Neuseeland gehört neben Australien zu den bedeutendsten Ländern des pazifischen Kulturraums. In der Sprache der Maori heißt das Land Aotearoa – Land der langen weißen Wolke. Es liegt 1.600 km südöstlich von Australien im Pazifik. Das Land besteht aus einer Nord- und einer Südinsel mit zahlreichen kleinen Nachbarinseln. Insgesamt leben 3,68 Mio. Einwohner in Neuseeland, die meisten von ihnen auf der Nordinsel. Auch die Hauptstadt Wellington befindet sich dort. Auckland, die größte Stadt Neuseelands, zählt 1,3 Mio. Einwohner. Mit einer Fläche von 270.000 km2 ist Neuseeland etwa so groß wie Großbritannien, mit dem es im Commonwealth of Nations verbunden ist. Die Amtssprachen Neuseelands sind Englisch und Maori.
Neuseelands politisches System besteht aus einer konstitutionellen Monarchie auf der Grundlage einer parlamentarischen Demokratie. Formell gesehen ist die britische Königin ELIZABETH II. nach wie vor das Staatsoberhaupt Neuseelands. Sie wird vor Ort von einem Generalgouverneur vertreten. Momentan übt STACY CARTWRIGHT dieses Amt aus. Einfluss auf die politische Praxis hat der Generalgouverneur nicht; er kann jedoch unter bestimmten Umständen das Parlament auflösen und den Ministerpräsidenten seines Amtes entheben. Der Ministerpräsident (prime minister) ist der Regierungschef des Landes. Seit 1999 wird Neuseeland von HELEN CLARK regiert.
Die 120 Mitglieder des Repräsentantenhauses werden alle drei Jahre gewählt, wobei vier bis fünf Sitze den Maori vorbehalten sind. Bis 1996 wurde nach britischem Mehrheitswahlrecht gewählt. In dieser Zeit beherrschten die beiden großen Parteien – Labour Party und National Party – das politische Geschehen. Unter der Labour-Regierung unternahm Neuseeland 1986 den weltweit beachteten Schritt, sich zur atomwaffenfreien Zone zu erklären. 1996 wurde das Wahlsystem dann nach Vorbild des deutschen Verhältniswahlrechts reformiert. Seitdem etablieren sich auch kleinere Parteien wie die New Zealand National First Party, die sich gegen die anwachsende (asiatische) Einwanderung ausspricht.
Neuseeland besitzt keine schriftlich fixierte Verfassung. Die Grundsätze des Staates setzen sich aus einer Sammlung verschiedener Gesetzte, Konventionen und Abkommen zusammen. Neuseelands Rechtssystem ist wie das britische stufenförmig aufgebaut: Kleinere Konflikte werden von einem örtlichen Friedensrichter entschieden. Ist eine Klärung auf dieser Ebene nicht möglich, werden die Streitigkeit an höhere Instanzen – bis hinauf zum Obersten Gerichtshof – weitergeleitet. Außenpolitisch orientiert sich Neuseeland vornehmlich Richtung Südostasien, pflegt aber auch die Verbindungen zu den USA und der EU. Die neuseeländische Regierung ist zudem bemüht, die Mitarbeit in supranationalen Gremien wie der UNO zu intensivieren.
Nur sechs Prozent der neuseeländischen Bevölkerung sind gegenwärtig ohne Arbeit. Der überwiegende Teil der Neuseeländer ist im Dienstleistungssektor tätig. Trotzdem stellen Agrarprodukte – vor allem Wolle (in Neuseeland leben zehnmal so viele Schafe wie Menschen), Fleisch oder Früchte – nach wie vor den größten Anteil am Export. Immer größere wirtschaftliche Bedeutung gewinnt der Tourismus. Jährlich verbringen rund 1,4 Mio. Menschen ihren Urlaub in Neuseeland. Hauptwirtschaftspartner ist Australien. Durch öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie den America's Cup 2000, und große Wirtschaftskongresse wie die Asia Pacific Economic Cooperation 1999 wird Neuseeland als attraktiver Standort beworben, der ausländische Investoren anlocken soll.
Ende der achtziger Jahre fanden umfangreiche Reformen im Wirtschafts- und Sozialwesen statt. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde die bis dato kostenlose ärztliche Versorgung der Bürger abgeschafft und die Mehrwertsteuer eingeführt.
