- Lexikon
- Biologie
- 2 Äußerer und innerer Bau von Organismen
- 2.1 Bakterien
- 2.1.0 Überblick
- Kolibakterien – Helfer und Krankheitserreger
Die Kolibakterien (Escherichia coli) sind Bestandteil der Darmflora.
Kolibakterien sind im Darm für die Zersetzung von Kohlenhydraten und Eiweißen mit verantwortlich. Sie können ohne Sauerstoff existieren und sind an der Regulation des Vitaminhaushalts beteiligt, da sie in der Lage sind, Vitamine des B-Komplexes (z. B. Vitamin B1 und B12, Folsäure) zu bilden. Gleichzeitig sorgen sie für die Abwehr von Krankheitserregern im Dickdarm. In jedem Gramm Kot befinden sich mehrere Millionen Kolibakterien. Über den Kot gelangen die Bakterien aus dem Organismus. Außerhalb des Menschen, beispielsweise in Boden und Wasser, dienen die Kolibakterien daher als Anzeiger für Verunreinigungen durch Fäkalien.
Vor allem im Sommer treten Durchfallerkrankungen auf und man liest in den Zeitungen Berichte wie diese:
„... Berlin: Vor dem Baden und Fischen an praktisch allen Stränden von Miami Beach warnen derzeit die Behörden im US-Bundesstaat Florida. Darauf weist das Auswärtige Amt in Berlin hin. Durch eine Beschädigung des Hauptabwasserrohrs von Miami Beach zum Festland seien mehrere Zehntausend Kubikmeter Abwasser ausgetreten. Seit der Sperrung dieser Leitung werde das Abwasser ungeklärt etwa vier Kilometer vor der Küste abgelassen. Im Wasser vor der Touristenhochburg an der Ostküste Floridas ist inzwischen eine erheblich über den Grenzwert liegende Zahl von Kolibakterien gemessen worden. Nach Auskunft des Amtes in Berlin wird damit gerechnet, dass an den Stränden erst in etwa zwei Wochen wieder gebadet werden kann.“
Kolibakterien sind eine Ursache für das Auftreten von Durchfallerkrankungen, die gelegentlich von Erbrechen begleitet werden. Meistens dauern die Erkrankungen nicht länger als zwei Tage. Die Kolibakterien gelangen durch eigene Unsauberkeit nach dem Gang auf die Toilette auf Nahrungsmittel oder wie beschrieben durch unsaubere Abwasserbeseitigung auch ins Trinkwasser.
Einige Stämme von E. coli können beim Menschen Infektionen auslösen. Wird der Darm mit diesen Stämmen infiziert, kommt es zu Durchfallerkrankungen, die in der Regel durch das Eindringen der Bakterien in die Darmwand oder aber durch abgegebene Bakteriengifte (Toxine) verursacht werden. Jeder kann sicherlich ein Lied davon singen, in südlichen Ländern oder aber in Asien oder Südamerika unterwegs zu sein und von Montezumas Rache heimgesucht zu werden! Ist dieser Durchfall nicht in den Griff zu kriegen, d. h., kann er nicht gestoppt werden, kann sehr schnell eine lebensbedrohliche Situation eintreten. Es ist sehr wichtig, dem enormen Flüssigkeits- und Elektrolyteverlust entgegenzuwirken. Bis also ein Arzt mit entsprechenden Medikamenten therapieren kann, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass der Erkrankte sehr viel trinkt und zumindest Zucker und Salz zu sich nimmt.
Gelangen Kolibakterien an andere Bereiche des Organismus außerhalb des Dickdarms, können sie u. a. auch folgende Beschwerden auslösen:
Das relativ kleine Genom von E. coli wurde als eines der ersten vollständig sequenziert. In der Molekularbiologie und Gentechnik ist E. coli die am meisten verwendete Bakterienart. Ihr Genom ist entschlüsselt worden und viele ihrer Einzelstämme wurden isoliert. Neuere Forschungen zeigen, dass sich genetisch veränderte E.coli nutzen lassen, um Biotreibstoffe herzustellen. In der Biotechnologie werden mittels genetisch veränderter Kolibakterien in industrieller Biosynthese Arzneistoffe (z. B. Insulin) Proteine, Hormone usw. produziert.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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