MARK TWAIN, der eigentlich SAMUEL LANGHORNE CLEMENS hieß, wurde als Sohn eines Farmers, Händlers und Friedensrichters geboren und wuchs in der Kleinstadt Hannibal am Mississippi auf. Mit zwölf Jahren endete für TWAIN die Schulzeit, und er trat eine Setzerlehre in einer Druckerei an. Bald arbeitete er für die Zeitung seines Bruders und schrieb seine ersten Artikel für Lokalzeitungen.
1853 verließ er Hannibal und begann ein unruhiges Wanderleben. Er arbeitete unter anderem als Lotse auf dem Mississippi (aus diesem Bereich entlehnte er auch sein Pseudonym MARK TWAIN – ein Lotsenruf mit der Bedeutung „zwei Faden tief“) und als Goldgräber.
Seine 1865 veröffentlichte humorvolle Geschichte „Jim Smiley and his Jumping Frog“ (dt. „Jim Smileys berühmter Springfrosch“) ließ ihn schlagartig in ganz Amerika berühmt werden. Als Journalist reiste er unter anderem nach Nevada, Kalifornien und Hawaii und veröffentlichte Artikel in verschiedenen Zeitungen.
Seine Reise nach Europa hielt er in dem Bericht „The Innocents Abroad“ (1869, dt. „Die Arglosen auf Reisen“) fest, der ihn noch bekannter werden ließ.
Ab 1871 lebte TWAIN mit seiner Frau in Hartford (Connecticut) und pflegte Kontakte zu den dort ansässigen Künstlern und Gelehrten. Hier schrieb er auch seine berühmtesten Werke
TWAIN unternahm ausgedehnte Vortragsreisen innerhalb der USA und nach Europa. Seine Vorlesungen führten ihn sogar bis nach Neuseeland, Australien, Indien und Südafrika. Von seinem Bankrott, den er wegen Fehlkalkulationen in den 1890er-Jahren erlitten hatte, konnte er sich bald wieder erholen. Während seiner letzten Lebensjahre wurde er zunehmend pessimistischer, da er unter dem Tod seiner Frau und zwei seiner Töchter litt. 1910 starb TWAIN in Connecticut.
Literarisches Schaffen
Bereits TWAINs erstes Buch „The Celebrated Jumping Frog of Calaveras County“ (1867, dt. „Der berühmte Springfrosch der Provinz Calaveras“) machte ihn als Humoristen in ganz Amerika berühmt. Seine Reisen nach Europa schlugen sich in humorvollen Reisebüchern nieder, die TWAIN in Form von Anekdoten verfasste. In ihnen machte er sich sowohl über die amerikanischen als auch über die europäischen Eigenheiten lustig, wie etwa in „The Innocents Abroad“ und „A Tramp Abroad“, 1879, dt. „Bummel durch Europa“). Diese Form des anekdotischen Reisebuchs hielt TWAIN sein Leben lang bei.
In Deutschland bekannt (und gern zitiert) wurde vor allem seine Rede über die deutsche Sprache, die er übrigens hervorragend beherrschte („The Horrors of the German Language“, 1897, dt. „Die Schrecken der deutschen Sprache“, siehe PDF).
In seinen Erinnerungsbüchern wie „Life on the Mississippi“, zeichnet TWAIN typische Seiten amerikanischer Regionen, vom alten Süden seiner Jugend bis zum Kalifornien der Goldgräberzeit.
In seinen bekanntesten Romanen „The Adventures of Tom Sawyer“ („Tom Sawyers Abenteuer und Streiche“, siehe PDF) und „Adventures of Huckleberry Finn“ („Abenteuer und Fahrten des Huckleberry Finn“, siehe PDF) verarbeitet TWAIN auf idealisierte Weise seine eigene Kindheit. Während Tom Sawyer von den Streichen des Lausbuben Tom erzählt, geht es in Huckleberry Finn um den ausgerissenen Huck, der mit dem ebenfalls entflohenen Sklaven Jim eine Reise auf dem Floß den Mississippi entlang unternimmt.
Sie machen Erfahrungen mit dem Bösen, rebellieren gegen fragwürdige Normen und integrieren sich schließlich doch in die Gesellschaft. TWAIN beleuchtet ironisch Grundfragen der amerikanischen Kultur wie
Vor allem in Huckleberry Finn bricht TWAIN mit alten literarischen Formen, indem er z. B. Huck seine Geschichte nicht aufschreiben, sondern erzählen lässt.
Zu TWAINs weiterer erzählerischer Besonderheit gehört außerdem Hucks Sprachweise, die von Umgangssprache und Dialekt geprägt ist. Hucks Erzählstimme, die eines Dialekt sprechenden Jungen und Außenseiters, eröffnete der Literatur neue Dimensionen und repräsentierte zugleich, was TWAINs Schriftsteller-Freund WILLIAM DEAN HOWELLS (1837–1920) als den „demokratischen Roman“ propagierte, eine Literatur für alle Leserschichten.
TWAIN entwickelte sich mit seinen Berichten, Romanen und Artikeln zu einem der bedeutendsten Vertreter des amerikanischen Realismus, der durch Humor, Lokalkolorit, Neigung zu skurriler Übertreibung und genaue Beobachtung sozialen Verhaltens die überlieferten Erzähltraditionen außer Kraft setzte. Er diente somit vielen späteren Autoren – etwa ERNEST HEMINGWAY – als Vorbild.
In seinen späteren Werken gewinnt TWAINs Kritik an der amerikanischen Gesellschaft zunehmend an Schärfe. So treten etwa in „The Man That Corrupted Hadleyburg“ (1900, dt. „Der Mann, der Hadleyburg korrumpierte“) bittere Kritik am Gewinnstreben und an den Zwängen der ungehemmt expandierenden Industriegesellschaft sowie TWAINs nunmehr tief pessimistisches Menschenbild in den Vordergrund.
Romane
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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