Wirtschafts- und sozialräumliche Struktur der Republik Haiti

Das Entwicklungsland Haiti befindet sich im Bereich der Westindischen Inseln. Es liegt im Westen der Insel Hispaniola und wird im Osten durch die Dominikanische Republik begrenzt (Bild 1).

Daten zur Landes- und Wirtschaftsstruktur von Haiti

Daten zur Landesstruktur
Fläche:27 750 km²
Weltrangplatz:143
Einwohner:8,4 Mio.
Bevölkerungsdichte:303 Einw./km²
Lebenserwartung:52 Jahre (2003)
Säuglingssterblichkeit:7,6 % (2003)
Kindersterblichkeit:11,8 % (2003)
Bevölkerungswachstum:1,3 %/Jahr
Analphabetenrate:
(männlich / weiblich)

46 % / 50 % (2002)
Städtische Bevölkerung37,6 % (2003)
Daten zur Wirtschaftsstruktur
Bruttosozialprodukt
gesamt:3,34 Mrd. US-$ (2003)
pro Einwohner:400 US-$ (2003)
Bruttoinlandsprodukt
gesamt:2,921 Mrd. US-$ (2003)
durchschnittlicher realer
Zuwachs 2002 bis 2004:

0,4 %
Anteil der Wirtschaftszweige:Landwirtschaft 28 %, Industrie 17 %,
Dienstleistungen 55 % (2002)
Erwerbstätigkeit:Landwirtschaft 62 % (2001)
Arbeitslosigkeit:durchschnittlich 65 % (2001)
Auslandsverschuldung:1,2 Mrd. US-$ (2002)
Import
Gesamtwert:1 090 Mio. US-$ (1999/00)
Importgüter:Nahrungsmittel u. lebende Tiere 23 %, Fertigwaren 27 %, Maschinen und Transportausrüstungen 15 %
Importländer:USA 43 %, Japan 6 %, Frankreich 6 %
(1997/98)
Export
Gesamtwert:327 Mio. US-$ (1999/00)
Exportgüter:Leichtindustrie 86 %, Kaffee 4 %
Exportländer:USA 53 %, Italien 12 %, Frankreich 8 %,
Belgien 8 % (1997/98)

 

Soziale Situation im Land

Noch vor etwa 200 Jahren zählte Haiti zu den reichsten Kolonien der Welt. Nach seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1804 hat es sich zum „Armenhaus der Karibik“ gewandelt. Nachdem Haiti über Jahrzehnte durch eine korrupte Familiendiktatur völlig ausgeplündert wurde, zählt das Land heute zu den ärmsten Staaten der Welt:
Über die Hälfte der Bevölkerung hat weniger als 150 US-$ Einkommen pro Jahr. Das ist weit unter dem Existenzminimum. Die Mehrheit der Bevölkerung Haitis lebt deshalb in unvorstellbarer Armut.
Die Analphabetenquote liegt über 50 % und gehört zu den höchsten in Lateinamerika. In den ländlichen Gebieten Haitis kann sogar nur jeder Fünfte lesen und schreiben.
Die Menschen in Haiti werden durchschnittlich nur 54 Jahre „alt“, und die Säuglings- und Kindersterblichkeit ist sehr hoch. Das ist Ausdruck ständiger Unterernährung und fehlender bzw. völlig unzureichender Gesundheitsvorsorge sowie schlechter hygienischer Bedingungen.

Haiti auf der Insel Hispaniola

Haiti auf der Insel Hispaniola

Landwirtschaft

Etwa 40 % der Gesamtfläche des tropischen Landes können landwirtschaftlich genutzt werden. Trotzdem deckt die Produktion von Mais, Reis, Maniok, Hirse, Bohnen, Bananen und Bataten nicht den Eigenbedarf der Bevölkerung an Nahrungsmitteln. Ursachen für das Nahrungsmitteldefizit sind vor allem die primitiven Produktionsmethoden sowie die extrem ungerechte Besitzverteilung. Ein nicht geringer Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche befindet sich in der Hand von meist ausländischen Großbetrieben, die rund ein Drittel der Agrargüter produzieren. Der Rest der Nutzfläche ist in Minifundien (landwirtschaftliche Klein- und Kleinstbetriebe) aufgesplittert, die über weniger als 2 ha Land verfügen.
Infolge der unzureichenden Bearbeitung und fehlenden Düngung des Bodens fallen die Ernteerträge sehr gering aus. Deshalb müssen etwa vier Fünftel der Landbevölkerung unter dem Existenzminimum vegetieren. Die Welternährungskonferenz hat daher Haiti in die Gruppe der Staaten mit den größten Ernährungsproblemen eingeordnet.
Viele Landbewohner wollen der Armut und Hoffnungslosigkeit entfliehen und sich in der Hauptstadt Port-au-Prince eine Existenz aufbauen. Doch die Arbeitslosigkeit ist hier so hoch, dass die Zuwanderer nur noch in den Elendsvierteln um die Hauptstadt unterkommen, die mittlerweile die größten im karibischen Raum sind.
 

Industrie

In Haiti gibt es kaum Industrie. Ausnahmen sind einige Betriebe für die Konsumgüterproduktion, u. a. für die Herstellung von Baustoffen und für die Weiterverarbeitung von Erzeugnissen der Landwirtschaft, die aber alle auf einem sehr niedrigen Niveau produzieren.
Ein positives Beispiel für Industrialisierungsbestrebungen der Regierung ist der 1970 im Norden der Hauptstadt entstandene „Parc Industriel Métropolitain“ mit etwa 2000 Arbeitsplätzen. Die billigen Arbeitskräfte und niedrigen Steuern im Land haben einige US-amerikanische Investoren angelockt, die in diesem Industriepark z. B. Textilien, Sport- und Elektroartikel ausschließlich für den Export herstellen.
Doch die prekäre Lage im Land wird dadurch kaum gemildert. Darüber hinaus behindert die unzureichende Infrastruktur die Ansiedlung weiterer ausländischer Investoren für den dringend notwendigen Ausbau der Industrie.
Große Teile der städtischen Bevölkerung können deshalb nur dadurch überleben, dass sie z. B. als Straßenhändler, Schuhputzer, fliegende Händler oder Altstoffsammler im informellen Sektor arbeiten. Der informelle Sektor bzw. die Schattenwirtschaft gehört deshalb zu den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren Haitis.

Die Handelsbilanz des Landes ist überaus importlastig. Einfuhren in Höhe von etwa 800 Mio. US-$ stehen Ausfuhren im Wert von nur rund 280 Mio. US-$ gegenüber. Exportiert werden einige Erzeugnisse der Leichtindustrie, wie Elektrozulieferteile, Spielwaren, Sportartikel und Textilien. Außerdem werden Kaffee, Kakao, Zuckerrohr und Sisal ausgeführt, die in Haiti speziell für den Export angebaut werden. Dagegen müssen nahezu alle lebensnotwendigen Dinge eingeführt werden. Die negative Handelsbilanz hat zur völligen Verschuldung des Landes geführt.

Die Wirtschaft Haitis auf niedrigem Niveau

Die Wirtschaft Haitis auf niedrigem Niveau

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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