Zu den Hohltieren (Coelenterata) gehören ca. 10 000 Arten, die im Süß- und Meerwasser leben. Der Körper der Hohltiere besteht aus drei Schichten, die einen Hohlraum (Körperhöhle) umschließen. Polypen, Quallen und Korallen gehören zu den Hohltieren.
(nach Erwin Stresemann, „Exkursionsfauna“)
Hohltiere (Coelenterata)
Stamm: Nesseltiere (Cnidaria)
Süßwasserpolypen sind in stehenden und fließenden Gewässern beheimatet. Sie leben mit einer Fußscheibe fest sitzend an Wasserpflanzen.
Ihr Körperbau ist sehr einfach. Der ca. 1 cm große Polyp besitzt einen schlanken, schlauchförmigen Körper, dessen Mundöffnung von Fangarmen, Tentakel genannt, umgeben ist. Diese Tiere haben keine Wirbelsäule. Deshalb gehört der Süßwasserpolyp wie alle Hohltiere zu den Wirbellosen. Der Süßwasserpolyp besteht aus drei verschiedenen Schichten, die einen Hohlraum, die Magenhöhle, umschließen. Tiere mit solch einem Körperbau nennt man deshalb Hohltiere.
Süßwasserpolyp – Längsschnitt
Die Außenschicht besteht aus Hautmuskelzellen, Nesselzellen und einfachen Sinneszellen, die Innenschicht aus dicht nebeneinanderliegenden Drüsen- und Verdauungszellen. Zwischen beiden befindet sich eine gallertartige Stützschicht. In der Stützschicht liegen Nervenzellen, die zu einem einfachen Nervennetz verbunden sind. Die Polypen besitzen also ein netzförmiges Nervensystem.
Feinbau der Körperschichten (links Innenseite, rechts Außenseite)
Berührt man den Süßwasserpolypen, dann zieht er sich sofort zusammen. Er nimmt die Berührung mit den einfachen Sinneszellen auf. Die Nervenzellen lösen die Bewegung der Hautmuskelzellen aus, der Polyp zieht sich zusammen. Er kann also auf Umwelteinflüsse reagieren.
Süßwasserpolypen ernähren sich von kleinen Wassertieren, z. B. Wasserflöhen, Hüpferlingen, die oft genauso groß sind wie der Polyp selbst.
Die Beute wird mit den Fangarmen erfasst und mit vielen gifthaltigen Geschossen gelähmt. Diese kleinen Giftpfeile schnellen bei der geringsten Berührung der Fangarme aus den Nesselzellen hervor. Die wehrlose Beute wird nun durch die Mundöffnung in die Magenhöhle gestopft und verdaut. Nahrungsreste gelangen auf umgekehrtem Wege nach draußen.
Der Süßwasserpolyp kann sich aktiv fortbewegen. Er haftet abwechselnd mit den Fangarmen und der Fußscheibe am Untergrund fest und bewegt sich durch Strecken und Zusammenziehen seines Körpers. Manchmal lässt sich das Tier einfach von der Wasserströmung treiben.
Süßwasserpolypen pflanzen sich vor allem ungeschlechtlich durch Knospung fort. An einem ausgewachsenen Tier, dem Mutterpolypen, bildet sich eine beulenartige Wölbung, die nach einiger Zeit zu einem kleinen Tochterpolypen heranwächst. Der Tochterpolyp kann sich vom Mutterpolypen ablösen.
Bei Verletzung oder gar Abtrennung eines Körperteils wächst das verloren gegangene Teil des Polypen nach. Aber auch ein winziges Stückchen des Polypenkörpers wächst zu einem vollständigen Tier heran. Diese Eigenschaft nennt man Regeneration.
Fortbewegung des Süßwasserpolypen
Fortbewegung des Süßwasserpolypen
Die Ohrenqualle lebt in den Ozeanen und z. B. in der Ostsee. Sie hat ihren Namen von den auffälligen, ohrenförmigen Geschlechtsorganen, die man im fast durchsichtigen Tier gut erkennen kann. Ihr Durchmesser beträgt etwa 40 cm.
Der innere Bau ist dem Süßwasserpolypen sehr ähnlich. Die schirmartige Körperform gleicht einem umgestülpten Teller, an dessen Grund vier Fangarme die Mundöffnung umgeben. Der Rand des gallertartigen Schirms ist mit zahlreichen kurzen Fangarmen besetzt.
Jeder hat sicherlich schon am Strand ein durchsichtiges, gallertartiges totes Lebewesen gefunden. Dies sind Quallen. Sie bestehen zu 98 % aus Wasser und vertrocknen auf dem Lande.
In der Fortpflanzung unterscheiden sich der Süßwasserpolyp und die Ohrenqualle wesentlich. Die Ohrenquallen geben Eizellen und Samenzellen ins freie Wasser ab. Aus den befruchteten Eizellen entsteht eine frei bewegliche Larve, die sich am Meeresgrund anheftet und zu einem Polypen auswächst. Nach einigen Wochen schnürt sich der Polypenkörper ein. Er sieht dann aus wie ein Stapel Teller.
Bau der Ohrenqualle (schematisch)
Aus jedem dieser „Teller“ entsteht durch Abtrennung (ungeschlechtlich) eine winzige Ohrenqualle.
Die Ohrenqualle wechselt also von geschlechtlicher zu ungeschlechtlicher Fortpflanzung. Das nennt man Generationswechsel.
Zu den Hohltieren gehören auch die farbenprächtigen Korallen. Sie leben einzeln, z. B. Seerose, oder zur Kolonie vereinigt, z. B. Edelkoralle, Steinkorallen. Sie kommen ausschließlich im Meer vor.
Bei kolonienbildenden Korallen entstehen häufig an der Fußscheibe Kalkskelette. Auf dem oberen Teil der Kalkskelette abgestorbener Tiere wachsen die Korallen weiter und vermehren sich vor allem durch Knospung. Im Laufe der Zeit entstehen aus den Kalkskeletten die oft riesigen, in allen Farben leuchtenden Korallenriffe. Korallenriffe sind Lebensraum für zahlreiche seltene Pflanzen und mannigfaltige Tiere. Sie bilden ein komplexes Ökosystem. Weltweit sind die Riffe zu schützen.
Korallen vermehren sich durch Körperteilung (Knospung) und durch Bildung von Samen- und Eizellen. Aus der befruchteten Eizelle entwickelt sich eine kleine, frei schwimmende Larve. Findet sie eine geeignete Unterlage, setzt sie sich fest und sondert Kalk ab, der eine schützende Hülle bildet.
Bau der Koralle (schematisch)
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