- Lexikon
- Deutsch Abitur
- 4 Literaturgeschichte
- 4.1 Literatur und Literaturgeschichte
- 4.1.0 Allgemeines
- Interpretation von Novellen
Was unterscheidet eine Novelle von anderen Erzählformen, der Erzählung, der Kurzgeschichte oder dem Roman?
GOETHE bezeichnete 1827 eine kurze Erzählung, die er gerade beendet hatte, als
„eine sich ereignete unerhörte Begebenheit".
Speziell die deutsche Novelle gilt als die strengste Form der Prosaerzählung.
In einem dramatisch zugespitzten Geschehen läuft die Handlung der Novelle auf einen außerordentlichen Vorfall hinaus (Nähe zum Drama).
Dieser Vorfall weicht extrem von der alltäglichen Wahrscheinlichkeit ab, dennoch muss er im Bezug zur tatsächlichen Realität – anders als beim Märchen – möglich sein.
Die erdachte Realität der Novelle konzentriert sich auf das Bedeutende, anders als der Roman verzichtet die Novelle auf die breite Schilderung von Details.
Ähnlich dem Drama endet die Novelle mit einer Lösung des sich zuspitzenden Konflikts.
Einige der bekanntesten deutschen Novellendichter sind: HEINRICH VON KLEIST („Der Findling“, „Michael Kohlhaas“), ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFF („Die Judenbuche“), GOTTFRIED KELLER („Kleider machen Leute“), THEODOR STORM („Der Schimmelreiter“), THOMAS MANN („Tonio Kröger“, „Mario und der Zauberer“).
Die Textinterpretation dient der Deutung eines literarischen Textes in Verbindung mit der Aussageabsicht des Autors, eingebettet in den historischen Kontext. Sie ermöglicht ein tieferes Textverständnis und kann darüber hinaus das Ziel verfolgen, den Text anderen verständlich zu machen und nahezubringen.
Jede Textinterpretation setzt eine solide Textkenntnis voraus.
Die bestimmende Zeitform ist das Präsens.
Die Einleitung der Interpretation beinhaltet Informationen über den Autor und sein Werk.
THOMAS MANN schrieb die Novelle „Mario und der Zauberer“ 1930.
Die wachsende nationalsozialistische Gefahr in Deutschland erinnerte THOMAS MANN an Erlebnisse während eines Urlaubs in Italien 1926.
Im Hauptteil findet die eigentliche Textinterpretation statt. Man beginnt mit einer kurzen Textwiedergabe.
Anschließend setzt man sich mit Besonderheiten des Inhalts, des Textaufbaus und der Sprache auseinander. Dies geschieht in enger Verbindung mit der Deutung der Aussageabsicht des Autors.
Die spezifischen Merkmale des Genres Novelle werden am konkreten Text untersucht:
Das fingierte Geschehen, die dramatische Zuspitzung des Konflikts und dessen Lösung werden vor dem realen historischen Hintergrund gedeutet und in einen außerhalb der Fiktion liegenden Zusammenhang eingeordnet.
Viele Novellen erkennt man als solche an ihrer Eröffnung. Bereits der erste Satz in THOMAS MANNs Novelle verleitet eigentlich nicht zum Erzählen. Der Leser bekommt etwas Unangenehmes zu erfahren: „Die Erinnerung an Torre di Venere ist atmosphärisch unangenehm“. Die Eröffnung verrät auch gleich zu Beginn und äußerst eindrucksvoll die Erzählereinstellung:
„Die Erinnerung ... ist atmosphärisch unangenehm.“ Der darauf folgende Satz steigert diese Wahrnehmung durch den Leser nur noch: „ Ärger, Gereiztheit, Überspannung lagen von Anfang an in der Luft,“ dieser Halbsatz suggeriert, dass es eine Art von Vorherbestimmung gewesen sei, was an Ereignissen folgt. Die Figur, die zum Erzählanlass wird, stellt Thomas Mann zunächst scheinbar nebenbei vor: „und zum Schluss kam der Choc mit diesem schrecklichen Cipolla“. Damit ist der Satz jedoch noch nicht zu Ende. In typisch mannscher Manier prasselt in der Folge eine Wortkanonade auf den Lesr nieder, die Cipolla aber sehr präzise als einen Menschen vorstellt, der ... das eigentümlich Bösartige der Stimmung auf verhängnisvolle und übrigens menschlich sehr eindrucksvolle Weise zu verkörpern und bedrohlich zusammenzudrängen schien.“
Aus dem noch unbekannten Verlauf des Geschehens schneidet THOMAS MANN einen einzelnen Gegenstand heraus. Es ist jener, auf den sich die gesamte Dramatik seiner Novelle zuspitzt: der italienische Ort Torre die Venere und Cipolla. Sowohl über den Ort als auch über die genannte Person erfährt man erst im weiteren Verlauf der Novelle Genaueres, obgleich über Cipolla erst ziemlich spät, gegen Ende des ersten Drittels der Handlung.
