Die wahrscheinlich ältesten speziell hergestellten Druckformen waren in Steine geschnittene Ornamente und bildhafte Zeichen, die als
gearbeitet wurden. Aus dem 4. Jahrtausend vor Christus stammen die ältesten Funde von Stempelsteinen.
Die Bildformen wurden positiv eingeschnitten (die aufgezeichnete Linie oder Form wird aus dem Material herausgeholt) und erzeugen beim Eindrücken in weiches Tonmaterial einen Negativabdruck. Der Abdruck hatte neben seiner kultischen und magischen Bedeutung vor allem die Funktion der Besitzanzeige von privatem Eigentum. Die ursprünglich nur als Bildform existierenden Siegel entwickelten sich mit der Schrift zu einer Form, die sowohl Bild als auch Schrift in einem Abdruck vereinte.
In den Jahrhunderten nach Christi Geburt veränderte sich die Ringform des Siegels zu einer kleinen Metallplatte, die von Goldschmieden aus
hergestellt wurde. Diese Platten hatten zum Teil ein Relief bis zu fünf Millimeter Tiefe und konnten mittels einer Druckvorrichtung vervielfältigt werden.
Die Münzpressung ist eine Vervielfältigungsart mithilfe von Metalldruckformen. Von besonderer Bedeutung war die Gleichartigkeit der Abdrücke und die schon seitenverkehrte Ausarbeitung des Entwurfs. In allen diesen Druckvorgängen entstanden zunächst plastische, reliefartige Abformungen.
Das aus China stammende Verfahren der Steinabreibung ist das wahrscheinlich erste farbverwendende Druckverfahren, welches den Bedruckstoff Papier benutzte. Ähnlich wie die Farbübertragung von Tontafeln auf Seide erfolgte, wurde vermutlich dieses Verfahren in der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) weiterentwickelt.
In eine Steinplatte wurde die Zeichnung als Relief herausgearbeitet. Das angefeuchtete und präparierte Papier wurde mit verschiedenen Hilfsmitteln, z. B. harten Pinseln, solange in das Relief gedrückt, bis es genau die eingeschnittenen Formen wiedergab. Das getrocknete Papier wird auf der Rückseite auf den hervortretenden Teilen mit Farbe überzogen und macht so die geschnittenen Formen sichtbar. Der Vorteil des Verfahrens lag vor allem darin, dass es keine Seitenverkehrung gab.
Mithilfe des Steinabriebs konnten bildhafte und schriftliche Informationen in größeren Mengen ohne Inhaltsverlust oder Verfälschungen verbreitet werden. Bis in das 6. Jh. n. Chr. war das Abreiben von Bildern und Texten ein geläufiges Druckverfahren. So wurden später auch die Porträts von hohen Staatsbeamten in Stein geschnitten und durch das Abriebverfahren verbreitet.
Folge der „Kleinen Passion“, Szene: Die Grablegung, Entwurf: ALBRECHT DÜRER, um 1509,Holzschnitt, 127 x 97 mm,
Etwa 105 n. Chr. wurde in China das Papier erfunden. Das war die Voraussetzung für die Entstehung des Holzschnitts. Einem kaiserlichen Erlass aus der Sui-Dynastie (581–618 n. Chr.) zufolge sollten die Schriftzeichen und Bilder seit 593 nicht mehr in Stein gehauen, sondern aus Holzplatten als Negativbild herausgeschnitzt werden. Diese ersten Drucke waren
Sie dienten vor allem der Verbreitung buddhistischer Texte. Der Holzplattendruck verbreitete sich rasch in Ostasien. Seit 770 gab es ihn z. B. in Japan. Die Song-Dynastie (960–1278) kannte bereits reich illustrierte Bücher in Blockdruck, d.h. Bild und Text wurden auf einem Block geschnitten und gedruckt.
Seit dem 12. Jahrhundert wurde in Ostasien bereits mehrfarbig gedruckt. In Europa kannte man zu jener Zeit erst den Stempeldruck. Der Holzdruck entwickelte sich hier erst im 15. Jh meist als Einblattholzschnitt, d. h., man druckte Einzelblätter als Andachtsbilder, die später auch mit Gebettexten versehen waren.
Mittels Blockdruck entstanden Bücher. Zunftmäßig organisierte Berufe, wie
übernahmen die Fertigung.
Der Buchdruck um 1400 war also arbeitsteilig organisiert.
Verbreitet war der sogenannte Linienschnitt, der der Linienführung der Zeichnung folgte. Später kam die Schraffierung hinzu, die dem Druck Räumlichkeit verlieh und Hell-Dunkel-Partien schuf.
Im 16. Jahrhundert entwickelte man den Clair-Obscur-Holzschnitt, einen Holzschnitt mit mehreren Platten, wobei die erste Platte zumeist den (schwarzen) Linienschnitt enthielt, mit der zweiten, dritten usw. Platte farbliche Abstufungen gedruckt werden konnten.
