- Lexikon
- Kunst
- 6 Architektur
- 6.6 Architektur des 20. Jh.
- 6.6.2 Moderne
- Architekturstile des 20. Jahrhunderts: International Style
Aus Sicht der Architektur ist das 20. Jh. das Zeitalter der „Modernen Architektur“. Nach einer zu Beginn des Jahrhunderts als „Väter der Moderne“ bezeichneten, vom Frührationalismus und Funktionalismus geprägten Phase, sprach man nach dem Ersten Weltkrieg vom „Neuen Bauen“ oder der „Moderne“. Der Begriff fasst die zu dieser Zeit in Deutschland entstandenen avantgardistischen Architekturströmungen zusammen, die sich gegen den Historismus richteten.
Die Vertreter dieser heute als „Klassische Moderne“ bezeichneten Richtung gingen in ihren neuen Gestaltungsgrundsätzen von Verstand und Logik und der reinen Funktionalität der Bauwerke aus. Die „Moderne“ betrifft vor allem den „Funktionalismus“, den „Rationalismus“ und seit 1926 die Theorie vom „organischen Bauen“.
Der Begriff „International Style“ kennzeichnet die Allgemeingültigkeit dieser Architekturauffassung: Verzicht auf repräsentative Details, Verwendung von industriell gefertigten Baustoffen, asymmetrische Gruppierung, kubistische Elemente, weißer Verputz, Lichtfülle (s. u.).
Architekturströmungen der Phase der Klassischen Moderne (ca. 1920–1968) waren:
Der Begriff „International Style“ wurde 1932 von HENRY-RUSSELL HITCHCOCK und PHILIP JOHNSON (* 1906) für eine moderne Architektur geprägt, die sich aus verschiedenen Tendenzen und Strömungen herausgebildet hatte und in Europa u. a. von den Bauhausmeistern, LUDWIG MIES VAN DER ROHE und LE CORBUSIER, geschaffen wurde.
Während der zwanziger Jahre des 20. Jh. setzte sich dieser Stil zunächst in Mitteleuropa, danach in weiteren europäischen Ländern und Amerika durch. Seine Merkmale sind:
Trotz grenzüberschreitender Gemeinsamkeiten wirkten die Gebäude nicht uniform und boten Möglichkeiten für kreative Entwürfe.
Zu den Architekten des International Style gehörten u. a.:
LE CORBUSIER entwickelte ein Eisenbeton-Skelett-System „Domino“ für die Massenproduktion von Wohnhäusern und beschäftigte sich mit städtebaulichen Fragen.
Seinen Architekturprinzipien lässt sich Folgendes entnehmen:
1928 gründete LE CORBUSIER die internationale Architektenvereinigung CIAM (Congrès Internationaux d’Architekture Moderne). Deren Mitglieder wollten durch den Austausch von Erfahrungen, Ideen und Planungsprinzipien zu einer zeitgemäßen, modernen Formensprache beitragen. Außerdem versuchten sie, Verständnis für städteplanerische Lösungen zu schaffen.
Eine neue Stufe seiner Entwicklung erreichte LE CORBUSIER mit der Unitè d´habitation (1947–1953) in Marseillle. Das Gebäude, ein auf massigen Säulen errichteter 12-geschossiger Wohnblock, wird von einer Dachterrasse abgeschlossen. Jede der zweigeschossigen Wohnungen hat Terrasse und Ausblick auf die Umgebung. Die Wohnelemente sind so geschickt ineinander verschachtelt, dass die Fassade ein rhythmisches Muster bildet.
Der finnischen Architekt ALVAR AALTO konzipierte seine Architekturen immer von der Bauaufgabe ausgehend und wählte dazu passend Materialien und Konstruktion. Ab den dreißiger Jahren fanden sich zunehmend kurvige Elemente in seinen Bauten.
Im Nationalsozialismus emigrierten viele Architekten in die USA. Dort waren besonders die Bürohochhäuser (Wolkenkratzer) mit ihren vielfältigen abstrakten Formen wichtige Bauaufgabe und Ausdruck der Moderne.
In den fünfziger Jahren erreichte die Architektur der Moderne nochmals einen Höhepunkt. Einige Länder, die ihre Unabhängigkeit gewonnenen hatten, repräsentierten durch den Bau neuer Hauptstädte.
In Chandigarh (Indien) baute LE CORBUSIER Gerichts-, Parlaments- und Sekretariatsgebäude (1951–1958). Auch das städteplanerische Konzept basierte auf LE CORBUSIERs Prinzipien von „Licht, Raum und Grün“.
Der städtebauliche Plan für die neue Hauptstadt Brasiliens (Brasilia, 1957–1960) des brasilianischen Stadtplaners LUCIO COSTA (1902–1998) erinnert an einen Vogel oder ein Flugzeug. Der Architekt OSKAR NIEMEYER entwarf bedeutende Bauten für Brasilia, z. B. den Regierungspalast, eine Kathedrale, ein Kongressgebäude (1958–1960). In beiden Städten wurden architektonische Visionen realisiert.
Auch LUDWIG MIES VAN DER ROHE konzipierte im International Style. Unter anderem entstand nach seinen Entwürfen in Berlin die Neue Nationalgalerie (1962–1968).
In den sechziger Jahren geriet der International Style und damit die Moderne in die Kritik, u. a. als soziale und intellektuelle Modeerscheinung. Aber die Moderne ist auch nach 1970 noch präsent.
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