Der Autor, der in der Novelle die Rolle des außenstehenden Erzählers spielt, bekundet gleich im ersten Satz seine übergroße Abneigung dem Erlebten gegenüber.
Damit ist das Unheilvolle („das eigentümlich Bösartige“), das sich im Laufe der Handlung dramatisch zuspitzen wird, bereits angekündigt; der Leser ahnt, was emotional auf ihn zukommen könnte. In der Tat wird ihn dieses atmosphärisch Unangenehme durch den gesamten Verlauf der Geschichte begleiten.
Die Bedrohung („bedrohlich zusammendrängen“) selbst kündigt THOMAS MANN in seiner Eröffnung an, gleichzeitig aber auch ein Gefühl gewisser Faszination, die von ihr in Person des Cipolla ausgeht.
Das Zentrum der Novelle findet man oft schon im Titel. Es kann u. a. ein Ding sein („Die Judenbuche“), eine Person („Michael Kohlhaas“), ein Ereignis („Der Zweikampf“) oder eine Situation („Der Tod in Venedig“).
Bei „Mario und der Zauberer“ steht der Konflikt selbst im Zentrum, personifiziert durch die Titelfiguren Mario und den Zauberer.
Sie verkörpern den Konflikt in seiner äußersten Zuspitzung. Mario auf der einen Seite, als Vertreter der einfachen Burschen aus dem Volk, der sich unerwartet und als Einziger erfolgreich dem „bösen Zauber“ zur Wehr setzt.
Der Zauberer Cipolla auf der anderen Seite, der als Symbolfigur chauvinistischer Moral sowie des italienischen Faschismus die Handlung mit seinen an Unerträglichkeit zunehmenden Experimenten in die Katastrophe treibt.
Das Außerordentliche des Geschehens, der Brennpunkt, das Spezifische der Novelle besteht in dem skandalösen Auftreten des Zauberers Cipolla und dessen unvorhergesehener Folge.
Er wählt aus dem Publikum bewusst junge Männer der unteren Volksschichten aus: „Cipolla hütete sich, den vornehmen Teil des Publikums zu belästigen.“
Nachdem er sich in nationalistischen Phrasen erging („Geht an eure Plätze! Jedermann kann schreiben in Italien, dessen Größe der Unwissenheit und Finsternis keinen Raum bietet.“), erniedrigt er die Burschen in steigender Dramatik zunächst verbal („Schon deine Zunge, deren Reinheit zu wünschen übrig lässt, deutet auf akute Unordnung des gastrischen Systems ...“). Schließlich versetzt er sie in Hypnose und macht sie zu Objekten, die willenlos seinen Befehlen folgen. Die Erniedrigung findet ihren „unerhörten“ Höhepunkt, als er den unglücklich liebenden Mario, dessen Gesicht eine „primitive Schwermut“ erkennen ließ, auf die Bühne holt. Nachdem der Zauberer ihn erst verhöhnt, indem er Marios intimste Geheimnisse vor allen ausplaudert, steigert er die Erniedrigung ins Unerträgliche. Mario muss Cipolla küssen. „Der Augenblick war … ungeheuerlich …, – der Augenblick von Marios Seligkeit“, urteilt der Autor. Nachdem die Reitpeitsche Cipollas Mario aus dem Rausch ins reale Leben zurückgeholt hat, begreift der junge Mann die ihm angetane Schmach. Und es geschieht etwas für alle Unerwartetes: Ausgerechnet Mario beendet das grausame Spiel, indem er Cipolla niederschießt.
