Der am 07. Mai 1946 in Gronau, Westfalen, als Sohn eines Installateurs geborene UDO LINDENBERG begann seine Karriere als Schlagzeuger. Sein erstes eigenes Schlagzeug erhielt er 1958. Als Fünfzehnjähriger trommelte er bereits aushilfsweise in diversen Jazzbands, vorwiegend im norddeutschen Raum, während er nebenher als Kellner jobbte. Ausgedehnten Wanderjahren durch Frankreich und Nordafrika folgten ab 1968 Engagements in diversen deutschen Jazz- und Rockbands.
1969 gründete LINDENBERG mit FREE ORBIT seine erste eigene Band, die musikalisch noch im Grenzbereich von Jazz und Rock angesiedelt war. 1970 begann die Zusammenarbeit mit KLAUS DOLDINGER (* 1936) in München –
die für LINDENBERG prägend werden sollte. 1971 hatte er mit der Jazz-Rock-Formation EMERGENCY seine erste Plattenproduktion, die ihn als Sänger, aber noch mit englischen Texten zeigte.
Mit „Daumen im Wind“ erschien 1972 LINDENBERGs erste deutschsprachige Rockproduktion, die mit dem damals weitverbreiteten Vorurteil brach, dass authentische Rockmusik nur in englischer Sprache möglich sei. Im Jahr darauf kam mit dem für die Produktion von „Andrea Doria“ gegründeten PANIK-ORCHESTER der Durchbruch. Jahr um Jahr erscheinen nun Alben, die zu spektakulären Verkaufszahlen führen und von immer aufwendigeren Bühneninszenierungen begleitet werden.
Für seine „Dröhnland Symphonie“ gelingt es LINDENBERG 1979, den renommierten Theatermacher PETER ZADEK (* 1926) als Regisseur zu verpflichten.
1980 versucht sich LINDENBERG in dem Film „Panische Zeiten“ (Regie: UDO LINDENBERG, PETER FRATZSCHER) erfolgreich auch als Schauspieler. In dieser Zeit beginnt er sich deutlich vernehmbar zu politischen Themen wie Ausländerfeindlichkeit, Rechtsradikalismus, Rüstung und Frieden zu äußern und sich vehement gegen den aufkeimenden Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik zu engagieren. Auch seine Songtexte werden politischer, ohne den für ihn charakteristischen Gestus genuschelter Schnoddrigkeit zu verlieren.
Als LINDENBERG 1983 auf die Melodie des in den 1940er-Jahren durch GLENN MILLER (1904–1944) bekannt gemachten „Chattanooga Choo Choo“ (1941) seinen „Sonderzug nach Pankow“ textet, beginnt ein ebenso ungewöhnlicher wie bizarrer öffentlicher Dialog mit dem DDR-Partei- und Staatschef ERICH HONECKER (1912–1994), der 1987 schließlich in einen öffentlichen Briefwechsel mit einem weidlich publizierten Austausch von Lederjacke gegen Schalmei mündet. Das Lied selbst wurde in der DDR verboten und LINDENBERG die gewünschte Tournee für seine zahllosen Fans im Osten Deutschlands verwehrt, nachdem ihm zuvor ein zwanzigminütiger Auftritt im Rahmen einer Friedensveranstaltung vor handverlesenem Publikum im Ostberliner Palast der Republik gewährt worden war. Die Tournee kam 1990 zustande.
Obwohl es in den neunziger Jahren deutlich ruhiger um Lindenberg wurde, ihn die Medien in der Jagd nach neuen Trends als „Auslaufmodell“ diffamierten, blieb seine Produktivität ungebrochen. 2001 rief er die Aktion „Rock gegen rechte Gewalt“ ins Leben, mit der er sich mit öffentlichkeitswirksamen Benefizveranstaltungen für die Opfer rechtsradikaler Gewalttaten einsetzt.
LINDENBERGs großes Verdienst besteht ohne Zweifel darin, mit einem unverwechselbaren Sprachgestus und provokanten, Zeit bezogenen Texten gegenüber der uneingeschränkten Vorherrschaft des Englischen die deutsche Sprache für eine engagierte Form von Rockmusik erschlossen zu haben. In musikalischer Hinsicht sind seine Songs eher durchschnittlich, auch wenn es ihm über einen beachtlich langen Zeitraum gelungen ist, seine stilistische Identität zu wahren, ohne formelhaft zu werden oder sich neuen musikalischen Einflüssen völlig zu verschließen.
LINDENBERG verfügt auch über ein bemerkenswertes Talent als Maler. 1996 eröffnete er im Hamburger Erotic Art Museum unter dem Titel „Arschgesichter und andere Gezeichnete“ seine erste Personalausstellung.
LINDENBERG wurde 1989 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen, im Jahr darauf verlieh ihm der Saarländische Rundfunk die „Goldene Palme“, um ihn für sein Lebenswerk zu ehren.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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