Bis zum Ende des Ost-West-Konflikts war die Entwicklungspolitik vor allem durch politische Konkurrenz zwischen den beiden Weltmächten und durch Eigeninteressen der „Geber“-Länder geprägt. Seit Anfang der 1990er-Jahre haben sich die entwicklungspolitischen Rahmenbedingungen grundlegend gewandelt:
Das ging mit einer „Sinn- und Rechtfertigungskrise“ der Entwicklungspolitik einher. Teilweise nachlassendes Engagement von Politikern für diesen Bereich, größere Zurückhaltung der Bürger und vor allem sinkende Entwicklungshilfeetats der meisten OECD-Länder sind Indizien dafür.
Die UN-Vollversammlung stellte 1970 das Ziel, dass die Industrieländer jährlich 0,7 % ihres Bruttosozialprodukts (BSP) als Entwicklungshilfe für die Länder der Dritten Welt bereitstellen. Dieses Ziel erreichen jedoch nur noch wenige Länder.
Auch der Anteil Deutschlands an den Entwicklungshilfeleistungen bleibt hinter dem Ziel der UN zurück. Sein Anteil ist seit 1980 deutlich gesunken, hat sich aber in den letzten Jahren auf niedrigem Niveau stabilisiert.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich ein Wandel in der Entwicklungspolitik von der Nord-Süd-Zusammenarbeit in Richtung auf internationale Kooperation zur Lösung globaler Probleme vollzogen.
Phasen | Zeitraum | Ziele/Schwerpunkte |
1. Phase | bis Anfang der 1980er- Jahre | Kooperation zur Verbesserung der Entwicklungsbedingungen in den Ländern der Dritten Welt durch Wissens- und Finanztransfer von Nord nach Süd, um Wirtschaftswachstum und verschiedene Ausbildungsprogramme zu fördern („Geber-Nehmer“-Konstellation, z. T. verknüpft mit „Belehrungskultur“) |
2. Phase | Mitte der 1980er-Jahre |
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3. Phase | seit den 1990er- Jahren |
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Die sich nach dem Ende des Ost-West-Konflikts abzeichnenden entwicklungspolitischen Anforderungen und Prioritäten münden in die Aufgabe, eine globale Strukturpolitik zu betreiben.
Das bedeutet, politische Maßnahmen verschiedener staatlicher Ebenen auf eine Gestaltung der Wirtschaftsstruktur zu richten, die den Veränderungen im Globalisierungsprozess gerecht wird. Maßnahmen zur Entwicklung von Infrastruktur, Raumordnung und Finanzpolitik (steuerpolitische Investitionsanreize oder direkte Subvention) sind darin eingeschlossen.
Das Leitbild nachhaltiger Entwicklung besteht darin, die geringer werdenden finanziellen Mittel auf die Bewältigung globaler Probleme mit hohem Risiko zu konzentrieren. Das sind die Aufgabenbereiche:
Das Konzept der globalen Strukturpolitik ist an den vier Zieldimensionen
orientiert. Unter dieser Sicht wurden im Rahmen der Weltkonferenzen der 1990er-Jahre und beim Millenniumsgipfel sieben konkrete internationale Entwicklungsziele für die nächsten Jahre vereinbart.
Handlungsfeld | Ziel | Zeitraum |
Armuts- bekämpfung | Halbierung der Zahl der in absoluter Armut lebenden Menschen | bis 2015 |
soziale Entwicklung |
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ökologische Nachhaltigkeit | Umsetzung der nationalen Strategien für nachhaltige Entwicklung und Umkehr der Trends der Umweltzerstörung auf nationaler und globaler Ebene | bis 2015 |
Um Nachhaltigkeit zu bewirken, muss Entwicklungspolitik zu Strukturveränderungen
führen. Für die inneren Strukturveränderungen tragen die betroffenen Länder die Hauptverantwortung, für notwendige Reformen der internationalen Finanz- und Handelsstrukturen vor allem die OECD-Länder, die die Weltwirtschaft dominieren.
Globale Strukturpolitik fordert von allen Gesellschaften Veränderungen im Bewusstsein und Verhalten. Sonst sind die bestehenden Interessengegensätze zwischen Nord und Süd nicht zu überwinden.
Von den Industrieländern müssen die entscheidenden Schritte ausgehen, da sie die Weltwirtschaft prägen. Ihre Beiträge für eine gemeinsame Weltordnungspolitik (Global Governance) bestehen vor allem darin,
Angesichts der schrumpfenden Entwicklungsetats ist darüber hinaus die Suche nach neuen Formen partnerschaftlicher Zusammenarbeit notwendig. Ohne die gewaltigen Ressourcen der Global Players und ohne das Engagement der zunehmend transnational agierenden NGOs sind die vielfältigen globalen Entwicklungsprobleme nicht zu bewältigen. Globale Politiknetze, die
zusammenführen, bilden Ansatzpunkte für eine Entwicklungspolitik, die den Erfordernissen der Globalisierung entspricht. Das schließt ein, die nationale Entwicklungspolitik besser mit der europäischen und globalen Ebene zu koordinieren und zu vernetzen.
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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