Die Außerordentlichkeit dieses Geschehens hat auch äußere Gestalt. Zum einen in der Hässlichkeit Cipollas: „Er hatte sehr hässliches Haar.“ ... „Der kleine Leibschaden, von dem er vorbeugend gesprochen hatte, war jetzt nur allzu deutlich sichtbar ...“ Im Gegensatz dazu zeichnet THOMAS MANN die Dienstleute und Fischer, zu denen auch Mario gehört, sympathisch, er erwähnt die freundschaftliche Verbindung der Kinder zu ihnen. Mario selbst wirkt eher sanft, von „Brutalität des Ausdrucks konnte keine Rede sein; dem hätte schon die ungewöhnliche Schmalheit und Feinheit seiner Hände widersprochen ..., von denen man sich gerne bedienen ließ.“
Typisch für die Novelle ist, dass die knappe Darstellung wenig Raum für die Differenzierung der Charaktere lässt.
Der Aufbau der Novelle ähnelt dem des Dramas. In der Exposition von „Mario und der Zauberer“ schildert THOMAS MANN zunächst in lockerem Plauderton den italienischen Urlaubsort Torre di Venere. Auch Mario, der Kellner eines Gartencafés, „von dem ich dann gleich erzählen werde“, wird kurz erwähnt.
Doch die Idylle trügt. Mehrere Unannehmlichkeiten kündigen das drohende Unheil und den Anstieg der dramatischen Handlung an:
Auf Verlangen einer adligen Dame muss die Familie wegen des abklingenden Keuchhustens des kleinen Sohnes das Hotel verlassen.
Am Strand „wimmelte es ... von patriotischen Kindern“.
Schließlich erregt die Nacktheit der achtjährigen Tochter des Erzählers die Spießer am Strand: „Nicht allein Buchstabe und Geist der öffentlichen Badevorschriften, sondern zugleich die Ehre seines Landes seien freventlich verletzt“, ereifert sich ein „Herr im städtischen Schniepel“. Der Erzähler urteilt: „Diese Leute machten ... etwas wie eine Krankheit durch.“
Dass die Familie nach diesem Vorfall ein Strafgeld bezahlen muss, kann der Erzähler noch mit Ironie betrachten:
„Wir fanden, diesen Beitrag zum italienischen Staatshaushalt müsse das Abenteuer uns wert sein ...“
Doch ihn beschleicht eine Vorahnung des drohenden Unheils:
„Wir blieben also und erlebten als schrecklichen Lohn unserer Standhaftigkeit die eindrucksvoll-unselige Erscheinung Cipollas.“
Fast zeitgleich mit dem Auftritt des Hypnotiseurs schlägt das Wetter um: „Der Himmel bedeckte sich“, ebenfalls ein dramaturgischer Griff des Autors, um die kommende düstere Stimmung zu vermitteln. Ab hier nimmt die Handlung an Dramatik zu, sie steigt steil an.
Durch das zu späte Erscheinen Cipollas und die damit verbundene Unruhe der Zuschauer liegt bereits Spannung in der Luft. Proportional mit der Spannungssteigerung bei jedem neuen Auftritt der Versuchspersonen steigt der Grad menschlicher Erniedrigung durch den Hypnotiseur. Ein Bursche krümmt sich im Zustand der Hypnose vor Leibschmerzen, ein anderer streckt dem Publikum die Zunge heraus. „Ein Herr aus Rom“ scheint dem Zauberer Widerstand leisten zu wollen. Er weigert sich zu tanzen. „Dieser Brave wollte die Ehre des Menschengeschlechts heraushauen.“ Doch auch sein Wille wird von Cipolla gebrochen und er tanzt mit den anderen „Hampelmännern“.
