- Lexikon
- Kunst
- 2 Kunstgeschichte
- 2.7 Tendenzen der Kunst nach 1945
- 2.7.4 Die 1970er-Jahre
- Künstler der DDR auf der documenta 6
Exemplarisch für diese Epoche ist WOLFGANG MATTHEUERs Bild „Die Ausgezeichnete“. Für die Auswahl der Beiträge aus der DDR auf der documenta war der Staatliche Kunsthandel der DDR verantwortlich. Die Beteiligung
war jedoch von der Ausbürgerung des Liedermachers WOLF BIERMANN 1976 überschattet. Eine große Zahl von renommierten Künstlern und Schriftstellern der DDR hatten in einem Brief gegen die Ausbürgerung BIERMANNs protestiert. Die von offizieller Seite der DDR ausgewählten Künstler gehörten jedoch nicht dazu, bis auf FRITZ CREMER, der seine Unterschrift aber wieder zurückgezogen hatte. Damit setzten sich die Ausstellungsorganisatoren in Kassel heftiger Kritik aus. Eine Reihe von Künstlern sah sich deshalb veranlasst, ihre Werke zurückzuziehen.
Die Kunstentwicklung innerhalb der DDR prägte während der 1970er-Jahre aufgrund der größeren verordneten Freiheit eine deutliche Veränderung der Bildinhalte wie der Ausdrucksformen. Nach der „mittleren Generation“, vertreten durch
trat nun die „dritte Generation“ von Künstlern – deren Schüler – hervor, die öffentlich eine differenziertere und nüchterne Bildsprache präsentieren konnten.
„Wir sind frei von der utopisch-idealistischen Illusion einer sozialistischen Gesellschaftsform in paradiesischer Harmonie und Widerspruchslosigkeit.“
Neben herausragenden Arbeiten von Grafikern, darunter DIETER GOLTZSCHE (geb. 1934), entstanden verstärkt Werke, die der Gattung der Historienbilder, z.B. von
und der Arbeiterbilder, wie die von
zuzuordnen sind. Zu den offiziell gebilligten Kunstformen bildeten sich zahlreiche inoffizielle unabhängige künstlerische Gruppen, die sich der Anpassung verweigerten. Sie ließen sich nach der Ausbürgerung WOLF BIERMANNS und der darauf folgenden wachsenden Unzufriedenheit in weiten Kreisen der DDR-Bevölkerung nicht mehr unterbinden.
„Am Ende der siebziger Jahre war die DDR-Kultur als Projekt einer sozialistischen Nationalkultur endgültig gescheitert.“
(GABRIELE MUSCHTER/RÜDIGER THOMAS, Jenseits der Staatskultur. Traditionen autonomer Kunst in der DDR, München 1992, S. 26–30)
BERNHARD HEISIG war 1961–1968 und seit 1976 Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, wo er zeitweise auch das Rektoratsamt innehatte. Er und besonders sein Schüler ARNO RINK (geb. 1940) werden als Väter der, einer gegenständlichen Malerei verpflichteten, Neuen Leipziger Schule bezeichnet, zu denen heute u.a.
gehören.
Die „Leipziger Schule“ begann sich in den 1970er-Jahren herauszubilden.
hatten in Leipzig studiert und hier auch Lehraufträge bekommen. Sie prägten das Image einer gegenständlichen, gesellschaftlich engagierten Kunst in Leipzig.
Nach der Wende kamen viele Studenten aus dem Westen Deutschlands nach Leipzig, um an der dortigen Hochschule für Grafik und Buchkunst zu studieren. Zu ihnen gehörten
Gemeinsam mit ihren Kommilitonen aus den östlichen Bundesländern, u.a.
prägen sie bis heute das Bild einer gegenständlichen Kunstauffassung, die als „Neue Leipziger Schule“ bis in die Vereinigten Staaten von Amerika bekannt und berühmt geworden ist. Unter dem Slogan „The Future is German“ feierte man in den USA diese Kunst.
Der Leipziger NEO RAUCH (geb. 1960), Schüler ARNO RINKs und Meisterschüler BERNHARD HEISIGs, war der Vorreiter dieser Entwicklung.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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