Termiten oder „Weiße Ameisen“ (Ordnung Isoptera) lieben die gleichmäßige Wärme, deshalb kommen sie eigentlich nur in tropischen und subtropischen Gebieten (Afrika mit 700 Arten) vor. Gelegentlich werden Termiten durch Schifffahrt oder andere Transportmöglichkeiten in Städte (z.B. Hamburg - Erdholztermite) eingeschleppt. Die ca. 2000 Termitenarten sind systematisch in sechs Familien unterteilt. Die Riesen- und Trockenholztermiten sind primitive Formen. Die Ernte- und die Nasentermiten sind durch ihr Verhalten und ihre Lebensweise als höher entwickelt anzusehen. Die Termiten sehen vielleicht den Ameisen ähnlich, aber sie sind nicht miteinander verwandt (andere Entwicklung, Körperbau, Ernährung usw.). Man kann die Termiten als ursprüngliche Schaben ansehen. Das sind nämlich ihre nächsten Verwandten.
An Orten, an denen sie leben, richten sie mehr Schaden als Nutzen an. Als bodenbildende Insekten lockern sie den Boden auf, zersetzen selbst Baumriesen innerhalb kurzer Zeit und stellen als Destruenten (Reduzenten) anorganische Stoffe anderen Organismen zur Verfügung. Für Menschen in Afrika, Säuger (z.B. Erdferkel), Vögel (brasilianischer Specht), Reptilien (Eidechsen), Amphibien (Frösche, Kröten), aber auch für andere Insekten (Laufkäfer, Ameisen) nehmen sie in der Nahrungskette eine wichtige Stellung ein. „Weiße Ameisen“ zerstören durch Fraß alle Materialien organischer Herkunft. Als Grundnahrung nehmen sie Holz oder tote cellulosehaltige Stoffe zu sich.
Weiterhin fressen sie saftige Pflanzenteile wie z.B. Kakteen, Kartoffelknollen, Möhren usw.. Dauerhaften Schutz vor Termiten bieten nur Materialien wie Beton, Glas oder Metall.
Die meisten Termiten sind dünnhäutig und farblos oder weiß gefärbt. Daher kommt auch der Name „Weiße Ameise“. Sie benötigen für ihre Lebensweise keine Pigmentierung, da sie sich ständig in ihrem Bau unter der Erdoberfläche aufhalten. Wenn man von einigen braunen bis schwarzbraunen Ausnahmen (z.B. Schwarze Termite) absieht, die nicht ständig verborgen leben, ist der Begriff „Weiß“ für alle Larven, Arbeiter und Soldaten zutreffend.
Organisation in einem Tierstaat
Als soziale Insekten leben Termiten in einem hoch spezialisierten Tierstaat zusammen und bilden mindestens 3 Kasten (Gesamtheit der Organismen mit entsprechendem Körperbau für ihre Aufgaben innerhalb eines Tierstaates). Königin und König als Geschlechtstiere und die schon erwähnten Arbeiter und Soldaten. Die Festlegung der zukünftigen Kaste für jede Termite erfolgt im Larvenstadium und wird durch Pheromone bestimmt, die durch Nahrung oder Belecken des Geschlechts weitergegeben werden. Die Vielfalt der Geschlechtstier- und Soldatenformen, aber auch die unterschiedlich alten Larven erschweren das Einordnen der Termiten in ihre systematischen Gruppen.
Die Geschlechtstiere besitzen durch ihren begrenzten Aufenthalt im Freien eine mehr oder weniger braun gefärbte Chitinhülle, zeitweise Flügel und funktionstüchtige Geschlechtsorgane.
