- Lexikon
- Deutsch Abitur
- 4 Literaturgeschichte
- 4.8 Literatur des 19. Jahrhunderts
- 4.8.3 Romantik außerhalb Deutschlands
- Die Romantik in Frankreich: Staël, Gautier und Hugo
FRANÇOIS RENÉ VISCOMTE DE CHATEAUBRIAND (1768–1848) gilt als Begründer der Romantik in Frankreich und als Führer der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts.
Er führte neue Schauplätze in die Literatur ein: Viele seiner Werke spielen unter Indianern Nordamerikas.Von den „Leiden des jungen Werther“ inspiriert ist seine Erzählung „René“, einer Geschichte um die Liebe zweier Indianerkinder. Der junge, bei den Natchez-Indianern aufgewachsene Franzose René erzählt seinen nächsten Vertrauten, wie er versucht habe, dem Gefühl seines ständigen inneren Abgrunds durch Reisen, gesellschaftliche Zerstreuung, religiöse Meditation und Einsiedlerleben zu entfliehen. Diese Versuche führen nur zu einem vorübergehenden und trügerischen Erfolg. Seine Schwester Amélie bewahrt ihn vor dem Selbstmord, entbrennt aber in Leidenschaft zu ihm. Durch Eintritt in ein Kloster entzieht sie sich ihm und stürzt ihn dadurch in noch tiefere Verzweiflung. Bald darauf kommt René bei einem Massaker der Franzosen gegen die Natchez um.
CHATEAUBRIANDs Auseinandersetzung mit der christlichen Religion „Le génie du christianisme“ (1802; „Der Geist des Christentums“) wirkte auf Vertreter der Spätromantik, wie VICTOR HUGO und ALFRED DE MUSSET (1810–1857) nach.
Als Wegbereiterin der romantischen Bewegung in Frankreich gilt MADAME DE STAËL (mit vollem Namen ANNE LOUISE GERMAINE BARONIN VON STAËL-HOLSTEIN, 1766–1817). Sie bereiste 1803–1804 und 1807 Deutschland, wo sie mit GOETHE, SCHILLER, WIELAND, FICHTE, RAHEL LEVIN und den SCHELEGELs bekannt wurde und woraufhin sie ihr Hauptwerk, die Abhandlung „De l'Allemagne“ (1810, dt. 1814 „Über Deutschland“), schrieb, das die Aufnahme der deutschen Romantik in Frankreich vorbereitete.
Um 1827–1828 entstand unter Leitung von VICTOR HUGO (1802–1885) MIT ALFRED DE MUSSET, THÉOPHILE GAUTIER (1811–1872), PROSPER MÉRIMÉE (1803–1870), GÉRARD DE NERVAL (1808–1855), ALFRED DE VIGNY (1797–1863), EUGÈNE DELACROIX (179–1863) UND CHARLES AUGUSTIN SAINT-BEUVE (1804–1869) die (zweite) Künstlergruppe „Cénacle“. Diese leitete die eigentliche Romantik in Frankreich ein und hatte eine ähnliche Bedeutung wie die deutschen Gruppierungen, da nun die Regelpoetik der Klassik deutlich abgelehnt wurde.
„Romantik ist nichts anderes als Liberalismus in der Literatur“,
äußerte HUGO.
SHAKESPEARE wurde zum Vorbild erhoben. Mit der Aneignung E.T.A. HOFFMANNs und EDGAR ALLAN POEs wurden bestimmte Tendenzen des Symbolismus und des Surrealismus vorweggenommen. So reflektierte man stärker das Traumhaft-Unbewusste und das Düstere, wie in „La comédie et la mort“ von THÉOPHILE GAUTIER (1838).
Zu den auch auf andere Länder zurückstrahlenden Leistungen der französischen Romantik gehört die Weiterentwicklung des historischen Romans. zu ihnen gehören HUGOs „Notre-Dame de Paris“ (1874, „Der Glöckner von Notre Dame“) ALEXANDRE DUMAS' DES ÄLTEREN „Les trois mousquetaires“ (1844, dt. „Die drei Musketiere“) oder „Le comte de Monte-Cristo“ (1845–1846, dt. „Der Graf von Monte Christo“).
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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