- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.1 Amerika
- Republik Paraguay
Paraguay ist neben Bolivien das einzige Binnenland Südamerikas. Nur der Rio Paraná verbindet das Land mit dem über 1000 km entfernten Atlantik. Bis zur Hauptstadt Asunción können ihn allerdings keine Hochseeschiffe, sondern nur größere Binnenschiffe befahren.
Paraguay liegt beiderseits des südlichen Wendekreises. Die Größe seiner Landesfläche kommt der Schwedens nahe. Seine Nachbarländer sind im Norden Bolivien, im Osten Brasilien und im Süden und Westen Argentinien.
Das weitgehend flache, teilweise von Hügelformationen durchzogene Land wird vom Fluss Paraguay in zwei große Naturräume geteilt.
Im Westen breitet sich das Tiefland des Chaco Boreal (Nördlicher Chaco) aus, das fast zwei Drittel des Landes einnimmt. Die Aufschüttungsebene ist überwiegend flach. Nur im Nordwesten wird sie hüglig, wobei die Erhebungen kaum 400 m Höhe übersteigen.
Der Chaco Boreal liegt noch in den Tropen. Die Sommertemperaturen steigen bis auf 40 °C, und es fallen relativ geringe Niederschläge. In dieser trocken-heißen Region wachsen deshalb überwiegend Trockenwälder, Palmen- und Dornbuschsavannen. Charakterbaum der Trockenwälder ist der Quebracho, der wegen seines harten und schweren tanninhaltigen Holzes forstwirtschaftlich genutzt wird und wichtiges Exportgut ist. Im Chaco gedeihen aber auch viele Arten Kakteen und Sukkulenten.
Das Grenzgebiet zu Brasilien und Argentinien im Osten des Landes wird von bis zu 700 m hohen Ausläufern des Brasilianischen Berglandes eingenommen.
Diese Berg- und Tafelländer brechen westlich mit einer steilen Stufe abrupt zu dem vom Rio Paraguay durchflossenen Tiefland ab. In dessen südlichem Teil befinden sich weite Sumpf- und Überschwemmungsgebiete.
Der gesamte Ostteil Paraguays ist im Unterschied zum Westen subtropisch. Da hier die Durchschnittstemperaturen selbst im Winter nicht die 20 °C unterschreiten und außerdem hohe Niederschläge fallen, bedeckten bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts noch immergrüne Regenwälder weite Teile Ostparaguays. Diese Wälder mussten aber größtenteils Ackerflächen weichen.
Die mächtigen Ströme Rio Paraguay und Rio Paraná, die die Tiefländer beherrschen, bescheren dem Land reiche Reserven an Wasserenergie. So wurde 1991 am Paraná gemeinsam mit Brasilien das Itaipú-Wasserkraftwerk mit dem gewaltigsten Staudamm der Welt fertiggestellt. Weitere Kraftwerke an den Strömen sind geplant, sodass sich der Energieexport zu einem immer wichtigeren Wirtschaftsfaktor des Landes entwickelt.
Fläche: | 406 752 km² |
Einwohner: | 6 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 15 Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | mit 2,6 %/Jahr Ende der 90er Jahre das höchste in Südamerika |
Lebenserwartung: | 71 Jahre |
Staatsform: | Präsidiale Republik |
Bevölkerungsgruppen: | Mestizen 95 %, Indianer (Guarani) etwa 2 %, Europäer, u. a. Deutsche und Asiaten zusammen 3% |
Sprachen: | Spanisch und Guarani als gleichberechtigte Amtssprachen |
Religionen: | Katholiken 96 % |
Klima: | im Norden tropisch wechselfeucht, sonst subtropisch mit Sommerregen; Durchschnittstemperaturen in Asunción im Juli 17 °C, im Januar 27 °C |
Bodennutzung: | Wald 52 %, Weideland 39 %, Ackerland 5 % |
Hauptexportgüter: | Baumwolle, Sojabohnen, Speiseöl, Edelholz, Fleisch, Zucker |
Bruttoinlandsprodukt: | 6 030 Mio. US-$ (2003) |
Wirtschaftssektoren (Anteil am BIP 2003): | Landwirtschaft 27 %, Industrie 24 %, Dienstleistungen 49 % |
Bruttosozialprodukt: | 1 110 US-$/Einw. (2003) |
Paraguay ist überwiegend ein Agrarland. Obwohl von der Natur begünstigt, gehört es zu den ärmsten und rückständigsten Entwicklungsländern Südamerikas mit hoher Arbeitslosenquote und Inflationsrate.
Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft, in der der Großgrundbesitz vorherrscht. Weniger als 2 % der Landwirtschaftsbetriebe verfügen über mehr als zwei Drittel der Nutzfläche.
Tragende Säulen sind zum einen die Viehwirtschaft in den Savannen des Westens, zum anderen die Erzeugung von Sojabohnen und Baumwolle für den Export. Weitere traditionelle Exportkulturen sind Mate, eine Teeart aus den Blättern des einheimischen Matestrauchs, Tabak, Zuckerrohr und Kaffee.
Die sich vor allem um Asunción konzentrierende Industrie ist insgesamt nur schwach entwickelt. Die meisten Betriebe verarbeiten einheimische landwirtschaftliche Produkte.
Paraguay musste im Verlauf seiner fast 200-jährigen Geschichte schwere Opfer bringen.
Als sich das Land auf dem Weg zu einer einflussreichen Macht in Südamerika befand, stürzte es einer seiner zahlreichen Diktatoren in einen von 1865 bis 1870 andauernden Krieg gegen seine Nachbarn Uruguay, Brasilien und Argentinien. Das blutige Gemetzel überlebten damals weniger als ein Viertel der Bevölkerung Paraguays. Außerdem verlor das Land mehr als die Hälfte seines Territoriums an die Sieger.
Trotz dieser schweren Niederlage zettelte ein weiterer Diktator erneut einen Krieg an, diesmal gegen Bolivien. Im sogenannten Chacokrieg (1932 bis 1935) ging es um den Chaco Boreal, in dem man umfangreiche Erdölvorkommen vermutete.
Paraguay gewann diesen Krieg zwar, übernahm große Teile des Gran Chaco, in denen allerdings bis heute kaum ein Tropfen Erdöl gefunden wurde, und opferte für diesen „Sieg“ 40000 Menschen.
Von 1954 an wurde das Land von seinem vorerst letzten Diktator, General ALFREDO STROESSNER, regiert. Der war für sein äußerst brutales Vorgehen gegen jegliche Opposition in ganz Südamerika berüchtigt.
Nach seinem Sturz 1989 fanden in Paraguay die ersten wirklich freien Wahlen in der Geschichte statt, und das Land begann sich danach im Zusammenhang mit vorsichtigen Demokratisierungsmaßnahmen aus der internationalen Isolierung zu lösen. Doch viele soziale Probleme sind nach wie vor ungelöst.
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