Dieses Verfahren ist zwar ein wenig zeitaufwendig, es hat aber den Vorteil, dass man den Druckstein, den Lithostein, mehrfach verwenden kann.
ALOIS SENEFELDER suchte als Theaterschriftsteller eine preiswerte Möglichkeit, seine Manuskripte zu vervielfältigen:
„Da wirst du, dachte ich, deine eigenen Geistesprodukte selbst drucken und so mit Geistes- und körperlichen Arbeiten gehörig abwechseln können“,
schrieb er in seinem 1818 erschienenen Lehrbuch. Die Lithografie soll er zufällig beim Schreiben einer Wäscheliste entdeckt haben. Lange experimentierte er mit dem Kehlheimer Stein. Seine „Chemische Druckerey“ erläuterte er folgendermaßen:
„Ich nahm einen reingeschliffenen Stein, bezeichnete ihn mit einem Stückchen Seife, goß dünnes Gummiwasser darüber und überfuhr ihn mit einem in Ölfarbe getauchten Schwamme. Alle mit dem Fette bezeichneten Stellen wurden sogleich schwarz, das übrige blieb weiß. Ich konnte den Stein abdrucken, sooft ich wollte; allemal nach dem Abdruck wieder benetzt, und wieder mit dem Schwamm überfahren, gab gleiche Resultate“.
1818 veröffentlichte SENEFELDER sein Buch „Vollständiges Lehrbuch der Steindruckerey“.
Wie es SENEFELDER beabsichtigt hatte, wurde die Lithografie anfangs lediglich für Text- und Notendruck verwendet. Rasch aber griffen die Künstler das Druckverfahren auf, weil man tatsächlich wie auf Papier zeichnen konnte.
Zunächst wurde lediglich mit schwarzer Farbe gedruckt. GODEFROY (GOTTFRIED) ENGELMANN (1788–1839) experimentierte zu Beginn des 19. Jh. mit Mehrfarbdrucken. Für diese Farblithografie sind so viel Lithosteine erforderlich, wie Farben gedruckt werden sollen.
Das Steindruckverfahren (diese Bezeichnung der Lithografie bezeichnet, wie der Kupferstich, das Material des Druckstocks) wurde schnell beliebt, weil die Künstler nun auch mit gewohnten Zeichengeräten, wie Feder und Kreide, arbeiten konnten.
Das letzte Bad, Entwurf: Honoré Daumier, Ausführung: Honoré Daumier, 1840, Lithographie
HONORÉ DAUMIER (1808–1879) benutzte das Verfahren für seine berühmt gewordenen Karikaturen und HENRI DE TOULOUSE-LAUTREC (1864–1901) für seine Plakate und für die damalige Zeit freizügigen Darstellungen von Frauen des Pariser Kneipenmilieus.
Der weibliche Clown Cha-U-Kao, HENRI DE TOULOUSE-LAUTREC, 1895, Farblithographie, 524 x 403 mm
Im 20. Jahrhundert nutzten die Expressionisten die Lithografie u.a.
Auch KÄTHE KOLLWITZ arbeitete mit der Lithografie. Sie griff viele sozialkritische Themen auf, klagte mit ihrer Kunst bessere Lebensverhältnisse für die Armen ein.
Man macht sich die besonderen Eigenschaften von Kalkschiefer zunutze. Dieser für den Druck benutzte Solnhofer Stein ist kohlensauer und kann Fett und Wasser gleich gut aufnehmen. Als Druckplatte dient ein plan geschliffener Stein von 10–15 cm Dicke, der mit Alaun entsäuert wurde. Das Motiv wird mit einer fetthaltigen Tusche oder Kreide direkt auf den Stein gezeichnet.
Diese Schicht verbindet sich mit der kohlensauren zu fettsaurem Kalk, der Fett (also auch Druckerfarbe) aufnimmt, Wasser aber abstößt. Dann wird der Stein mit einer Mischung aus Gummi arabicum und verdünnter Salpetersäure geätzt. Die fettfreien Stellen sind nun fettabstoßend und bleiben druckfrei. Die getrocknete Ätzung wird mit Wasser abgespült. Mit Terpentin entfernt man das nicht vom Stein aufgenommene Fett und streicht den Stein mit einer Asphaltlösung ein, um die zu druckenden Stellen zu verstärken. Nach erneuter Säuberung ist der mit Druckerschwärze eingeriebene Stein druckbereit.
Algrafie und Zinkografie sind alternative Verfahren zur Lithografie. Statt eines Lithosteins benutzt man eine gekörnte
Nach der Entsäuerung der Platte mit Oxalsäure, Alaun oder verdünnter Salpetersäure kann man mit herkömmlichen Zeichengeräten (Bleistift, Filzstift) auf die Platte zeichnen. Anschließend wird die Platte geätzt, sodass sie eine fettabstoßende Schicht bekommt. Nun kann wie bei der Lithografie gedruckt werden.
Auch bei den Lithografen muss man unterscheiden zwischen dem Künstler und dem Handwerker:
Einige Lithografen vereinigen beides in sich: Sie zeichnen und drucken.
Berühmte Lithografen waren:
Die Queen- und Prince Albert-Polka, JOHN BRANDARD, um 1840, Farblithographie, 345 x 257 mm, London, Victoria and Albert Museum
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von