Im Februar 1559 wurde JOHANN TSERCLAES GRAF TILLY im Wallonischen Braband auf dem elterlichen Schloss der Herrschaft Tilly als zweiter Sohn von MARTIN TSERCLAES und seiner Gattin DOROTHEA VON SCHIERSTAED geboren.
Der auf den Jesuitenkollegien zu Châtelet und Köln erzogene TILLY, schlug bereits als Siebzehnjähriger die militärische Laufbahn ein. Als Offiziersdiener begonnen, erreichte er nach sechs Jahren die untersten Offiziersränge und wurde mit erst 41 Jahre zum Oberst ernannt.
Im Dienst von HERZOG ALBA, DON JUAN DE AUSTRIA und ALEXANDER FARNESER genoss er als Offizier die damals bestmögliche militärische Ausbildung, und kämpfte auf habsburgischer Seite in den Niederlanden und im Türkenkrieg. 1605 erhob man TILLY zum Feldmarschall.
Unter der Führung MAXIMILIANs VON BAYERN gründete sich 1609 die Katholische Liga als Antwort auf das von protestantischen Fürsten geschlossene Bündnis.
TILLY wurde 1610 an die Spitze der katholischen Liga berufen und reorganisierte insbesondere den bayerischen Teil des ligistischen Heeres.
1620 zum Generalleutnant berufen, schlug er am 08.11.1620 in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag für Kaiser FERDINAND II. den böhmischen Aufstand unter König FRIEDRICH V. VON DER PFALZ nieder.
In den folgenden Jahren errang TILLY weitere bedeutende Erfolge. Er eroberte das Rheinland und besiegte am 06.05.1622 bei Wimpfen die Führer der protestantischen Heere. Am 20.06.1622 entschied er die Schlacht bei Höchst zu seinen Gunsten und am 06.08.1623 siegte er bei Stadtlohn. Hinsichtlich dieser Erfolge verlieh ihm der Kaiser am 18.07.1622 den Grafentitel.
TILLY fiel 1625 in den niedersächsischen Reichskreis ein, um den erwarteten Angriff des dänischen Königs CHRISTIAN IV. zuvorkommen. Die entscheidende Schlacht fand am 27.08.1626 bei Lutter am Barenberge statt, in der TILLY den Sieg davon trug.
Er setzte die völlige Niederwerfung Dänemarks durch und erreichte zudem den Abschluss der Friedensverhandlungen von Lübeck am 22.05.1629.
Im August 1630 wurde auf dem Kurfürstentag in Regensburg ALBRECHT VON WALLENSTEIN vom Kaiser auf Drängen der deutschen Fürsten als Oberkommandierender des kaiserlichen Heeres abgesetzt. Aufgrund seiner Erfolge übergab man Graf von TILLY den Befehl über die kaiserlichen Truppen. Das Kommando über die katholische Liga behielt er währenddessen bei.
Obgleich TILLY dem protestantischen König GUSTAV II. ADOLF von Schweden umgehend nach dessen Landung in Pommern am 06.07.1630 entgegentritt, vermochte er es nicht GUSTAV zu bewegen sich ihm in der Schlacht zu stellen.
1631 quartierte TILLY sein Heer in Mecklenburg und im Gebiet Frankfurt/Oder ein. Seine Truppen waren dabei abhängig von Proviantlieferungen aus Mecklenburg selbst, wie auch aus den Speichern Friedlands und Sagans.
Diese Gebiete unterstanden ALBRECHT VON WALLENSTEIN, und obgleich dieser in der Zeit, in der er Kommandant des Heeres war, für dessen Versorgung bestens gesorgt hatte, weigerte er sich es zu verpflegen, wo das Heer TILLY unterstand. Proviant wurde nur gegen Barzahlung geliefert, was einer gänzlichen Verweigerung entsprach. WALLENSTEIN trieb die Kornpreise in die Höhe und zog auf dieser Weise aus der bestehenden Knappheit Vorteile. Er befahl seinen Beamten in Mecklenburg der Einquartierung des Heeres die größtmöglichen Probleme zu bereiten. Infolge dieser Sabotage schmolz das Heer unter WALLENSTEINs Nachfolger zusammen.
