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- Neuseeland, Bildungssystem
Die Schule spielt im Leben neuseeländischer Kinder eine sehr viel zentralere Rolle, als bei deutschen Kindern. Der „Ernst des Lebens“ beginnt für ein neuseeländisches Kind an seinem fünften Geburtstag, wenn es in die erste Klasse der Primary- oder Elementary School kommt. Anders als in Deutschland, wo bekanntlich alle ABC-Schützen nach den Sommerferien gemeinsam ins erste Schuljahr starten, erweitert sich in Neuseeland die erste Klasse das ganze Jahr über um neue Schüler. Von Anfang an besuchen die Kinder die Schule Vollzeit. Der Unterricht geht von 9 bis 12 und dann wieder von 13 bis 15 Uhr. Mittagessen gibt es nicht zu Hause, sondern auf dem Pausenhof. Üblicherweise wird es in einer lunchbox, einer Plastikdose, mitgenommen.
Obwohl der Schultag erst am Nachmittag endet, bleiben den Kindern die Hausaufgaben nicht erspart. In den ersten Schuljahren halten sich diese in Grenzen, später erreichen sie einen Umfang, der mehrere Stunden Freizeit beanspruchen kann.
Die neuseeländische Grundschule umfasst acht standards (Klassen). An manchen Grundschulen wird nur bis zur sechsten Klasse unterrichtet. Die Kinder besuchen dann für weitere zwei Jahre eine Intermediate School .
Obwohl es nur einen Typ weiterführender Schule gibt, gibt es in Neuseeland dreierlei Bezeichnungen dafür: High School, College oder Grammar School. Grammar Schools sind meistens weiterführende Privatschulen, für die Gebühren bezahlt werden müssen.
Mit Eintritt in die weiterführenden Schulen beginnt die Uniformpflicht. Jungen tragen je nach Jahreszeit kurze oder lange Hosen, Kniestrümpfe und Hemden, bisweilen auch Krawatten und Hüte. Mädchen tragen Röcke oder Kleider. Weiter verbreitet als in Deutschland sind die Boys- und Girls-Schools, also weiterführende Schulen nur für Mädchen oder nur für Jungen. Es gibt auch wesentlich mehr, meist kirchlich getragene und vom Staat subventionierte Privatschulen, für deren Besuch Schulgeld in variierender Höhe entrichtet werden muss. An diesen Privatschulen besteht die Uniformpflicht sehr oft schon ab der ersten Klasse.
Da es keine Unterteilung in Real-, Hauptschule und Gymnasium gibt, besuchen alle Kinder und Jugendlichen eine Schule, die sich in ihrem Angebot den unterschiedlichen Neigungen und Talenten stellen muss. Dies führt zu einer sehr viel reichhaltigeren Fächerauswahl als in Deutschland. Neben den Pflichtfächern Englisch, Mathematik und Naturwissenschaften, werden sowohl praxisnahe Fächer (Werken, Computer etc.), als auch musische (Modern Dance, Singing etc.), sportliche (Segeln, Rugby, Golf etc.) oder akademische Fächer angeboten. Fremdsprachen sind nicht Pflicht, erfreuen sich jedoch großer Beliebtheit und sind ebenfalls im Angebot.
Da Neuseeland sich seit einigen Jahren wirtschaftlich zum asiatischen Raum hin orientiert, ist Japanisch die am meisten gewählte Fremdsprache, gefolgt von Französisch und Chinesisch. Bis zur 11. Klasse () ist der Stundenplan noch relativ fest, sodass die Jugendlichen einen Überblick bekommen. Dann aber müssen sie sich spezialisieren. Im Grunde treffen neuseeländische Jugendliche in diesem Alter ihre erste Berufswahl, indem sie sich entscheiden, ob sie praxisnahe oder für den Universitätszugang nötige Fächer belegen. Bis zur (Abschlussklasse) haben sie dann Gelegenheit, sich für ihren zukünftigen Beruf, beziehungsweise ihr Studium zu qualifizieren. Die Palette reicht von Automechaniker bis Jazz-Schlagzeuger.
Ein wichtiges Fach ist Outdoor Education - Unterricht im Freien. Sportliche Unternehmungen im Klassenverband, z. B. Wild-Wasser-Rafting sind üblich. Sie sollen das Gemeinschaftsgefühl stärken, aber auch, zusätzlich zum Sportunterricht, für körperlichen Ausgleich sorgen.
