Albrecht von Wallenstein

ALBRECHT WENZEL EUSEBIUS VON WALLENSTEIN (tschechisch Valdstyn) wurde am 24.09.1583 als Sohn eines Landadligen im ostböhmischen Hermanitz geboren, und stammte von der Arnauer Linie des böhmischen Geschlechts WALDSTEIN ab. Erzogen auf einer Schule der Böhmischen Brüder sowie der Jesuiten, bezog Wallenstein 1599 die lutherische Universität Altdorf. Von dort aus reiste er nach Italien und studierte an der Universität Padua. WALLENSTEINS Italienaufenthalt ist Teil seiner Kavaliersreise, eine für junge Adelige damals übliche Bildungsreise, die ihn neben Italien auch nach Spanien, England und Holland führte.

Militärische Laufbahn

Zurückgekehrt nach Böhmen trat er im Jahre 1604 in die militärischen Dienste der Habsburger, womit seine wissenschaftlich-kulturelle Bildung und Erziehung von einer militärischen abgelöst wurde. Er begann seine Karriere beim Militär mit der Teilnahme am ungarischen Feldzug im Jahre 1604, der ein Teil des wiederentflammten Krieges der Habsburger gegen die Türken war.
Im Anschluss an den Frieden von Zsitva-Torok am 11.11.1606, bei dem die türkische Herrschaft über einen Teil Ungarn festgelegt wurde, erhob man 1607 ALBRECHT VON WALLENSTEIN in das Amt des Kämmerers am Wiener Hof.
Er stand im Dienste des Erzherzogs MATTHIAS, der 1612 zum Kaiser des deutschen Reiches gewählt wurde.
Entscheidend für den Lebensweg von WALLENSTEIN war sein Übertritt zum Katholizismus 1606, sowie die Vermählung mit der wesentlich älteren Witwe LUKRETIA NEKESCH VON LANDECK im Mai 1609. Die Gräfin war eine der reichsten Großgrundbesitzerinnen Mährens, und mit ihrem Tod im Jahre 1614 vermachte sie WALLENSTEIN als Alleinerben große Ländereien in Böhmen, wodurch er zu einem der reichsten Mitglieder des mährischen Herrenstandes aufstieg.
Mithilfe des erworbenen Vermögens war es WALLENSTEIN möglich ein eigenes Heer, bestehend aus Söldnern, aufzustellen. Er gehörte zu den größten Söldnerführer n jener Jahre, den sogenannten „condottieri“. Als Heerführer müsste WALLENSTEIN sein Heer selbst finanzieren und ausrüsten. Dafür war er an allen Kriegsgewinnen wesentlich beteiligt.
Sein Ausspruch „der Krieg muss sich selbst ernähren“ bedeutete die Einquartierung bei der Bevölkerung, Versorgung durch diese und Beuterecht (Kontributionssystem).
Die durchschnittliche Heeresstärke lag zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges bei ca. 20 000 bis 25 000 Mann. WALLENSTEIN vergrößerte es mithilfe seines Kontributionssytems zum Höhepunkt seiner Macht auf 120 000 bis 150 000 Söldner.

1617 stellte er sein Heer dem Erzherzog, und 1619 zum Kaiser gekrönten FERDINAND II., bei dessen Feldzug gegen die Republik Venedig zur Verfügung.
Im böhmischen Aufstand gegen die katholischen Habsburger zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618/19 kämpfte er mit einem eigenen Regiment weiter auf kaiserlicher Seite gegen die böhmischen Rebellen und verlor dabei seinen gesamten Besitz.
Gemeinsam mit dem kaiserlichen Oberbefehlshaber JOHANN TSERCLAES GRAF VON TILLY siegte er in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag am 08.11.1620.
WALLENSTEIN wurde daraufhin zum Militärbefehlshaber in Nordböhmen ernannt. Er gelangte durch Konfiskation der Besitztümer geflüchteter protestantischer Adeliger zu einem der größten Grundbesitzer in Böhmen, und baute sich erneut einen Grundbesitz von rund 4000 km auf.
1621 erklärte man WALLENSTEIN zum Mitglied des Wiener Hofkriegsrates. Infolge seiner zweiten Heirat am 09.06.1623 mit MARIA THERESIA, der Tochter des einflussreichen Grafen HARRACH, verstärkten sich seine Beziehungen zum Hof.
Er wurde im Jahre 1624 in den Reichsfürstenstand erhoben. FERDINAND II erklärte ihn 1625 zum Herzog von Friedland (Nordböhmen) und erkannte ihm die entsprechenden Gebiete zu. WALLENSTEIN, nun auch Friedländer genannt, entwickelte seinen Besitz mit gründlicher wirtschaftlicher Sachkenntnis zum Musterland.
Im selben Jahr erteilte ihm der Kaiser die Generalvollmacht, eine Armee von etwa 20 000 Mann aufzustellen. WALLENSTEIN erhielt bald aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen. Zusammen mit Graf von TILLY gewann WALLENSTEIN 1626 die Schlacht gegen die Protestanten unter ERNST II. VON MANSFELD bei Dessau.
1627 schlugen WALLENSTEIN und TILLY König CHRISTIAN IV. von Dänemark, der die Protestanten im Reich unterstützte, und konnten bis nach Nordjütland vordringen. Vor Stralsund scheiterte er zwei Jahre später.
1629 verlieh Kaiser FERDINAND II. WALLENSTEIN das Herzogtum Mecklenburg, bestätigte ihm den Besitz des Fürstentums Sagan (in Schlesien) und ernannte ihn zum „General des ozeanischen und baltischen Meeres“.