TILLY unternahm im Frühjahr 1631 zunächst einen Vorstoß auf Neubrandenburg und eroberte es unter erbarmungslosen Blutvergießen. Seinen Truppen fehlte jedoch die Stärke um gefahrlos vorzugehen, weshalb TILLY sich schließlich mit dem größten Teil seines Heeres dem Feldmarschall GOTTFRIED HEINRICH GRAF ZU PAPPENHEIM (1594–1632) anschloss, der das von Protestanten gehaltene Magdeburg belagerte. Magdeburg war der bedeutendeste Punkt an der Elbe, und bot nach Ansicht von TILLY reichlich an Vorräten. Hinsichtlich der aussichtslosen Lage seines Heeres setzte TILLY seine Hoffnung auf die Einnahme der Stadt und gab in dieser verzweifelten Situation seines Heeres schließlich dem Drängen seines Stellvertreters nach die Stadt anzugreifen.
Am 20.05. 1631 gelang es TILLY und PAPPENHEIM Magdeburg zu erstürmen. Der Eroberung folgten allerdings nicht nur die Plünderung und völlige Brandschätzung der Stadt, sondern zudem ein grausames Gemetzel gegen die Bevölkerung und die Garnison. Bei diesem Massaker verloren etwa 2 000 Soldaten und 25 000 Einwohner ihr Leben. Neben dem Dom und der Liebfrauenkirche blieben lediglich einzelne Fischerhütten stehen.
Die Plünderung und Verwüstung Magdeburgs wurde zum Inbegriff der Grausamkeit des Dreißigjährigen Krieges. Die Geschichtsschreibung ist sich jedoch in dem Punkt einig, dass TILLY nicht den Befehl zur Zerstörung der Stadt gegeben hatte, da Magdeburg bezüglich seiner Lage und seiner Vorräte zu wertvoll für sein Heer war.
Es blieb TILLY auch nach der Eroberung Magdeburgs die Gelegenheit versagt Schwedens König GUSTAV II. ADOLF in einer Schlacht zu stellen. Aus diesem Grund griff er Sachsen, den Verbündeten Schwedens an. Am 16.09.1631 gelang es TILLY Leipzig einzunehmen, doch bereits am folgenden Tag, am 17.09.1631, wurde sein Heer bei Breitenfeld vom schwedisch-sächsischen Heer unter König GUSTAV II. ADOLF vernichtend geschlagen. Nach zweiunddreißig Siegen war dies die erste Niederlage für Graf TILLY.
Schlacht bei Rain am Lech
Der Weg für das 40 000 Mann starke Heer von König GUSTAV II. ADOLF nach Mittel- und Südwestdeutschland lag nun frei. TILLY bemühte sich Widerstand zu leisten und trat in der berühmten Schlacht bei Rain am Lech am 15.04.1632 mit seinem kaiserlich-ligistischen Truppen dem König von Schweden entgegen. Er selbst kämpfte in den vordersten Reihen und wurde am 15.04.1632 von einer Doppelhakenkugel getroffen. Schwer verwundet brachte man ihn nach Ingoldstadt.
Der im Sterben liegende TILLY duldete lediglich den Arzt und seinen Beichtvater um sich. Es heißt, er habe seine Offiziere mit den Worten zurückgeschickt:
„Dort, meine Herren, tut Eure Pflicht jetzt, - ich habe die meinige getan!“
In den Morgenstunden des 30.04.1632 erlag JOHANN TSERCLAES GRAF TILLY seinen schweren Verletzungen im von den Schweden belagerten Ingoldstadt. Sein letztes Wort soll „Regensburg“ gewesen sein, aus Sorge um die Schlüsselstellung dieser Stadt an der Donau.
Vorübergegend in der dortigen Jesuitenkirche bestattet, wurde 1652/53 seine sterbliche Hülle nach Altötting überführt und dort beigesetzt.
TILLY hatte nie geheiratet und hinterließ keine Nachkommen. Fünfzig Jahre seines Lebens verbrachte er nahezu ununterbrochen auf dem Schlachtfeld.
Mit Graf von TILLY verlor Kaiser FERDINAND II. einen der fähigsten und erfolgreichsten Heerführer des Dreißigjährigen Krieges, der sämtliche persönlichen Ziele zugunsten des Katholizismus und des Kaisertums selbstlos zurückgestellt hat.
Stand: 2010
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