Der Trochäus ist einfallender Versfuß. In der antiken Metrik bestand er aus einer langen und einer kurzen Silbe, im Deutschen wird er aus einer betonten und einer unbetonten Silbe gebildet.
Sonne (– U)
einzig (– U)
Trochäische Verse beginnen mit einer betonten Silbe, sie sind alternierend, d. h. Hebung und Senkung wechseln einander ab:
- U - U - U- U (betont, unbetont...)
Der fallende Fünftakter wird auch serbischer Trochäus genannt. Er kommt in der deutschen Dichtung besonders in der Ballade vor.
Nach Korinthus von Athen gezogen Kam ein Jüngling, dort noch unbekannt. Einen Bürger hofft’ er sich gewogen; (GOETHE: „Die Braut von Korinth“)
Der trochäische Viertakter wird auch Romanzenvers genannt:
„Horch! War das nicht Hörnerschall?
Ja, er ist's! Er kommt! Er naht!Doch so spät erst! - Warte, Wilder,
Du sollst mir's fürwahr entgelten!
Unerbittlich will ich sein,
Schmollen will ich, zürnen, schelten,
Und nur spät - erst spät verzeihn.“
(FRANZ GRILLPARZER: Der Traum, ein Leben, 1,1)
Auch der Daktylus ist ein fallender Versfuß. In der antiken Metrik bezeichnete Daktylus den Namen für einen dreisilbigen Versfuß mit langer erster Silbe, auf die zwei kurze Silben folgen. Im Deutschen wird er entsprechend einmal betont und zweimal nicht betont bzw. schwächer betont. (– U U)
Daktylische Verse alternieren nicht. Sie beginnen mit einer Hebung, der sich zwei Senkungen anschließen.
–U U – U U – U U – U U (betont, unbetont, unbetont...)
Der Hexameter ist der Grundvers des antiken Epos. Der Name bedeutet Sechsmesser: Er besteht aus sechs daktylischen Metren, wobei es möglich ist, in den ersten vier Versfüßen die zwei kurzen Silben durch eine lange Silbe zu ersetzen.
– U U – U U – U U – (–) – U U – U
– U U – U U – (–) – U U – U U – U
Nun erhob sich Achilleus vom Sitz vor seinem Gezelte,
wo er die Stunden durchwachte, die nächtlichen, schaute der Flammen
fernes schreckliches Spiel und des wechselnden Feuers Bewegung,
ohne die Augen zu wenden von Pergamos rötlicher Feste.
Tief im Herzen empfand er den Hass noch gegen den Toten,
der ihm den Freund erschlug und der nun bestattet dahinsank.
(GOETHE, Achilleis)
Der Hexameter wird im Deutschen auchRomanzenvers genannt:
Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen; es grünten und blühten
Feld und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken
Übten ein fröhliches Lied die neuermunterten Vögel.
(GOETHE: Reineke Fuchs, Anfang)
Der Pentameter ist ein Fünfmesser mit verkürztem drittem und sechstem Versfuß. Der Name irreführend, weil 6 Hebungen erhalten bleiben:
[ Éine gróße Epóche hát das Jahrhúndert gebóren, ]
Áber der gróße Momént / fíndet ein kléines Geschlécht
(GOETHE/SCHILLER: Xenien)
Das Distichon ist ein Doppelvers, das aus einem Hexameter und einem Pentameter besteht. SCHILLER verfasste ein Distichon mit dem Titel „Distichon“, das zugleich als Merkvers gelten kann:
Ím Hexámeter stéigt / des Spríngquells fl´ü ssige Säúle,
Ím Pentámeter dráuf / f´ällt sie melódisch heráb.
– U – U U –/ U – U – U U – U
– U – U U – / – U U – U U –
Es gibt zwei Gedichtformen, die durch das Distichon gekennzeichnet sind: das Epigramm und die Elegie. Während das Epigramm, das oft nur aus einem einzigen Distichon besteht, sich den verschiedenen Charakter von Hexameter und Pentameter für eine komprimierte anspielungsreiche Kurzaussage zunutze macht (z. B. GOETHEs und SCHILLERs „Xenien“), ist die Elegie meist ein längeres Gedicht.
Goethes Reiecke Fuchs ist in Trochäen geschrieben
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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