- Lexikon
- Politik/Wirtschaft
- 4 Gesellschaft im Wandel
- 4.2 Gesellschaftsstrukturen und Sozialisation
- 4.2.4 Medien in der Alltags- und Lebenswelt
- Politisches Engagement und Internet
Jährlich steigt die Zahl der Internetnutzer: Im Jahr 2007 waren bereits 40,8 Mio. Deutsche ab 14 Jahren online (62,7 %). Alle großen Parteien, Organisationen und Verbände sind im Netz vertreten, aber auch NGOs, Vereine und alternative politische Projekte. Im Netz gibt es vielfältige politische Aktivitäten (z. B. Chats mit Politikern, Unterschriftensammlungen, Web-Diskussionen), Online-Zeitschriften, Internetportale und Informationsseiten. Viele politikrelevante Dokumente (wie Drucksachen des Bundestages oder aktuelle Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts) können von interessierten Bürgern eingesehen oder heruntergeladen werden.
Junge Menschen nutzen die Möglichkeiten des neuen Kommunikationsmediums am intensivsten: 2007 waren
online. Aber auch für die mittleren Altersgruppen wird das Internet zunehmend selbstverständlich:
sind inzwischen im Netz. Am wenigsten Internet-Nutzer gibt es in der Altersgruppe 60 Jahre und älter (25,1 %), doch zeigen sich hier starke Zuwachsraten (2002: 7,8 %; Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2007).
Für das politische Engagement der jungen Generation hat das Internet eine besonders große Bedeutung. Das zeigen die Ergebnisse der verschiedenen Shell-Studien, in denen mithilfe repräsentativer Umfragen regelmäßig das Politikverständnis und die politischen Beteiligungsformen von Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren erforscht werden. Dabei wurde deutlich, dass sich ein großer Teil der Jugendlichen in unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen engagiert, z. B. in einer Nichtregierungsorganisation (NGO) oder Partei, einem Verein oder in den Kirchen, in der Schülervertretung oder bei einer Internet-Diskussionsplattform.
Ein wichtiges Ergebnis war die tendenzielle Parteienverdrossenheit (nicht: Politikverdrossenheit!) der Jugendlichen, die sich mehrheitlich nicht in traditionellen Großorganisationen (wie Parteien, Gewerkschaften und Verbänden) engagieren möchten. Eine Hauptursache ist, dass die damit verbundenen hierarchischen, starren Strukturen, Bürokratisierung und Unflexibilität abgelehnt werden. Hinzu kommt eine große Skepsis gegenüber parteipolitischen und ideologischen Bindungen und Beschränkungen. Politische Aktivität soll
ermöglichen. Eine Aufgabe auf Zeit wird gerne übernommen, weniger gerne ein Amt, das längerfristig bindet; die spontane Aktion, die auch schnelle Reaktion auf aktuelle Ereignisse ermöglicht, hat Vorrang vor komplizierter Organisation. Einen wichtigen Stellenwert nimmt der Wunsch nach öffentlicher Wirksamkeit bzw. Erfolg des Engagements ein. Deutlich wird auch die große Bedeutung, die unabhängigen Informationsmöglichkeiten eingeräumt wird, sowie das Misstrauen gegenüber traditionellen Medien, ihren Zugangsbeschränkungen und ihrer Orientierung am Massengeschmack. Die Mehrheit der Jugendlichen wünscht sich zudem mehr Basisdemokratie in der Gesellschaft: Die Bürger sollen an möglichst vielen Entscheidungen beteiligt werden.
Diesen Interessen und Wünschen kommen die Möglichkeiten des Internets entgegen:
Die Jugendlichen nutzen die neuen Möglichkeiten der Information, Kommunikation und Partizipation des Internets auf vielfältige Weise:
Insgesamt zeigt sich allerdings die Tendenz, dass überdurchschnittlich stark Angebote der Information, weniger der Kommunikation und noch weniger der direkten politischen Beteiligung wahrgenommen werden. Interaktive Angebote werden noch am wenigsten genutzt.
Zentrale Kennzeichen politischen Engagements im Internet sind:
Wichtige Potenziale des Internets werden im möglichen Beitrag des neuen Mediums zur Demokratisierung der Gesellschaft gesehen: Durch bessere Informations- und Beteiligungsmöglichkeiten könnten alle Bürger zum aktiven Gestalter in sämtlichen Lebensbereichen und zu mündigen politischen Bürgern werden. Das Internet würde damit auch entscheidend zu einer bürgernahen Demokratie und zu mehr Transparenz politischer Strukturen und Prozesse beitragen.
Zugleich zeigen sich spezifische Gefahren des Internets:
Die bisherige Entwicklung des Internets und seiner Nutzung zeigt, dass sich die euphorischen Hoffnungen auf umfassende Demokratisierung zwar nicht erfüllt haben, aber mehr Transparenz politischer Prozesse möglich ist und neue Informations-, Kommunikations- und Partizipationsmöglichkeiten entstanden sind.
Die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen nutzt vergleichsweise häufig das Internet – u.a. zur Informationsbeschaffung und politischen Vernetzung.
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