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- 6 Architektur
- 6.1 Grundfragen der Architektur
- 6.1.1 Sakralbauten
- Sakralarchitektur: Kirchenbau
Seit der Anerkennung des Christentums durch den römischen Kaiser KONSTANTIN stand die Kirche unter staatlichem Schutz und konnte in aller Offenheit ihre Gotteshäuser errichten. Als Versammlungsraum für die Gemeindemitglieder eigneten sich am besten die großräumigen profanen Basiliken. Es entwickelte sich ein Kirchenbauprogramm, das
Im Kirchenbau unterscheidet man nach Funktion und Rang:
Architektonisch unterscheidet man im Kirchenbau nach den beiden Hauptgrundrissformen:
Typische Langbauten sind der Kölner Dom oder das Straßburger Münster, der bedeutendste protestantische Zentralbau Deutschlands ist die Frauenkirche in Dresden. Moderne Kirchen zeigen häufig andere, neue Grundrisse wie Trapez- oder Parabelformen.
Der Langbau (Longitudinalbau) wird seit dem frühen Christentum meist von West nach Ost ausgerichtet. Altar, Chor und Apsis befinden sich im Osten der Gebäude. Als architektonische Bereicherung wirken häufig
Ein Langbau kann als
ausgebildet sein.
Während sich die romanischen Kirchenbauten eher als „Burg des Himmelskaisers“ verstanden, symbolisierten die gotischen Skelettbauten mit ihren himmelwärts strebenden, von farbigem Licht durchfluteten Räumen das Abbild des „himmlischen Jerusalems“.
Gemeinsam ist den Langbauten Symmetrie und Axialität, d.h. die Beziehung eines Baus auf eine gedachte Gerade und die Richtungsbetonung zu Chor und Altar. Viele christliche Sakralbauten erhielten erst nach Jahrhunderten ihr gegenwärtiges Aussehen (Kölner Dom, 1248–1880). Das Straßburger Münster z.B. wurde um 1190 romanisch begonnen, gotisch weitergebaut und erst im 16. Jh. vollendet.
Den Zentralbau beherrscht ein zentraler Raum, um den sich gleichmäßig Teilräume gruppieren und der meist durch eine Kuppel nach oben geschlossen wird. Symbolisch bedeutet die Kreisform Unendlichkeit, Ewigkeit ohne Anfang und Ende. ANDREA PALLADIO schrieb um 1750 über den Zentralbau:
„... alle Teile gleichen einander und nehmen teil an der Gestalt des Ganzen; und da überdies jeder Punkt vom Mittelpunkt gleich weit entfernt ist, so versinnbildlicht der Bau aufs Schönste die Einheit, die Unendlichkeit, die Ewigkeit und die Gerechtigkeit Gottes.“
Die neben den Kirchen separat als Kultraum errichteten Taufkirchen (Baptisterien) waren meist Zentralbauten (Florenz, um 1059; Pisa, um 1167). Der Täufling wurde hier ehemals in einem vertieften Tauchbecken (Piscina) völlig untergetaucht.
Dom von Helsinki, Finnland: ein typischer Zentralbau
Die Frauenkirche in Dresden (1726–1743) ist der bedeutendste protestantische Zentralbau Deutschlands. 45 x 45 m misst der quadratische Grundriss, der einen runden Innenraum mit acht Stützpfeilern und vierstöckigen Emporen umschließt. Deutlich erkennbar sind zwei um 45° gegeneinander verschobene Kreuze, die durch vier sich gegenüberliegende Treppenhäuser gebildet werden. Über dem runden Kirchenraum wölbt sich die Innenkuppel. Die als „Steinerne Glocke“ berühmt gewordene Außenkuppel dient ebenso wie der durch den Baumeister GEORGE BÄHR (1666–1738) angewandte Kreuznimbus des Grundrisses als architektonisches Symbol. Noch in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges 1945 zerstört, wurde die Frauenkirche seit 1993 wieder aufgebaut und 2004 fertig gestellt.
Im Barock gibt es Kombinationen zwischen dem Langbau und dem Zentralbau. Im Kirchenbau der Gegenwart sind neben Variationen historischer Sakralbauten neue Grundrisse aufgenommen worden.
ermöglichen auch einen völlig neuartigen Baukörper (Wallfahrtskirche in Neviges, 1963–1969 von GOTTFRIED BÖHM; Marienkathedrale, 1961–1964,Tokio von KENZO TANGE, * 1913). Im Hinblick auf Symbolik erklären Architekten und Theoretiker die modernen Kirchen mit Urformen wie Weg, Zelt, Fels, Höhle, Arche, Burg u.Ä.
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