- Lexikon
- Deutsch Abitur
- 4 Literaturgeschichte
- 4.7 Literatur des 18. Jahrhunderts
- 4.7.5 Romantik
- Begriff der Romantik
Unter Romantik ist eine gesamteuropäische geistes- und kunstgeschichtliche Epoche zu verstehen, die Ende des 18. Jahrhunderts begann und bis in die Dreißigerjahre des 19. Jahrhunderts andauerte. Deutschland bildete das Zentrum der Romantik.Themen der Romantik waren, Rückbesinnung auf die Vergangenheit (Mittelalter), Naturhuldigung und -verklärung, Irrationales, Mythos und die Volkspoesie.
Ab 1770 galt romantisch als Gegensatz zu klassisch.
Die Romantik war in allen Künsten sowie in der Philosophie präsent. Sie war zugleich eine Gegenbewegung zu Aufklärung und Klassik. Wie der Sturm und Drang, mit dem man sich verwandt sah, wurde auch die Romantik zunächst von jungen Künstlern getragen. Mit der Empfindsamkeit verband sie das Aufgehen der empirischen Wirklichkeit in einer höheren, kunstgeschaffenen Fantasie, galt als grundlegend und mächtig für eine ganzheitliche Poetisierung des Lebens. Die Romantik war eine Gegenwelt zur Vernunft:
galten als darstellenswert (als Beispiel für romantisches Erzählen gilt „Aus dem Leben eines Taugenichts" von JOSEPH VON EICHENDORFF, siehe PDF "Joseph von Eichendorff - Aus dem Leben eines Taugenichts"). Die Abgründe der Seele interessierten. Die Nacht barg das Geheimnis, das Mythisch-Religiöse, dem man sich hinwendete, und war der Gegensatz zum geschäftigen („tüchtigen“), klaren Tag. Die Nacht symbolisierte den Tod als Aufhebung aller Grenzen. Die „blaue Blume“ symbolisierte die reale Unerfüllbarkeit der Sehnsüchte und Bestrebungen.
Die Romantiker waren zunächst Befürworter der republikanischen Ideen der Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (darin unterschieden sie sich von den Klassikern), die eine Umwälzung der feudalen Gesellschaftsstruktur einleiten sollten und Kritiker der bestehenden Gesellschaft. Besonders nach dem Zusammenbruch des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im Jahre 1806, verursacht durch die Napoleonischen Kriege und den am 12.6.1806 gegründeten Rheinbund, idealisierten sie das Mittelalter als letzte universale Kultur in einer „Reichsherrlichkeit“.
HEINRICH HEINE setzte sich 1836 in seinem Werk „Die romantische Schule" polemisch-kritisch mit der Romantik auseinander (siehe PDF "Heinrich Heine - Die romantische Schule").
Zentren der Romantik waren Jena, Berlin, Dresden, Tübingen und Heidelberg.
Zu unterscheiden sind:
Der literarische Biedermeier (1815–1845) trug ebenfalls stark romantische Züge mit einem Hang zum Realismus. Er wird deshalb häufig auch als eine spätromantische Strömung der Literatur bezeichnet.
Die Poesie sollte der Bewusstseinserweiterung dienen, alle Grenzen überwinden und Mensch und Natur versöhnen. FRIEDRICH VON SCHLEGEL (1772–1829) und NOVALIS gebrauchten als erste das Wort Romantik für die Literatur. Für F. V. SCHLEGEL war Romantik gleichzusetzen mit Poesie.
FRIEDRICH VON SCHLEGEL im 116. Athenaeum-Fragment:
„Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennten Gattungen der Poesie zu vereinigen und die Poesie mit der Philosophie und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz poetisieren und die Formen der Kunst mit gediegenem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen und durch die Schwingungen des Humors beseelen. Sie umfaßt alles, was nur poetisch ist, vom größten, wieder mehrere Systeme in sich enthaltenden Systeme der Kunst bis zu dem Seufzer, dem Kuß, den das dichtende Kind aushaucht in kunstlosem Gesang.“
(vgl. PDF "Friedrich Schlegel - Athenäums-Fragmente")
Themen der Romantik waren:
Einflüsse auf die deutschen Romantiker hatten:
Die Romantiker verherrlichten das Gefühl anstelle eines Intellektes.
Während der Romantik wurde die sogenannte Salonkultur gepflegt. Die berühmten Berliner Salons der RAHEL VARNHAGEN VON ENSE (1771–1833), der HENRIETTE HERZ (1764–1847) und DOROTHEA VEITs (später SCHLEGEL, 1763–1839), einer Tochter MOSES MENDELSSOHNs, pflegten das künstlerische und literarische Gebiet. Die literarischen Salons waren häusliche Gegenstücke zu den wissenschaftlichen und literarischen Zirkeln jener Zeit. Sie gestalteten sich zu Begegnungsstätten zwischen Adel, Großbürgertum, Intellektuellen und vor allem auch jüdischen Bürgern.
Eines der bekanntesten Gedichte der Spätromantik ist „Mondnacht“ von JOSEPH VON EICHENDORFF (Audio 1):
Mondnacht
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
(Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München: Winkler, 1970 ff., S. 285.)
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von