Maori-Culture

Die Geschichte der Maori

Die neuseeländische Gesellschaft ist maßgeblich britisch geprägt. Von den fast 80 Prozent der Bevölkerung mit europäischer Abstammung hat der größte Teil britische Wurzeln. Dagegen machen die polynesischen Maori nur etwa 12 Prozent der Bevölkerung aus.

Vermutlich zwischen Mitte und Ende des 1. Jahrtausends n. Chr. besiedelten zunächst Polynesier oder Melanesier Neuseeland. Da die wichtigste Nahrungs- und Rohstoffquelle der Ankömmlinge die Moas waren (straußenähnliche Riesenvögel), wurden sie Moajäger genannt. In einer zweiten polynesischen Einwanderungswelle folgten ihnen ab Mitte des 14. Jahrhunderts die Maori, die die Moajäger unterwarfen.

Soziale Organisation

Das soziale Leben der Maori fand im aus mehreren patrilinearen Großfamilien zusammengesetzten Stammesverbund statt. Sie wohnten in rechteckigen, reich verzierten Giebeldachhäusern, die sich um den heiligen Dorfplatz gruppierten. In den ersten Jahrhunderten – bis zur Ausrottung der Moas – gingen die Maori überwiegend auf die Jagd. Später ernährten sie sich vor allem von angepflanzten Süßkartoffeln, Yams und Taro sowie vom Fischfang.
Ein hohes Niveau erreichte das Kunsthandwerk der Maori, bei dem die Schnitzkunst, Schmuckherstellung und Körpertätowierung hervorstechen. Dank des Holzreichtums waren Schnitzereien weit verbreitet. In den Gemeinschaftsräumen zierten sie die tragenden Teile, Fenster- und Türumrandungen sowie Giebelaufsätze, in die Gestalten der mythischen und historischen Überlieferung geschnitzt wurden. Auch in den Zwischenräumen fanden sich neben Malereien und Flechtwerk Schnitzereien, die Kurven-, Spiral- oder Mäander- und Rautenmotive sowie die traditionellen manaia-Wesen (menschlicher Körper mit vogel- oder reptilienartigem Kopf) zeigen.

Die von den Maori entwickelten Muster der Gesichts- oder Körpertätowierung hervorragender Männer und Frauen sind reich an Spiralornamenten. Sie wurden zum Teil auf konservierten Ahnenschädeln erhalten und von der klassischen Zeit an auch auf Schnitzwerken wiedergegeben.
Die traditionelle Religion der Maori war gekennzeichnet durch die Verehrung polynesischer Gottheiten und eines höheren Wesens (Io). Heute sind etwa 80 Prozent der Maori Christen.

Ankunft der Europäer

Im Jahr 1642 sichtete ABEL TASMAN die Westküste Neuseelands und nannte es zunächst 'Staten Landt', später 'Nieuw Zeeland'. Im Oktober 1769 betrat JAMES COOK die Ostküste der Nordinsel. Ende des 18. Jahrhunderts wurden Robbenjägerstationen eingerichtet, später auch Walfangstationen. 1814 entstand die erste Missionsstation, und 1833 erhielt Neuseeland einen britischen Statthalter.

Immer wieder kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Maori und Weißen. 1835 unterzeichneten 34 Häuptlinge der Nordinsel eine Unabhängigkeitserklärung und schlossen sich zu den 'United Tribes of New Zealand' zusammen. Am 6. Februar 1840 unterzeichneten Vertreter Großbritanniens und Maorihäuptlinge der Nordinsel den Vertrag von Waitangi, der die Maori mit allen Rechten unter den Schutz der Krone stellte und Großbritannien die Souveränität über Neuseeland zusprach.

In den nachfolgenden Jahren führte die zu Lasten der Ureinwohner gehende systematische Kolonialisierung Neuseelands zu fortwährenden Spannungen, die 1843 im Ausbruch der Maori-Kriege gipfelten. Nach dem Ende dieser Kriege 1846/47 billigte England 1852 im New Zealand Constitution Act seiner Kolonie ein höheres Maß an Selbstbestimmung zu.

Um ihre Interessen gegenüber der englischen Krone energischer vertreten zu können und sich gegen den Verlust ihres Landes und ihrer Kultur zu wehren, ernannten die Maori 1858 POTATAU zu ihrem König. 1860 brachen erneut Unruhen aus, die bis 1870 andauerten. Durch den 1867 erlassenen Native Representation Act erhielten die Maori vier Abgeordnetensitze im neuseeländischen Parlament zugesprochen.

Zwischen 1840 und den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts nahm die Maori-Bevölkerung rapide ab. Die Gründe hierfür lagen einerseits in den Kriegen gegen die europäischen Siedler, zum anderen in den von den Europäern eingeschleppten Krankheiten. Die Bevölkerungszahl, die 1769 bei etwa 120.000 gelegen hatte, fiel bis 1896 auf 42.000. Von da an stieg sie jedoch wieder an, so dass heute etwa 350.000 Maori (= mehr als 10 Prozent der Gesamtbevölkerung) in Neuseeland leben.

Die Maori heute

Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligten sich die Maori in weit stärkerem Maß am gesellschaftlichen Leben. Viele von ihnen verließen die ländlichen Gebiete, um in die Städte zu ziehen. Hatten 1936 nur elf Prozent der Maori in Städten gelebt, so waren es in den 80er-Jahren mehr als 90 Prozent. Der Verlust der kulturellen Identität hat dazu geführt, dass heute viele Maori in der neuseeländischen Gesellschaft eine Randexistenz führen. Ihr Anteil an Arbeitslosen, Analphabeten, Drogenabhängigen und Kriminellen ist überproportional hoch.

Doch seit Ende der achtziger Jahre werden verstärkt Anstrengungen unternommen, die Maori-Kultur wiederzubeleben. Sprachunterricht in Maori und Kurse in „Haka“, dem traditionellen Kampfritual der Maori, erfreuen sich wachsenden Zuspruchs und tragen dazu bei, die kulturelle Identität der Maori zu erhalten. Ihr Identitätsbewusstsein beziehen sie nicht aus der Abstammung, die meisten der heutigen Maori sind Mischlinge.

Auch bei der neuseeländischen Regierung stoßen die Ansprüche der Maori zunehmend auf Widerhall.

  • 1995 stimmte die Regierung erstmals in der Geschichte Neuseelands der Rückgabe von im 19. Jahrhundert durch die damaligen Kolonialmacht eroberten Land an die Maori zu.
  • 1997 wurde ein weiterer Entschädigungsvertrag mit den Ureinwohnern abgeschlossen.

Der neuseeländische Staat unterstützt die Bemühungen der Maori um die Bewahrung ihrer Kultur und Sprache. Allerdings verstehen sich nur noch 10 Prozent der Einwohner Neuseelands als Maori. 1995 beherrschten weniger als 5 Prozent von ihnen die Maori-Sprache fließend.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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