OLIVER CROMWELL entstammte dem niederen englischen Landadel und entwickelte sichfrüh zum strengen Puritaner. Die Puritaner waren Anhänger der theologischen Protest- und Reformbewegung innerhalb der Kirche von England, die sich, stark kalvinistisch geprägt, seit etwa 1570 gegen katholisierende Tendenzen in der anglikanischen Kirche wandten. Sie forderten die radikale Reinigung der reformierten Kirche von Elementen des katholischen Kultus und eine biblisch-strenge, vom persönlichen Gewissen kontrollierte, vom Staat unabhängige Religionsausübung. Außerdem lehnten sie Tanz, Theater, Kunst und Kultur ab.
1628 wurde CROMWELL ins Unterhaus gewählt, 1640 wurde er Mitglied des „Langen Parlaments“. Er trat gegen den Absolutismus KARLS I. und die anglikanische Kirchenhierarchie auf. 1642 gründete er eine Reitertruppe, die “Ironsides”, die zum Sammelpunkt der Independenten wurde. Mit ihr siegte CROMWELL im Bürgerkrieg 1644 über die königlichen „Kavaliere“ bei Marston Moor und 1645 bei Naseby. Danach gerieten die Independenten in Konflikt mit den Presbyterianern des Parlaments. Nach der Flucht des Königs von Hampton Court auf die Insel Wight im November 1647, wo dieser ein Bündnis mit den Schotten schloss, gab CROMWELL die Absicht auf, KARL I. zu schonen. Er besiegte die Schotten 1648 bei Preston und schloss danach die Presbyterianer zugunsten der Independenten aus dem Parlament aus.
Unter dem „Rumpfparlament“ wurde der König 1649 hingerichtet und die Republik, das “Commonwealth of England” gebildet, in dem CROMWELL Vorsitzender des Staatsrats war. Nach blutigen Feldzügen in Irland (1649) besiegte er die Schotten in Dunbar (1650) und den in England eingedrungenen KARL II. bei Worcester (1651). In ständigem Kampf mit dem Parlament versuchte CROMWELL, dessen Zustimmung zu seiner Politik gewaltsam zu erzwingen, sodass zeitweilig eine reine Militärdiktatur herrschte. Die Verfassung vom Dezember 1653 gab CROMWELL als Lord Protector eine gleichsam monarchische Stellung, obwohl er den ihm 1657 vom Parlament angebotenen Königstitel ablehnte. Nach CROMWELLS Tod kam es unter seinem Sohn RICHARD rasch zum Zerfall der Republik; die Wiedereinsetzung der Monarchie wurde 1660 daher allgemein begrüßt.
1649 ließ CROMWELL eine ozeantüchtige Flotte bauen. Mit ihr führte er den siegreichen Kampf gegen den Handelsrivalen Niederlande (1651 Navigationsakte, 1652-54 Seekrieg) und danach gegen die See- und Kolonialmacht Spanien (1655 Eroberung Jamaikas, 1658 Dünkirchens). Damit begründete er die Weltmachtstellung Englands.
Obwohl CROMWELL für Religionsfreiheit eintrat, neigte er zum religiösen Fanatismus und hielt sich und das englische Volk für die Auserwählten Gottes. Durch radikale Maßnahmen versuchte er, die kirchlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern. Das Book of Common Prayer wurde ebenso abgeschafft wie das Bischofsamt. Anglikanische Pfarrer wurden aus ihren Gemeinden vertrieben, Orgeln aus den Kirchen entfernt und Theater geschlossen. Die Idee der religiösen Auserwähltheit der Nation sowie die puritanische Gestaltung des öffentlichen Lebens haben in England nachhaltig weitergewirkt.
CROMWELLS Bild in der zeitgenössischen und wissenschaftlichen Literatur war stets umstritten. Die neuere Forschung kommt zu einem vergleichsweise ausgewogenen Urteil hinsichtlich seiner politische Leistung, die durch Reformbereitschaft, Stabilitätsstreben und und innenpolitischen Ausgleich charakterisiert ist.
Dichterisch wurde die Auseinandersetzung zwischen CROMWELL und KARL I. im Drama (z. B. PERCY B. SHELLEY Charles I., 1824, Fragment), in der Erzählkunst (z. B. WALTER SCOTT Woodstock, 1826) und in der Lyrik (z.B. EDWARD BULWER-LYTTON Cromwells Dream, 1841) behandelt.
Stand: 2010
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