Hannover. Die Dadaisten lehnten die bürgerliche Kultur ab und suchten stattdessen in der Kunst nach neuen Ausdrucksformen. So strebten sie die Rückkehr zur kindlichen Naivität an und waren der Meinung, jeder Mensch sei ein Künstler.

„Der Dadaismus steht zum erstenmal dem Leben nicht mehr ästhetisch gegenüber, indem er alle Schlagworte von Ethik, Kultur und Innerlichkeit, die nur Mäntel für schwache Muskeln sind, in seine Bestandteile zerfetzt.“ (ebenda )

Die Basis des Dadaismus war der Zufall und die Beliebigkeit der Materialien. Die Dadaisten stellten den Vortrag in Form des Lautgedichts mit musikalischer Untermalung (in Form von Geräuschkulissen) in den Mittelpunkt ihrer Performances. Ihre künstlerischen Mittel waren:

  • Montagen,
  • Collagen.

Das Gedicht „macht die Worte zu Individuen, aus den drei Buchstaben Wald tritt der Wald mit seinen Baumkronen, Försterlivreen und Wildsauen, vielleicht tritt auch eine Pension heraus, vielleicht Bellevue oder Bella vista.“ (ebenda )

Die Dadaisten verbanden zuweilen bildende Kunst, Musik und Literatur. Surrealismus, Neorealismus und konkrete Poesie wurden durch die Dadaisten angeregt.

In seinem Manifest „En avant Dada“ von 1920 betrachtet HUELSENBECK als Aufgabe des Dadaismus,

„mit allen Mitteln der Satire, des Bluffs, der Ironie, am Ende aber auch mit Gewalt gegen die (deutsche) Kultur vorzugehen . . . Am besten ließe sich das in großen Vorstellungen arrangieren, wo gegen angemessene Preise alles, was mit Geist, Kultur und Innerlichkeit zusammenhängt, symbolisch geschlachtet wird.“
(Huelsenbeck, Richard: En avant Dada, Geschichte des Dadaismus. Hannover – Leipzig – Wien – Zürich: Paul Steegemann,1920.)

JOHANNES THEODOR BAARGELD
Bimmelresonnanz II

Bergamotten flotten im Petroleumhimmel
Schwademasten asten Schwanenkerzen
Teleplastisch starrt das Cherimbien Gewimmel
In die überöffneten Portierenherzen
Inhastiert die Himmelbimmel.


Feldpostbrief recochettiert aus Krisenhimmel
Blinder Schläger sternbepitzt sein Queerverlangen
Juste Berling rückt noch jrad die Mutterzangen
Fummelmond und ferngefimmel
Barchenthose flaggt die Kaktusstangen.

Lämmergeiger zieht die Wäscheleine
Wäschelenden losen hupf und falten
Zigarrinden sudeln auf den Alten
Wettermännchen kratzt an ihrem Beine
Bis alle Bimmeln angehalten.

(In: „die schammade“. Hrsg. Max Ernst und Johannes Theodor Baargeld. Köln: Schloemilch Verlag, 1920)

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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