Die larvenähnlichen Arbeiter und Soldaten (Entwicklung vor der Imaginal- bzw. Erwachsenenstufe gestoppt) können im Gegensatz zu den Bienen männlich oder weiblich sein. Es fehlen ihnen immer die Flügel und ihre Geschlechtsdrüsen sind nicht entwickelt. Die milchig weißen Arbeiter (größte Kaste), verrichten fast alle Arbeiten im Bau, außer der Fortpflanzung und Verteidigung. Soldaten sind die für die Verteidigung zuständig. Ihr Körperbau ist dafür entsprechend ausgestattet. Sie besitzen stets einen großen Kopf, entweder mit großen Kiefern (Kiefersoldaten) oder mit einer Stirn, die zu einer langen, nasenförmigen Spitze verlängert ist (Nasensoldaten oder Nasuti). Die besonders stark ausgebildeten Mundwerkzeuge der Kiefersoldaten dienen als Waffe zum Schlagen oder Beißen von Eindringlingen. Termiten besitzen am Kopf eine Verteidigungsdrüse. Zur Abwehr wird ein milchig, zähklebriges Sekret abgesondert, mit der Feinde bis zur Kampfunfähigkeit bespritzt werden.
Anpassung an bestimmte Tätigkeiten
Aufgrund ihrer unterirdischen Lebensweise sind die Lichtsinnesorgane der Termiten (außer die der Geschlechtstiere) stark zurückgebildet. Dafür ist der zur Orientierung und Erkennung der Artgenossen notwendige Geruchssinn, der sich auf den Fühlern befindet, besonders stark ausgeprägt. Tiere ohne Fühler werden genauso wie kranke oder verletzte Termiten aufgefressen.
Soldaten und die Geschlechtstiere (nach der Gründung des Nestes) können sich nicht selbständig ernähren. Sie sind auf das Füttern der Arbeiter angewiesen oder nehmen nährstoffreichen Kot auf. Termiten lassen sich nach der bevorzugten Nahrung in ursprüngliche humus-, holz- oder allesfressende Arten einteilen. Wie andere Pflanzenfresser besitzen sie im Darm eine Gärkammer (Darmsack), wo symbiontische Einzeller (vielgeißlige Flagelaten) leben, welche die Zellulose in verwertbaren Traubenzucker umwandeln.
Der abgegebene Kot ist immer noch so reich an Nährstoffen, dass er oft von anderen Tieren nochmal gefressen wird. Der Kot findet bei höher entwickelten Termiten beim Anlegen von „Pilzgärten“ Verwendung. Dazu wird ein Gemisch aus Kot, unzerkauter Nahrung und Holz hergestellt. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit im Bau bilden sich Pilzgeflechte, die vor allem Larven als Nahrung dienen.
Gründung eines neuen Termitenstaates
Wenn in älteren, mehrjährigen Kolonien ein Schwärmen der geflügelten Geschlechtstiere zu beobachten ist, kündigt sich eine Neugründung eines Termitenstaates an. Nach einem kurzen Flatterflug (Hochzeitsflug), der von klimatischen Bedingungen abhängig ist, brechen die Tiere bei ihren Bewegungen meist ruckartig ihre Flügel ab. Mithilfe von Sexuallockstoffen aus der Hinterleibsdrüse werden Geschlechtspartner angelockt. Nach einer zunächst lockeren Bindung zwischen Männchen und Weibchen bildet sich eine Ehe fürs Leben. Jetzt sucht das Paar einen geeigneten Nestplatz. Dabei hat jede Termitenart ihren Ort mit bestimmten ökologischen Bedingungen. So kann es sein, dass ein Staat später an geeignetere Stellen umzieht. Die Königin und der König erlangen erst ihre Geschlechtsreife, wenn sie eine Hochzeitskammer z.B. unter Steinen oder in einer Erdspalte angelegt haben. Nach der erfolgten Begattung entsteht zunächst eine Gelege von ca. 25 Eiern. Beide Tiere betreiben Brutpflege, indem sie die Eier belecken oder wenden. In einer von der Temperatur abhängigen Entwicklungszeit von ca. 90 Tagen werden die Larven geboren und bis zur Selbstständigkeit gepflegt. Danach nehmen die entstandenen Termiten den Nestbau, die Brutpflege und die Ernährung dem Elternpaar ab. König und Königin bleiben ständig zusammen und sind nur noch für die Fortpflanzung zuständig. Das Männchen begattet das Weibchen öfter. Bei der Königin schwillt durch die Entwicklung der Eierstöcke der Hinterleib bis ca. 10 cm an. Man nimmt an, dass Weibchen mit einer Lebenserwartung von ca. 10 Jahren etwa mehrere Millionen Eier legen könnten.
