Seit Ende des 16. Jahrhunderts besaß England die Vorherrschaft auf allen Weltmeeren. Wichtige Voraussetzungen dafür waren die erfolgreichen Seekriege gegen Spanien (Vernichtung der Großen Armada im Jahr 1588) und gegen die Niederlande. Im Zusammenhang mit der Erlangung der Seeherrschaft wurde das britische Kolonialreich, das British Empire, geschaffen:
Mit umfangreichen königlichen Privilegien ausgestattet legten englische Handelskompanien zunächst überseeische Stützpunkte an, aus denen sich später koloniale Besitzungen entwickelten:
Damit erreichte das koloniale Weltreich Großbritanniens in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts seine größte Ausdehnung. Etwa ein Viertel der Landfläche der Erde und ebenfalls ein Viertel der Erdbevölkerung unterstanden de facto der britischen Krone.
Viele der britischen Kolonien waren aber zum Zeitpunkt der größten Ausdehnung des Empire bereits weitgehend selbständige Staaten. Seit dem Verlust der nordamerikanischen Kolonien im 18. Jahrhundert gestand Großbritannien immer mehr kolonialen Territorien den Status eines Dominion zu. Dieser Status beschränkte die Abhängigkeit der Kolonie vom britischen Mutterland nur noch auf Fragen der Außenpolitik und der Verfassung. Insofern waren die Dominions sich selbst regierende Staaten innerhalb des British Empire.
Den Dominion-Status erhielten:
In diesen Dominions nahm ein Generalgouverneur die Rechte der britischen Krone wahr.
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges stiegen die Dominions vollends zu selbstständigen und dem Mutterland gleichgestellten Gliedern des Britischen Reiches auf. An der Friedenskonferenz nach Kriegsende nahmen sie mit eigenen Delegationen teil. Sie traten als autonome Staaten dem Völkerbund bei.
Auf zwei so genannten Empire-Konferenzen in London 1926 und 1927 wurde die Abhängigkeit der Dominions fast gänzlich abgeschafft:
Das Westminster-Statut von 1931 schrieb die Ergebnisse der Konferenzen rechtsverbindlich fest. Damit wandelte sich das British Empire zum British Commonwealth of Nations. Der Begriff “Commonwealth” bedeutet soviel wie öffentliches Wohl bzw. Gemeinwesen. Im 17. Jahrhundert war er als Name für den englischen Staat gebräuchlich und wurde auch auf Schottland und Irland ausgedehnt. Seit dem Westminster-Statut firmiert er jedoch als offizielle Bezeichnung für die aus dem British Empire hervorgegangene Staatengemeinschaft. Neben Großbritannien gehörten ihr die bereits oben genannten Dominions an.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangten infolge der schwindenden britischen Vormachtstellung immer mehr Kolonien ihre Unabhängigkeit. In Britisch-Indien, der „Krone“ des ehemaligen Empire, führten die Jahrzehnte langen Unabhängigkeitsbestrebungen 1947 zum Erfolg.
Nach Erringung der Unabhängigkeit blieb Indien – wie viele andere ehemalige Kolonien in Afrika, Asien, Ozeanien und Zentralamerika – Mitglied des Commonwealth. Im Zuge der Entkolonialisierung verstand sich die Staatengemeinschaft nicht mehr allein als “British”, sondern als “multiracial” (multi-ethnisch) Commonwealth of Nations.
Der lose Staatenbund umfasst heute mehr als zwei Dutzend unabhängige, gleichberechtigte, in freier Vereinigung verbundene Staaten. In diesen Staaten ist der britische Monarch
Den Staaten steht der Austritt aus dem Verbund jederzeit frei. Sie können aber auch nach Mehrheitsbeschluss ausgeschlossen werden. So wurde Ende März 2002 die Mitgliedschaft Simbabwes im Commonwealth für ein Jahr suspendiert. 2004 erklärte das von ROBERT MUGABE regierte Land seinen Austritt aus dem Staatenbund.
Gemeinsame Organe, die die Mitglieder auf eine bestimmte Politik festlegen, besitzt das Commonwealth nicht. Allerdings finden alle zwei Jahre Commonwealth-Konferenzen statt. Auf ihnen werden gemeinsame außenpolitische Probleme und Wirtschaftsfragen beraten. Im Jahr 1965 gründeten die Mitgliedsstaaten in London überdies ein für die Organisation und Koordination aller Aktivitäten zuständiges Sekretariat.
Die traditionell engen Beziehungen zwischen dem britischen Mutterland und seinen ehemaligen Kolonien spiegeln sich in den kulturellen und gesellschaftlichen Eigenheiten der Commonwealth-Staaten wider:
In vielen Staaten sind die Rechtsprechung und das Bildungswesen nach wie vor stark britisch geprägt.
Auch sportliche Beziehungen werden gepflegt. So finden alle vier Jahre die Commonwealth-Spiele mit vollem olympischen Programm statt.
Über die ganze Welt verteilt gibt es noch heute Reste des einstigen British Empire. In der Regel handelt es sich um kleinere Inseln, die noch ganz oder teilweise unter britischer Herrschaft stehen:
Weitere britische Überseegebiete mit kolonialem Status sind die Jungferninseln, die Insel Montserrat und die Turcs- und Caicos-Inseln in der Karibik sowie die durch den Film Meuterei auf der Bounty bekannte Insel Pitcairn im Südpazifik. Deren Einwohner sind (neben Tahitiern) die Nachkommen der 1790 gelandeten Bounty-Meuterer.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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