Tourismus und Landwirtschaft sind gegenwärtig die tragenden Säulen der neuseeländischen Wirtschaft. Während der Fremdenverkehr ein noch recht junger Wirtschaftszweig ist, der sich erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten als solcher etabliert hat, spielte die Landwirtschaft von Anfang an eine bedeutende Rolle.
Im 19. Jahrhundert fußte diese fast ausschließlich auf dem Export von neuseeländischer Wolle, Gold, Fleisch- und Milchprodukten. Über die Hälfte aller neuseeländischen Exportgüter ging nach Großbritannien, dessen Kolonie Neuseeland ursprünglich gewesen war. Doch auch nachdem Neuseeland 1947 unabhängig wurde, blieb das Handelsverhältnis bestehen. Weitere Abnehmer waren die übrigen europäischen Länder und Nordamerika.
Seine erste wirtschaftliche Blüte erlebte Neuseeland zwischen 1935 und 1970, nachdem die Weltwirtschaftskrise (Great Depression) und später der Zweite Weltkrieg überstanden waren. In Großbritannien, ebenso wie in den anderen europäischen Ländern, herrschte enormer Bedarf an Waren, die Neuseeland liefern konnte. Es war eine Zeit des Wohlstands. Und der Beginn des Wohlfahrtsstaates. Verschiedene soziale Regelungen, darunter die staatlich getragene Krankenversicherung, wurden eingeführt. Die Regierung verstärkte ihre Kontrollen auf Handel, Geld- und Arbeitsmärkte. Die Arbeitslosenzahl war so niedrig wie nie zuvor.
1973 wendete sich das Blatt dramatisch: Großbritannien trat in die Europäische Gemeinschaft (EG), dem Vorläufer der Europäischen Union (EU) bei. Dies bedeutete für Neuseeland das Ende der geschützten Handelsbeziehung. Plötzlich fehlte ihm sein größter und zuverlässigster Abnehmer. Neuseeland fand sich im internationalen Wettbewerb wieder und war darauf nicht vorbereitet. Die konservative National-Regierung unter Premierminister ROBERT MULDOON reagierte mit großen Investitionsprojekten, um die Wirtschaft anzukurbeln und Neuseeland auf neuen Gebieten, etwa der Industrie, voran zu bringen.
Das Motto der Stunde lautete Think Big. Die Staatsverschuldung stieg rasant, doch die Projekte funktionierten nicht und so stieg auch die Arbeitslosenzahl. Die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechterten sich im Folgenden so sehr, dass neuseeländische Bürger begannen, in Massen abzuwandern. Auch die Erschließung eines gemeinsamen Marktes mit Australien 1983 beseitigte die Probleme zunächst nicht.
1984 kam die Labour-Partei unter DAVID LANGE an die Macht. Die linksliberale Regierung versuchte, mit radikalen Reformen den dringend ersehnten Umschwung einzuleiten. Nach dem damaligen Finanzminister ROGER DOUGLAS tauften die Neuseeländer diese Reformen Rogernomic. Ein flexibler Wechselkurs wurde eingeführt, die staatliche Kontrolle über Preise, Zinsen und internationalen Kapitalverkehr wurde abgeschafft, ebenso Mengenkontrollen für importierte Ware. Die Zölle wurden dramatisch gesenkt, staatliche Institutionen privatisiert. Kurz: Wirtschaft und Landwirtschaft wurden fast vollständig dereguliert, der Außenhandel diversifiziert.
Das Wirtschaftswachstum stagnierte dennoch weiter, die Zahl der Arbeitslosen stieg kontinuierlich. Ein Börsen-Einbruch 1987 verschlimmerte die Lage. Trotzdem hielten es auch die folgenden Labour-Regierungen für klüger, an den Rogernomics festzuhalten.
Ende der 1980er-Jahren hatte die Krise ihren Höhepunkt erreicht. Die Zahl der Arbeitslosen war so hoch wie seit der Weltwirtschaftskrise nicht mehr.
1990 wurde die National-Partei an die Macht gewählt. Auch die neue Regierung unter Premierminister JIM BOLGER übernahm die Rogernomics und trieb sie energisch voran: sie reformierte das Sozialwesen - eine Maßnahme, vor der die Labour-Partei stets zurück geschreckt war. Die staatlich getragene Krankenversicherung wurde abgeschafft, viele andere Sozialleistungen wurden entweder eingestellt oder umgestaltet.
Innenpolitisch waren damit die Voraussetzungen geschaffen, die Krise endlich zu überwinden.
Durch den Beitritt zu zahlreichen Bündnissen und Organisationen, in dieser Zeit verstärkt mit Ländern im asiatischen und südpazifischen Raum, schaffte es Neuseeland außerdem, sich einen Platz im internationalen Wettbewerb zu sichern und auszubauen. Mittlerweile hat es seine Position in der Weltwirtschaft gefunden und genießt einen hervorragenden Ruf, es gilt als Musterbeispiel einer florierenden Marktwirtschaft.
Noch immer ist Neuseeland ein Exportland. In seiner Wirtschaftspolitik verfolgt es zwei Ziele: seine traditionellen Absatzmärkte für landwirtschaftliche Güter in Europa zu halten und über Bündnisse und Handels-Vereinbarungen den asiatischen und südpazifischen Raum stärker an sich zu binden.
Wichtigster Handelspartner ist heute das benachbarte Australien, mit dem Neuseeland seit dem CER-Abkommen (Closer Economic Relations) 1990 freien Warenverkehr betreibt. Es unterzeichnete auch das SPARTECA-Abkommen (South Pacific Regional Trade And Economic Cooperation Agreement) und ist Mitglied von APEC (Asia-Pacific Economic Cooperation).
Neuseeland ist Mitglied der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), der WHO (Welthandelsorganisation) und dem IWF (Internationaler Weltwährungsfond) angeschlossen.
Sein Sortiment landwirtschaftlicher Exportwaren hat Neuseeland über die Jahre erweitert. Die wichtigsten und begehrtesten Produkte sind heute Lamm, Schaf- und Rindfleisch, Wolle, Früchte (allen voran die Kiwi), Gemüse, Fisch, Molkereiprodukte, Textilien und Holzwaren.
In jüngerer Zeit sind Wein und in geringerem Umfang elektronische Produkte dazu gekommen. Die wichtigsten Abnehmerländer sind Australien, die EU, USA, Japan und China. Weil die Industrie in Neuseeland nach wie vor kaum ausgebaut ist, dominieren industrielle Erzeugnisse bei den Importen. Die wichtigsten Einfuhrgüter sind Erdöl, Konsumgüter, Fahrzeuge, Maschinen, Mineralien, chemische Produkte und Kunststoffe.
Stand: 2010
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