Schließlich werden die heiligsten menschlichen Gefühle, nämlich die der Liebe, von Cipolla mit Füßen getreten. Erst hier tritt Mario wieder in Erscheinung. Er ist der unglücklich Liebende, den der Zauberer verspottet und von dem er schließlich – in Trance versetzt – verlangt, ihn zu küssen.
Cipolla wähnt sich auf dem Gipfel seines „Ruhms“; ebenso ist der Gipfel der Widerwärtigkeit, der Menschenverachtung erreicht. Der Höhepunkt der Novelle. Die Spannung kann größer nicht sein, jetzt muss etwas passieren. Der Knall von Cipollas Reitpeitsche, der Mario weckt, ist das Signal zum Wendepunkt der Novelle. Mario schießt den Schurken nieder. Das latente Unheil mündet in eine Katastrophe.
Dann fällt die Handlung schnell und kurz ab. Die Novelle endet mit einer Wertung des Erzählers: „Ein Ende mit Schrecken, ein höchst fatales Ende. Und ein befreiendes Ende ...!“
Das Thema einer Novelle kann zum Beispiel ein moralisches Problem sein, ein allgemein menschliches oder ein gesellschaftliches.
„Mario und der Zauberer“ spiegelt in gleichnishafter Form die faschistischen Tendenzen jener Zeit wider. In Italien bestand bereits seit 1922 eine faschistische Diktatur und THOMAS MANN beobachtete mit Besorgnis die wachsende faschistische Gefahr in Deutschland. In der Novelle lässt er Cipolla sagen:
„Die Freiheit existiert, und auch der Wille existiert; aber die Willensfreiheit existiert nicht, denn ein Wille, der sich auf seine Freiheit richtet, stößt ins Leere.“
Der Hypnotiseur Cipolla unterwirft den Willen seiner Zuschauer auf menschenverachtende Weise seinem eigenen, er macht sie zu willenlosen Objekten, die ihm blind folgen und sich ihrer Entwürdigung nicht bewusst sind. Selbst der starke Wille des „Herrn aus Rom“, der sich mutig aus einer gesunden menschlichen Empfindung heraus dem entgegenstellt, wird von dem tyrannischen Zauberer gebrochen, weil er nichts entgegenzusetzen hat.
THOMAS MANN dazu: „Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen nicht leben.“
Die psychologische Deutung muss ins Politische übertragen werden. Das Unterwerfen seines Publikums durch den Hypnotiseur Cipolla ist ein Gleichnis für die Unterwerfung des Volkes unter eine faschistische Diktatur. Auch Diktatoren arbeiten mit Mitteln der geistigen Manipulation, um ihre Interessen durchzusetzen. Mit „kleinem, schwarz gewichstem Schnurrbärtchen über dem faltig verschlossenen Munde“ gleicht Cipolla nicht zufällig der Symbolgestalt des deutschen Faschismus.
In der Novelle finden alle sprachlich-künstlerischen Mittel wie in anderen Werken der Erzählkunst Platz.
Namen überlässt der Novellendichter meist nicht dem Zufall. Seinem Protagonisten Mario entlieh THOMAS MANN den Namen aus der Antike, von Marius, dem erbittertsten Gegner des Diktators Sulla. Das italienische Wort cipolla bedeutet Zwiebel, was sowohl die äußere Erscheinung des Zauberers als auch sein inneres Wesen deutungsreich charakterisiert. Interessant ist, mit welcher Vielfalt THOMAS MANN Cipolla benennt: „ein fahrender Virtuose, ein Unterhaltungskünstler, Forzatore, Illusionista und Prestidigitatore (so bezeichnete er sich)“, „Zauberer“, „Gaukler“, „Hypnotiseur“, „dieser allzu Sichere“, „Krüppel“, „der selbstbewusste Verwachsene“, „der Bucklige“, „Conférencier“, „Chevalier“, „Cavaliere“, „Meister“, „der Schreckliche“, „Persönlichkeit von strenger Selbstsicherheit“, „ein durcheinander geworfenes Bündel Kleider und schiefer Knochen“.