Der neuseeländische Schulalltag unterscheidet sich in seiner Organisation deutlich vom deutschen. Es gibt keine Klassenarbeiten. Stattdessen müssen die Schüler am Ende des Schuljahres Prüfungen bestehen, um zur nächsten Klasse zugelassen zu werden. Derzeit wird jedoch ein neues Modell erprobt, das den Schülern ermöglicht, übers Jahr verteilt Punkte zu sammeln so dass sie dem Leistungsdruck am Schuljahresende entgegentreten können.
Der Unterricht selbst ist grundsätzlich disziplinierter und frontaler als in Deutschland. Auch die Aufteilung des Schuljahres unterscheidet sich. Da Neuseeland auf der Südhalbkugel liegt, verhalten sich seine Jahreszeiten umgekehrt zu den deutschen. So fallen die neuseeländischen Sommerferien auf die heißeste Zeit des Jahres im Dezember.
Das Schuljahr beginnt im Januar und dauert bis November. Es ist in vier Blöcke, sogenannte Terms unterteilt. Nach jedem Term sind zwei Wochen Ferien. Die Sommerferien dauern vier Wochen.
Für einen deutschen Schüler ungewöhnlich ist auch die Tatsache, dass in Neuseeland nicht die Schüler, sondern die Lehrer ihre festen Klassenzimmer haben. Die sind oft in eigenen Gebäuden untergebracht und über das Schulgelände, den Campus, verstreut.
Neuseeländische Schulen sind typischerweise sehr gut ausgestattet. Computerräume, Fotolabors, Büchereien, meistens auch große Sportanlagen und Swimmingpools gehören zur Grundausstattung. Davon können die Schüler während ihrer Freizeit profitieren. Es gibt ein umfangreiches Angebot an außerschulischen Angeboten (Extracurricular Activities), während denen die Schuleinrichtung genutzt werden kann. Neuseeländische Jugendliche sind bis sie 16 sind schulpflichtig. Zur Auswahl stehen vier verschiedene Arten von Schulabschluss: das School Certificate (nach der 11. Klasse), das -Certificate (nach der 12. Klasse), das Higher-School-Certificate (Klasse 13) oder das Bursary Exam (Klasse 13), das dem deutschen Abitur entspricht und Zugangsvoraussetzung für die Universität ist.
Neben den Universitäten gibt es in Neuseeland Hochschulen, die Lehrer ausbilden und Polytechs, die mit deutschen Fachhochschulen vergleichbar sind, jedoch ein umfassenderes Angebot haben und viele Berufe, für die man in Deutschland eine Lehre oder Ausbildung macht, einschließen.
Die Zahl der Studierenden ist gemessen an der Gesamtbevölkerungszahl von vier Millionen überdurchschnittlich hoch. Es gibt sieben Universitäten. Zugangsvoraussetzung für die Universität ist das Bursary-Exam. Ohne Schulabschluss kann man, wenn man seine Motivation begründet, ab 20 Jahren, die Universität besuchen.
Studiengebühren (Tuition Fees) sind an allen Universitäten üblich und variieren in ihrer Höhe. Für bedürftige Studenten gibt es die Möglichkeit finanzieller Unterstützung, wenn sie nachweisen können, dass ihre Eltern nicht in der Lage sind, ihr Studium zu bezahlen. Die Universitäten stehen im Wettbewerb miteinander und werben offensiv um ihre Studenten. Zeitungsannoncen und Werbespots in Radio und Fernsehen sind alltäglich. Da es in Neuseeland keine Wehrpflicht gibt und die Schule nach zwölf Jahren beendet ist, sind die neuseeländischen Studenten im Durchschnitt jünger als ihre europäischen Pendants: Die meisten beginnen ihr Studium im Alter von 18 Jahren. Verbreitet ist, vor Aufnahme des tatsächlichen Studiums ein bis zwei Semester mit einem Studium Generale zu verbringen. Das heißt verschiedenste Vorlesungen zu besuchen und in verschiedene Fachbereiche zu „schnuppern“. Die Studienfachauswahl ist vielfältig und steht der europäischen in nichts nach. Es gibt verschiedene Universitätsabschlüsse. Der Bachelor, der sich derzeit auch an deutschen Universitäten durchsetzt, erfolgt nach drei Jahren und ermöglicht einen jungen Einstieg ins Berufsleben. Man kann aber auch weiterstudieren und nach zwei Jahren seinen Master machen. Eine neuseeländische Eigenheit ist der Bachelor of Honors, einer Zwischenstufe zwischen Bachelor und Master, der nach einem weiteren Jahr absolviert werden kann. Nach dem Master besteht die Möglichkeit zu promovieren, also einen Doktortitel zu erwerben.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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