Bei höherentwickelten Termiten werden die Geschlechtstiere sogar zentral in eine sogenannte „Königinzelle“ eingemauert. Arbeiter und ältere Larven bringen die angelegten Eier in die der Königinzelle folgenden Brutschicht (Entwicklung der Eier und jungen Larven). Die Brutschicht ist von der Wohnschicht umgeben (Entwicklung der größeren Larven, geflügelte Kaste und Pilzkammern). Danach folgt eine Schutz- und Isolationsschicht und zum Abschluss eine Deckschicht. Die Wände werden durch ein Gemisch aus Erde, Sand und Speichel hergestellt.
Termitenbau bietet Schutz vor Umwelteinflüssen und Feinden
Die Bauleistungen der Termiten sind beachtlich, denn es wurden bis zu sechs Meter hohe Termitennester gefunden. Die Vorteile der hochspezialisierten Tierbauten, der Kastenbildung und der damit verbundenen Arbeitsteilung liegen in der relativen Unabhängigkeit gegenüber Umwelteinflüssen und dem Schutz vor Feinden. Termiten können auf Grund ihrer abgeschlossenen Systeme verschiedene Biotope erschließen.
Die Konstanthaltung der Nesttemperatur erfolgt in Abhängigkeit der Klimafaktoren Temperatur und Luftfeuchtigkeit durch den Einbau von Kammern, Isolationsschichten, verschieden großen Gängen u.a.. Da Termiten für die Entwicklung in der Brut- und Wohnschicht eine spezifische Temperatur und Luftfeuchtigkeit benötigen, werden die optimalen Bedingungen durch Umbauten (Einspeicheln der Wände, Wassertransport aus tieferen Schichten, Veränderung der Gangbreite) an die sich verändernden Umweltfaktoren angepasst.
Dadurch ist die Form und der innere Aufbau eines Termitenstaates Ausdruck seiner Umweltbedingungen und sieht deswegen selbst bei gleichen Arten unterschiedlich aus. Wenn ein Termitenbau stark beschädigt wir, verändert sich das Nestklima, sodass eine Gefährdung des ganzen Volkes und dessen Tod die Folge sein kann.
Termitenhügel
Termiten besitzen eine Reihe von natürlichen Feinden. Dazu gehören vor allem das Erdferkel, in Afrika, Vorderindien - die Schuppentiere, in Südamerika - das Gürteltier und die Ameisenbären und in Australien - Ameisenbeutler und Ameisenigel aus der Gruppe der Säuger. Diese Tiere sind meistens durch besondere Anpassungen in ihrem Körperbau (Krallen, lange klebrige Zunge) oder bestimmte Verhaltensweisen in der Lage, den Bau aufzubrechen und Termiten als Nahrung zu nutzen. Ein kleinerer Teil, überwiegend Reptilien (Chamäleons, Warane, Geckos, Eidechsen), Amphibien (Kröten, Frösche) und andere Arthropoden (Spinnen, Raubfliegen, Grabwespen, Libellen) nutzen die Flug- und Schwärmzeit der Geschlechtstiere zum Beutefang. Allerdings werden auch „freundliche“ (Abfälle zur Ernährung) und „feindliche“(Eier und Larven als Nahrung) Gäste im Termitenbau geduldet. Viele dieser Gastbewohner besitzen einen großen Hinterleib, der durch die Fütterung mit Speichel durch die Arbeiter entsteht. Termiten nutzen die vom Hinterleib abgegebenen Fettstoffe von ihren Gästen und leben so mit ihnen symbiontisch zusammen.
Termiten
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von