In der neuseeländischen Gesellschaft lassen sich zwei Bevölkerungsgruppen klar unterscheiden. Während die Maori eine sozial benachteiligte Minderheit bilden, bestimmen die Nachfahren der europäischen Einwanderer das gesellschaftliche Leben. Auch hinsichtlich der Lebensweise zeigen sich markante Unterschiede. Bei den Maori ist die Großfamilie nach wie vor die vorherrschende Form des Zusammenlebens, während in der weißen Bevölkerungsmehrheit – den auf Maori Pakehas genannten Neuseeländern – die Anzahl von Singlehaushalten und allein erziehenden Müttern zunimmt.
Im internationalen Vergleich gehören die Neuseeländer zur Spitzengruppe was die Nutzung von Internet und Fernsehen betrifft. Durch die Medienreform wurden 1991 die vormals öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten privatisiert. Zudem erhielten die Maori Sendefrequenzen zum Aufbau eigener Programme. In Neuseeland gibt es momentan 23 Tageszeitungen, von denen der New Zealand Herold die auflagenstärkste ist.
Die schulische Ausbildung ist in Neuseeland kostenlos. Entsprechend der Ausrichtung nach Südostasien wird das Japanische als erste Fremdsprache an den Schulen unterrichtet. Danach folgen Französisch und Chinesisch. Während der Grundschulzeit können Maori-Kinder Unterricht in ihrer Sprache erhalten, ab der Sekundarstufe ist Maori ein eigenständiges Unterrichtsfach.
Die Neuseeländer gelten als sportbegeisterte Nation. Vor allem Rugby steht hoch im Kurs. Neuseelands Rugbymannschaft, die “All Blacks”, hat auch außerhalb nationaler Grenzen Kultstatus. Berühmt geworden ist die Mannschaft nicht nur aufgrund ihrer Erfolge, sondern auch, weil sie vor jedem Spiel den Haka, den Kriegstanz der Maori, aufführt, um ihre Gegner einzuschüchtern.
Ein zentrales innenpolitisches Thema der letzten Jahrzehnte ist die Anerkennung der Rechte der Maori. Deren dringlichste Forderung betrifft die Entschädigung für bzw. Rückgabe von Land, das ihnen während der britischen Kolonialherrschaft gestohlen wurde.
Als am 6. Februar 1840 der Waitangi Vertrag unterzeichnet wurde, erkannten die Maori die britische Oberhoheit an. Im Gegenzug erhielten die Maori die Garantie, ihr Land nur gegen eine entsprechende Vergütung abgeben zu müssen. In der Praxis haben die britischen Kolonialisten ihren Teil der Abmachung nicht immer eingehalten. Jahrzehntelang war der Vertrag von Waitangi in Vergessenheit geraten, bis er Anfang des 20. Jahrhundert wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit geriet, als die Maori eine Überprüfung der kolonialistischen Landnahme einklagten.
1975 wurde der Waitangi Ausschuss gegründet, der die Ansprüche der Maori untersuchte.
Begrüßung zweier Maori in Neuseeland mit dem Nasengruß
Schließlich unterzeichneten am 22. Mai 1995 der damalige Ministerpräsident JIM BOLGER und ARKINUI TE ATAIRANGIKAAH, Königin der größten Stammesvereinigung der Maori, ein Abkommen, das den Maori das Recht auf 50.000 Hektar Land zuerkennt. Heute ist der Tag der Unterzeichnung ein nationaler Feiertag.
Nicht nur Touristen zeigen ein besonders großes Interesse an der Kunst und Kultur der Maori. Vielmehr liegt die Bewahrung dieses Brauchtums im nationalen Interesse. 1998 wurde in Wellington das Nationalmuseum Te Papa Tongarewa eröffnet. Hier werden erstmals die Traditionen der weißen Neuseeländer und der Maori als gleichberechtigte Bestandteile der neuseeländischen Kultur präsentiert.
Zu den berühmten Neuseeländern der Gegenwart zählen
In jüngster Zeit findet die Landschaft Neuseelands als Schauplatz der preisgekrönten Trilogie The Lord of the Rings weltweite Beachtung.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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