Das 19. Jahrhundert war ein Jahrhundert großer Veränderungen. Das betraf nicht nur die politischen, sondern auch die wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa.
GAUß, WEBER und MORSE (Morsealphabet) legten mit ihren Erfindungen den Grundstein für die elektrische Telegrafie.
WERNER VON SIEMENS, der Bruder von AUGUST FRIEDRICH VON SIEMENS, entwickelte die Kabelisolation sowie die industrielle Fertigung derselben, durch welche die elektrische Übermittlung von Nachrichten möglich wurde.
1851 wurden das erste Seekabel zwischen England und Frankreich und 1866 das erste Tiefseekabel verlegt.
1866 folgte die Entwicklung des elektrodynamischen Prinzips durch WERNER VON SIEMENS. Dadurch wurde es möglich, elektrischen Strom durch Hochspannungsleitungen zu führen (ab 1882).
THOMAS EDINSON erfand die Glühbirne. Mit diesen wichtigen Erfindungen und Entwicklungen entstand auch ein neuer Industriezweig, die Elektroindustrie, welche Elektromotoren, Dynamomaschinen, Kabel, Schaltanlagen, Glühlampen usw. herstellte. Höhepunkt dieses Siegeszuge der Elektrotechnik war damals die Entwicklung der ersten Elektrischen Lokomotive.
Die Eisenindustrie entwickelte sich im Zuge der Einführung neuer Verfahren und ermöglichte so die Herstellung neuer und besserer Maschinen.
In Jena entstand durch CARL ZEISS das Zentrum der optischen Industrie, das nicht nur in Deutschland, sondern lange Zeit auch weltweit seines gleichen suchte.
Ab 1885 entwickelte sich die Automobilindustrie, wobei CARL BENZ das erste Automobil mit einem Gasmotor betrieb. Der erste Dieselmotor war 1897 serienreif. 1903 gingen das erste Motorflugzeug und 1910 das erste Fluggastluftschiff in die Luft.
Die deutsche Wirtschaft erfuhr in den zwanziger Jahren einen deutlichen Aufschwung. Katastrophale Folgen hatte dagegen der Börsenkrach vom 24. Oktober 1929 in New York, der sogenannte „Schwarze Freitag“, der eine Weltwirtschaftskrise auslöste.
In den Naturwissenschaften wurden u. a. Entdeckungen (Jahreszahl gibt Verleihung des Nobelpreises an) gemacht, die auch für die Forschungen von FRIEDRICH BERGIUS bedeutsam waren z. B.:
Im zweiten Weltkrieg wurde es zunehmend schwieriger für BERGIUS zu forschen und zu arbeiten.
Deshalb wanderte er nach Argentinien aus, wo er bis zu seinem Tode 1949 blieb.
FRIEDRICH BERGIUS wird am 11.10.1884 in Goldschmieden, das heute zu Breslau (damals Schlesien) gehört, geboren.
Seine Familie war eine Familie von Wissenschaftlern, Theologen, Staatsbeamten, Offizieren der Armee und Geschäftsleuten.
Sein Vater besaß eine chemische Fabrik in Goldschmieden.
FRIEDRICH BERGIUS ging in Breslau zur Schule. Schon zeitig interessierte er sich für die Fabrik seines Vaters. Er studierte unter Anleitung seines Vaters die Arbeitsmethoden und lernte so schon früh chemisch-technische Prozesse kennen.
Nach Abschluss der Schule absolvierte BERGIUS auf Wunsch seines Vaters zuerst ein sechsmonatiges Praktikum in einem metallurgischen Betrieb, bevor er zu studieren begann.
1903 begann er, an der Universität von Breslau Chemie unter den Professoren LADENBURG, ABEGG und HERZ zu studieren.
Nach Ableistung seines Militärdienstes begab sich BERGIUS 1905 nach Leipzig, um an der dortigen Universität seine Studien fortzusetzen.
Unter Professor HANTZSCH befasste sich der junge Wissenschaftler mit der Schwefelsäure als Lösungsmittel.
1907 promovierte er in Leipzig.
Zu diesem Zweck begab er sich nach Berlin zu WALTER NERNST und anschließend nach Karlsruhe, wo FRITZ HABER lehrte und forschte.
FRITZ HABERs Forschungen zum chemischen Gleichgewicht bei Gasreaktionen, insbesondere zur Synthese des Ammoniaks, führten dazu, dass auch BERGIUS sich mit solchen Reaktionen beschäftigte. Er ging 1909 nach Hannover und begann mit einer ausführlichen Untersuchung der Lösungsvorgänge beim Auflösen von Calciumhyperoxyd. Dabei entwickelte er eine praktische Methode zur Arbeit mit Drücken bis zu 300 Atmosphären im Labor.
Auf Grund der unzureichenden technischen Ausrüstung in dem von ihm benutzten Labor, gründete BERGIUS sein eigenes privates Labor in Hannover, finanziert durch einige Industriebetriebe.
Dort arbeitete er als sogenannter „Privatgelehrter“ gemeinsam mit einigen Mitarbeitern.
Sie fanden in den Jahren 1911 bis 1913 ein Verfahren zur Hydrierung von Kohle mit hohem Druck und nannten es „Kohleverflüssigung“.
1926 wurde dieses Verfahren durch PIER verbessert und ist seitdem als „ BERGIUS-PIER-Verfahren“ bekannt.
1911 lehrte BERGIUS für einige Zeit an der Technischen Hochschule in Hannover insbesondere über die Themen technische Gasreaktionen, Gleichgewichtstheorie und Metallurgie. Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges musste er diese Lehrtätigkeit jedoch aufgeben.
1914 zog BERGIUS nach Berlin um, wo er bis 1921 wohnte.
Nach dem Ende des ersten Weltkrieges wurden weitere Fabriken zur technischen Hydrierung von Kohle gegründet. BERGIUS arbeitete mit einem Unternehmen in Rheinau bei Mannheim bei der Weiterentwicklung der Hydrierung zusammen.
Seit den zwanziger Jahren verlagerte sich das Interesse des Wissenschaftlers. Er beschäftigte sich zunehmend mit der Gewinnung von Zucker aus Cellulose aus Holz, der sogenannten Holzverzuckerung und setzte diese Arbeiten über 15 Jahre hinweg fort.
Bei der Holzverzuckerung wird die Cellulose des Holzes durch Hydrolyse stufenweise mit Hilfe von Salzsäure zu Mono- und Disacchariden abgebaut.
1921 wechselte FRIEDRICH BERGIUS schließlich nach Heidelberg, wo er an der dortigen Universität seine Forschungen fortsetzte.
Die dortige Universität verlieh ihm den Ehrendoktor Dr. phil. BERGIUS war auch Ehrendoktor der Universität von Hannover und erhielt die „Liebig-Medaille“.
1931 bekam FRIEDRICH BERGIUS gemeinsam mit CARL BOSCH den Nobelpreis für Chemie für ihre Beiträge zur Entwicklung der chemischen Hochdruckmethoden.
Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges machte es BERGIUS zunehmend unmöglich zu arbeiten und zu forschen.
Er wanderte nach Argentinien aus und arbeitete ab 1947 als Berater der argentinischen Regierung in Sachen Industrialisierung.
FRIEDRICH BERGIUS starb am 31.03.1949 in Buenos Aires.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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