Entlassung WALLENSTEINS

Die Politik WALLENSTEINS strebte die Stärkung der kaiserlichen Macht an, was die katholischen und protestantischen Reichsstände als Bedrohung ansahen.
In dieser Situation musste der Kaiser unter dem Druck der Fürsten auf dem Regensburger Kurfürstentag im August 1630 WALLENSTEIN entlassen, und das Kommando wieder TILLY übertragen.
Schwedens protestantischer König GUSTAV II. ADOLF zog im selben Jahr in Pommern ein und brachte dem Kaiserlichen Heer unter der Führung von TILLY mehrere Niederlagen bei. Er eroberte auf seinem Feldzug in Richtung München, das er im Mai 1632 erreichte, fast ganz Deutschland. TILLY starb an den Wunden, die er sich in der Schlacht bei Rain am Lech 1632 zuzog, in der GUSTAV II. ADOLF erneut den Sieg davon trug.

Wiederernennung WALLENSTEINS zum Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres

Kaiser FERDINAND II. rief infolge dieser kritischen Situation WALLENSTEIN als Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres zurück. Nach einigen Zögern willigte WALLENSTEIN ein und erhielt nun unbeschränkte Vollmachten für Kriegsführung und Friedenverhandlungen. Innerhalb von vier Monaten stellte WALLENSTEIN ein Heer mit 100 000 Mann auf, mit dem er den Siegeszug von GUSTAV II. ADOLF bei Nürnberg beendete. Er vertrieb den König von Schweden aus Süddeutschland der am 16.11.1632 in der unentschiedenen Schlacht bei Lützen (Sachsen) fiel,.
Im folgenden Jahr versuchte WALLENSTEIN durch geheime Friedensverhandlungen mit dem Gegner, sowie durch seine militärische Überlegenheit die Grundlage für einen allgemeinen Frieden zu schaffen.
Seine hinhaltende Kriegsführung und seine Verhandlungen mit Schweden und Sachsen riefen erneut das Misstrauen des Kaisers und der katholischen Reichsfürsten hervor, und nährten den Verdacht, er wolle sich vom Kaiser abwenden. Durch den Pilsener Schluss am 12.01.1634, bei dem WALLENSTEIN die Kommandeure seines Heeres auf seine Person vereidigte, wollte er sein Heer an sich binden.

Verdacht des Hochverrats gegen WALLENSTEIN

Am 24.01.1634 setzte ihn der Kaiser zum zweiten Mal ab und ließ ein Dekret veröffentlichen, dass WALLENSTEIN des Hochverrat s bezichtigte und befahl, ihn tot oder lebendig zu fangen.
Dessen wahre Absichten sind jedoch bis heute umstritten, und der ihm unterstellte Hochverrat konnte nie eindeutig bewiesen werden. Unterdessen fiel der größte Teil der Kommandeure trotz des Pilsener Schlusses von ihm ab. Daraufhin floh er von Pilsen nach Eger, wo er sich mit den Sachsen und Schweden verbünden wollte.
Am 25.02.1634 wurde WALLENSTEIN in seinen Quartier in Eger auf kaiserlichen Befehl hin vom irischen Hauptmann DEVEREUX ermordet. Mit WALLENSTEIN starben ebenso seine engsten Vertrauten TERZKA, ILOW und KINSKY.

Literarische Aufbereitung

Das Schicksal von WALLENSTEIN ging in die Literatur ein.
„Nacht muß es sein, wo Friedlands Sterne strahlen“ schrieb FRIEDRICH SCHILLER in seiner Dramentrilogie von 1800 „Wallensteins Lager“, „Die Piccolomini“ und „Wallensteins Tod“. ALFRED DÖBLINS Roman „Wallenstein“ umfasst zwei Bände und wurde 1920 veröffentlicht. Zum Standartwerk schaffte es GOLO MANNS Biografie „Wallenstein. Sein Leben“ von 1986.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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