Er vergleicht ihn mit dem „Typus des Scharlatans, des marktschreierischen Possenreißers“ des 18. Jahrhunderts. Das Furcht einflößende Zubehör des Zauberers, die Reitpeitsche, vergleicht der Autor mit dem „Stab der Kirke“ (Kirke oder Circe = Zauberin aus der griechischen Mythologie). Und dem Vergleich folgt noch eine Metapher mit zwei Personifizierungen: „... diese pfeifende Ledergerte mit Klauengriff herrschte uneingeschränkt.“
Im Gegensatz dazu wirkt die „Humbugschärpe“ lächerlich.
Aus dem Mund Cipollas kommen unter anderem die Metaphern „Salzfisch und Meeresobst“ und „Ritter der Servietten“. Damit meint er – verachtend – den jungen Burschen, den THOMAS MANN „Giovanetto“ nennt, und – schmeichlerisch – Mario.
Die Personifizierung „ein schwächlicher Regen“ kündigt die körperlich schwächliche Erscheinung Cipollas an.
Auffällig in THOMAS MANNS Novelle ist die immer wieder auftretende Originalsprache Italiens, meist als klangvolle Ausrufe der italienischen Menschen („Pronti!“, „Poveretto!“, „Balla“). Als Leser fühlt man sich unmittelbar an den Ort des Geschehens versetzt.
An wenigen Stellen spricht der Erzähler, der im Präteritum erzählt, den Leser direkt (im Präsens) an: „Sie begreifen unsere Nervosität.“ Damit entsteht der Eindruck, dass der Autor das Erlebte einem als Leser ganz persönlich erzählt, man fühlt sich dem Dichter ganz nahe. Indem er beim Leser mittels direkter Anrede um Verständnis wirbt, teilt er ihm vertrauensvoll sein Unbehagen mit. Obwohl der Erzähler überwiegend als passiver Beobachter an dem Geschehen teilnimmt, entsteht durch seine Erzählform in der ersten Person eine große Authentizität. Man kann ihn sich als aufmerksamen Augenzeugen, dem kein Detail entgeht, sehr gut vorstellen.
Weniger für eine Novelle als für den Dichter THOMAS MANN ist ein komplizierter hypotaktischer Satzbau typisch. Die langen Sätze werden häufig durch Einschübe (Parenthesen) unterbrochen. Satzverbindungen innerhalb umfangreicher Satzstrukturen trennt er gern durch Semikolon.
Unmittelbar nach der Katastrophe („zwei flach schmetternde Detonationen“) folgen jedoch drei kurze einfache Sätze aufeinander (parataktisch): „Alsbald trat Lautlosigkeit ein. Selbst die Zappler kamen zur Ruhe und glotzten verblüfft. Cipolla war mit einem Satz vom Stuhle aufgesprungen.“ Dieser äußere Stilbruch geht konform mit dem Bruch (Wende) in der Handlung, mit dem Unerwarteten, das eingetreten ist. Auf einmal ist Cipolla das Opfer.
Am Ende der Novelle benutzt THOMAS MANN sogar verkürzte, syntaktisch nicht vollständige Sätze (Ellipse): „Ein Ende mit Schrecken, ein höchst fatales Ende.“ Sicher ein Ausdruck seiner Sprachlosigkeit und Erschöpfung nach diesem Geschehen.
Im Schlussteil der Textinterpretation fasst man die Ergebnisse zusammen und versucht eine Wertung.
Um die Interpretation sprachlich geschlossen darzustellen, kann man sich auf die Einleitung beziehen, man kann darüber hinaus das besprochene Werk in das Gesamtwerk des Autors einordnen.
Wertkriterien können sein: formale Vollendung, Authentizität der Darstellung, Tiefe der gedanklichen Durchdringung, Originalität der Sprache, emotionaler Eindruck, Aktualität in der Gegenwart.
Das Werk eines berühmten Autors zu werten ist sicher nicht ganz leicht. Hier sind die Urteilsfähigkeit und der Geschmack des Lesers gefragt.
(Die Zitate stammen aus dem Band: Mann, Thomas: Mario und der Zauberer. Ein tragisches Reiseerlebnis. 20. Aufl., Frankfurt: Fischer Verlag, 2005)
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von