Weil das Holz als Druckstock bei der künstlerischen Umsetzung der Zeichnung – den Intentionen des Künstlers – an seine Grenzen stieß, nutzte man auf eine neue Technik, den Kupferstich.
Der Holzschnitt verlor zwar seine Stellung als dominierende Drucktechnik, er blieb aber über Jahrhunderte hinweg im Bewusstsein der Künstler. Er wurde im Jugendstil durch Anregungen japanischer Holzschnittkunst wieder vermehrt aufgegriffen und hier sowie im Expressionismus zu neuer Meisterschaft geführt.
Maler und Grafiker der Künstlergruppen „Brücke“ und „Der blaue Reiter“, wie
aber auch Künstler mit anderen Kunstkonzepten, wie KÄTHE KOLLWITZ (1867–1945) und HAP GRIESHABER (1909–1981) nutzten die kräftige, expressive Sprache des Holzschnitts mit seinen scharfen Kontrasten, kräftigen Linien und Flächen für ihre Bildaussagen.
CHRISTIAN ROHLFS (1849–1938), PABLO PICASSO (1881–1973) u. a. experimentierten mit dem neuen Werkstoff Linoleum und entwickelten so den Linolschnitt, entdeckten den Einplatten-Farbdruck.
Folge der „Kupferstichpassion“, Die Grablegung, Entwurf: ALBRECHT DÜRER, Ausführung: ALBRECHT DÜRER, 1512,Kupferstich, 117 x 74 mm, New York, The Metropolitain Museum, Department of Drawings
Der Kupferstich wurde als erstes Tiefdruckverfahren in der Renaissance aus der Gravierkunst der Goldschmiede entwickelt. Mit sogenannten Grabsticheln ritzten sie Dekore aus dem Metall von Rüstungen, Schmuckstücken, Kannen etc. Die entstehende Vertiefung wurde Creux (frz. = hohl, tief) genannt.
Man erkannte, dass plane Metallplatten sich auch gut für den Druck von Grafiken eigneten. Erste Kupferstiche entstanden um 1430, Tiefdrucke mit Kaltnadel nach 1465. ALBRECHT DÜRER arbeitete daneben bereits mit den neuen Ätzverfahren, z. B. der Radierung. Im 17./18. Jahrhundert wurden diese weiterentwickelt. Mit dem Vernis mou (Weichgrundätzung) gelang es, dem Druck die Optik einer Kreidezeichnung zu verleihen.
Für die Crayon-Manier (Kreidemanier), deren Erfinder JEAN CHARLES FRANCOIS ist, werden spezielle Werkzeuge benötigt, um dem fertigen Druck einen zeichnerischen Gestus zu geben. Man verwendet
Seit etwa 1740 experimentierte FRANÇOIS in dieser Technik. Die Aquatinta entstand 1765/68, als man begann, nicht nur Linien, sondern auch ganze Flächen zu ätzen. Als Erfinder dieser Technik gilt JEAN-BAPTISTE LE PRINCE (1734–1781).
FRANSISCO DE GOYA brachte diese Technik vor allem in seinem Zyklus „Desastres de la Guerra“ (deutsch: „Schrecken des Krieges“) zu einer besonderen Meisterschaft.
FRANCISCO DE GOYA„Desastres de la Guerra“, Blatt 04: Die Frauen machen Mut, 1814–1820, Aquatinta-Radierung,
Flachdrucktechniken entstanden durch das von ALOIS SENEFELDER (1771–1834) im Jahre 1798 entwickelte Verfahren der Lithografie. Dieses Verfahren ist zwar ein wenig zeitaufwendig, es hat aber den Vorteil, dass man den Druckstein, den Lithostein, mehrfach verwenden kann. Das Verfahren wurde schnell beliebt, weil die Künstler nun auch mit gewohnten Zeichengeräten, wie Feder und Kreide, arbeiten konnten.
HONORÉ DAUMIER benutzte das Verfahren für seine berühmt gewordenen Karikaturen und HENRI DE TOULOUSE-LAUTREC für seine Plakate und für die damalige Zeit freizügigen Darstellungen von Frauen des Pariser Kneipenmilieus. Im 20. Jh. nutzten die Expressionisten die Lithografie (u. a. EDVARD MUNCH, ERNST LUDWIG KIRCHNER, EMIL NOLDE). Auch KÄTHE KOLLWITZ arbeitete mit der Lithografie. Sie griff viele sozialkritische Themen auf, klagte mit ihrer Kunst bessere Lebensverhältnisse für die Armen ein.
HENRI DE TOULOUSE-LAUTREC: Bruant in Ambassadeurs, Plakat, 1892, Farblithografie
Erst in den 1960er-Jahren setzte sich mit dem Durchdruck in Form des Siebdruckes ein neues Verfahren als künstlerische Drucktechnik durch. Es wurde vor allem durch die Pop-Art-Künstler verwendet. Dabei entstehen flächig wirkende Grafiken.
Mit dem Siebdruckverfahren arbeiteten u.a.
Stand: 2010
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