- Lexikon
- Kunst
- 6 Architektur
- 6.6 Architektur des 20. Jh.
- 6.6.3 Nach-Moderne
- Architekturstile des 20. Jahrhunderts: Rationale Architektur
Aus Sicht der Architektur ist das 20. Jh. das Zeitalter der „Modernen Architektur“. Nach einer zu Beginn des Jahrhunderts als „Väter der Moderne“ bezeichneten, vom Frührationalismus und Funktionalismus geprägten Phase folgte zunächst die Phase der „Klassischen Moderne“, die durch avantgardistische, gegen den Historismus gerichtete Architekturströmungen gekennzeichnet war.
Die in der 2. Hälfte des 20. Jh. entstandenen unterschiedlichsten Richtungen der Architektur wurden als sogenannte „Nach-Moderne“ zusammengefasst. Vor allem galten die Prinzipien der Klassischen Moderne und des International Style nicht mehr unangefochten. An ihre Stelle traten eine Vielzahl unterschiedlicher Bautypen und Stile.
Forderungen nach mehr Symbolkraft, deutlichem Bezug zu historischen Vorbildern, Infragestellung der Gesetze der Tektonik u. a. prägen bis in die Gegenwart diesen Entwicklungsabschnitt. Neue Theorien und Anschauungen über Architektur, wie sie z. B. im Minimalismus und Dekonstruktivismus, aber auch im ökologischen Bauen sichtbar wurden, setzten sich durch.
Neue Technologien ermöglichten neue Gestaltungs- und Formfindungsprozesse. Bauteile und ganze -systeme wurden industriell vorgefertigt und erst am Einbauort montiert, Versorgungssysteme nicht mehr versteckt, der Entwurf vom Reißbrett zum Computer verlagert.
Architekturströmungen der Phase der Nach-Moderne (ca. 1968–Gegenwart) waren und sind:
Rationale Architektur (Ratio: lat. = Vernunft, Verstand) versteht die Baukunst als objektive Wissenschaft, die auf Logik und Gesetzmäßigkeit beruht. Der Begriff und seine theoretischen Grundlagen wurden erstmals 1966 vom italienischen Architekten ALDO ROSSI formuliert. Diese Stilrichtung lehnt die Überbewertung des Funktionalismus der Klassischen Moderne zugunsten einer ganzheitlichen Entwurfslösung ab.
Theoretische Bestrebungen der „Architettura razionale“ fußen auf dem Studium von Architekturgeschichte, Gebäudetypen und Stadtentwicklung. Dadurch sollen baukünstlerische Gesetzmäßigkeiten als „kollektives Gedächtnis“ erkennbar und schöpferisch kombiniert angewendet werden. Elementare Bauformen wie Säulen, Pfeiler, Balken, Wände, Giebel, Arkaden und die Betonung von Achsen und Symmetrie bestimmen die streng formalen Bauten.
Dieser Stil wird von den Theoretikern der Rationalen Architektur nicht als Fortsetzung oder Wiederbelebung des Rationalismus der zwanziger Jahre des 20. Jh verstanden. Für den „architektonischen Laien“ ist diese Position nicht immer nachvollziehbar.
Zu den Architekten der Rationalen Architektur gehör(t)en u. a.:
Stand: 2010
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