Details zur Lebensgeschichte von SOKRATES sind wie geschildert nur aus den Schriften seiner Schüler überliefert. Danach wurde SOKRATES im Jahr 469 v. Chr. in Athen als Sohn des Steinmetzen SOPHRONISKOS und der Hebamme PHAINARETE geboren. Seine Ausbildung war klassisch und umfasste Literatur, Musik und Gymnastik. Außerdem beschäftigte er sich mit der Rhetorik und der Dialektik der Sophisten sowie mit den Schriften anderer griechischer Philosophen.
SOKRATES arbeitete zunächst wie sein Vater als Steinmetz. Später diente er als Infanterist im Peloponnesischen Krieg. Hier soll er sich in verschiedenen Schlachten durch besondere Tapferkeit ausgezeichnet haben (Schlacht von Potidaia: 432–430 v. Chr., Schlacht von Delium: 424 v. Chr., Schlacht von Amphipolis: 422 v. Chr.). Nach heutigen Erkenntnissen hatte er nach dem Krieg verschiedene politische Ämter inne.
SOKRATES verbreitete seine Lehren auf den öffentlichen Plätzen Athens und unterwies dort insbesondere junge griechische Knaben in der Philosophie.
SOKRATES soll ein kleinwüchsiger und unattraktiver Mann gewesen sein, der jedoch mit großer Selbstbeherrschung, Schlagfertigkeit und Sinn für Humor ausgestattet war. Er war nach XENOPHON mit XANTHIPPE verheiratet, mit der er drei Söhne, LAMPROKLES, SOPHRONISKOS und MENEXENOS, gehabt haben soll. XANTHIPPE soll wesentlich jünger als SOKRATES gewesen sein und wird als zänkisches Weib beschrieben. Nach der Überlieferung von XENOPHON soll sie SOKRATES des öfteren vom Marktplatz nach Hause gezerrt haben, damit er sich um den Lebensunterhalt der Familie kümmere, statt um die Jünglinge, die er (im Gegensatz zu den Sophisten kostenlos!) in Philosophie üben wollte.
399 v. Chr. wurde SOKRATES der Gotteslästerung (Einführung neuer Götter) und der Verführung der Jugend angeklagt. Während des Prozesses soll er selbst eine Verteidigungsrede gehalten haben. Die wesentlichen Inhalte dieser Rede finden sich in PLATONs „Apologie“ (siehe PDF "Platon - Die Apologie des Sokrates"). Sokrates wurde im Prozess mit knapper Mehrheit für schuldig befunden. Daraufhin schlug er dem Gericht vor, eine kleine Geldbuße zu zahlen, die dem Wert des Philosophen für den Staat entspräche. Dieser Vorschlag erzürnte das Gericht außerordentlich und es stimmte nun fast geschlossen für die Todesstrafe.
SOKRATES hätte Gelegenheit gehabt, mithilfe von Freunden einen Fluchtversuch aus dem Gefängnis zu wagen. Er lehnte jedoch das Hilfsangebot ab, da er dem Gesetz gehorchen und für seine Sache sterben wollte. Er starb 399 v. Chr. durch den giftigen Schierlingsbecher. Sein Ende wird insbesondere in PLATONs Dialog „Phaidon“ (siehe PDF "Platon - Phaidon") beschrieben.
Neu für die damalige Zeit und auch aus heutiger Sicht interessant war die Lehrmethode von SOKRATES. Seine Unterweisungen auf den öffentlichen Plätzen Athens führte er in Form von Lehrdialogen durch. Er wollte seine Schüler durch seine Methode der Mäeutik (griech.: maieutikê=Hebammenkunst oder geistige Geburtshilfe) zur Wahrheit führen. Er war der Meinung, dass jeder Mensch als ein vernunftbegabtes Wesen die Wahrheit in sich trage, dass diese jedoch verborgen liege und erst durch ein gezieltes Frage- und Antwortspiel „geboren“ werden müsse. Er soll gesagt haben, er übe die Kunst seines Vaters, eines Bildhauers aus, indem er den Menschen Form zu geben versuche, und er lasse sie wie seine Mutter, eine Hebamme, Erkenntnisse gebären.
Das war der Grund, warum er sich offen gegen die Sophistik wandte, nach deren Dialektik nicht die Erkenntnis im Vordergrund steht, sondern die Fähigkeit, den jeweiligen Gesprächspartner durch Überredungskünste zu blenden.
An dieser Stelle sollte nicht unerwähnt bleiben, dass SOKRATES in der Komödie „Die Wolken“ von ARISTOPHANES selbst als Sophist beschrieben wird. PLATON („Sokratische Dialoge“) beschreibt SOKRATES als jemanden, der seine eigene Unwissenheit zur Schau stellte und dahinter sein wahres Gesicht versteckte („Ich weiß, dass ich nichts weiß“), der jedoch so scharfsinnig und klug war, dass er die Argumentation seines Gegenübers mit Leichtigkeit zu durchschauen und zu unterwandern vermochte.
Die philosophische Lehre von SOKRATES beeinflusste nachhaltig die gesamte griechische Philosophie.
SOKRATES beschäftigte sich vor allem mit ethischen Fragen und baute seine Lehre auf dem Gedanken auf, dass in jedem Menschen dasselbe rationale Verständnis und dieselbe Definition für Gerechtigkeit, Liebe, Tugend und Selbsterkenntnis verborgen sind. Er vertrat die Meinung, dass allein Unkenntnis, nicht jedoch absichtliche Bösartigkeit, die Ursache aller Laster sei. Unter Erkenntnis verstand er Tugend im Sinne von Tüchtigkeit. Demnach müssten diejenigen richtig – d. h. tugendhaft – handeln, die wissen, was Recht ist. Der Grundgedanke war, dass alles Tugendhafte nützlich und alles Lasterhafte schädlich sei.
Neben diesen ethischen Fragen setzte sich Sokrates besonders mit Problemen der Logik und in diesem Zusammenhang mit der Formulierung allgemeiner Definitionen auseinander. Hinweise darauf finden sich insbesondere in den Schriften des ARISTOTELES, eines Schülers PLATONs.
SOKRATES beeinflusste Denker wie ANTISTHENES oder ARISTIPOS, auf die die Strömungen der Kyniker und der Kyrenaiker zurückgehen, aus denen später wiederum EPIKUR seine Lehren entwickelte. SOKRATES war darüber hinaus geistiges Vorbild für Stoiker wie den griechischen Philosophen EPIKTET, den römischen Denker SENECA DEN ÄLTEREN und den römischen Kaiser MARK AUREL („Selbstbetrachtungen“, siehe PDF).
Stand: 2010
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