- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.2 Europa
- Tschechische Republik
Tschechien grenzt im Westen und Nordwesten an Deutschland, im Norden und Nordosten an Polen, im Südosten an die Slowakische Republik und im Süden an Österreich.
Die Tschechische Republik entstand nach der Teilung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik in die Tschechische und die Slowakische Republik zum 1. Januar 1993.
Tschechische Republik und Nachbarländer
Der zentrale Landesteil ist das von kleinen Mittelgebirgen durchzogene, fruchtbare Böhmische Becken, in dessen Mitte die Hauptstadt Prag liegt. Es wird von waldreichen Mittelgebirgen umrahmt. Dies sind im Südwesten der Böhmerwald, im Nordwesten das Erzgebirge und im Nordosten die Sudeten, zu denen auch das Riesengebirge gehört. Dort liegt die 1602 m hohe Schneekoppe, die höchste Erhebung der Tschechischen Republik. Die niedrige Schwelle der Böhmisch-Mährischen Höhe trennt das Böhmische Becken im Südosten von der landwirtschaftlich ebenso intensiv genutzten Marchsenke. Sie wird im Osten von den Westkarpaten begrenzt und geht nach Südosten in das Donautiefland über.
Durch das Böhmische Becken fließen die Elbe, die im Riesengebirge entspringt, und ihre Nebenflüsse Eger und Moldau. Die Marchsenke wird von der March entwässert.
Das Klima ist ein typisches Übergangsklima, das im Westen durch ozeanischen Einfluss mild und im Osten gemäßigt kontinental ist (Bild 2). Die Beckenlandschaften, besonders das Elbegebiet und die Marchniederung, sind durch die Gebirgsumrahmung vor Kaltlufteinbrüchen geschützt und haben warme Sommer und milde Winter. Wesentlich kälter und auch niederschlagsreicher sind die Kämme der böhmischen Randgebirge, die jährlich bis über 1000 mm Niederschläge empfangen. Mehr als ein Drittel der Landesfläche sind von Wäldern bedeckt. Ab einer Höhe von 500 m wird der Laubwald von Mischwald abgelöst, der wiederum ab etwa 1000 m in einen Nadelwald übergeht. Durch schädliche Umwelteinflüsse sind die Baumbestände besonders im Erzgebirge und im Riesengebirge stark in Mitleidenschaft gezogen.
Fläche: | 78 884 km² |
Einwohner: | 10,2 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 129 Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | -0,1 %/ahr |
Lebenserwartung: (Männer/Frauen) | 70/77 Jahre |
Staatsform: | Parlamentarische Republik |
Hauptstadt: | Prag (Praha) |
Sprachen: | Tschechisch als Amtssprache |
Religionen: | Katholiken rund 40 %, Protestanten 2,5 %, Hussiten 1,7 %, außerdem Orthodoxe und Juden; knapp 40 % sind konfessionslos |
Klima: | gemäßigtes Übergangsklima |
Bodennutzung: | Ackerland 43 %, Weideland 20 %, Wald 34 % |
Wirtschaftssektoren: (Anteil am BIP, 2003) | Landwirtschaft 3%, Industrie 39 %, Dienstleistungen 58 % |
Exportgüter: | Maschinen und Apparate, Fahrzeuge, chemische Erzeugnisse, Eisen, Stahl und andere Metallwaren |
Bruttoinlandsprodukt: | 89 715 Mio. US-$ (2003) |
Bruttosozialprodukt: | 7 150 US-$/Einw. (2003) |
Klimadiagramm von Prag
Durch die Vertreibung der meisten Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg und die Ablösung der Slowakischen Republik 1993 ist die Bevölkerungsstruktur Tschechiens sehr einheitlich. Heute sind etwa 95 % der Bevölkerung Tschechen.
Die Regionen mit der höchsten Bevölkerungsdichte sind Mittelböhmen mit dem Zentrum Prag sowie die Industrieregionen in Nordböhmen und Nordmähren. Eine geringe Bevölkerungsdichte hat der Böhmerwald. Die Verstädterung ist sehr weit fortgeschritten. Etwa drei Viertel aller Tschechen leben in städtischen Siedlungen. Größte Städte nach Prag sind Brünn (Brno), Ostrau (Ostrava), Pilsen , Olmütz (Olomouc) und Reichenberg (Liberec).
In Tschechien besteht eine neunjährige Schulpflicht. Es gibt Universitäten in Prag, Olmütz, Brünn, Troppau, Pilsen und Aussig sowie zwei Technische Hochschulen.
Vor der Auflösung der war die Tschechische Republik mit etwa 75 % am Bruttoinlandsprodukt (BIP) des ehemaligen Staatenbundes beteiligt. Bis zur Jahrtausendwende erbrachte der Privatsektor etwa 80 % des BIP des Landes. Auch die Banken sind inzwischen privatisiert. Die bis heute erfolgte Wirtschaftsentwicklung (Bild 4) wird immer wieder durch konjunkturell und strukturell bedingte Krisen unterbrochen. Trotzdem zählt die Tschechische Republik zu den sicheren EU-Beitrittskandidaten.
Tschechien – Wirtschaft
Tschechien ist ein modernes Industrieland. Ein führender Wirtschaftszweig ist die energieintensive Schwerindustrie mit Roheisen-, Stahl- und Walzstahlerzeugung. Die Grundlagen liefern der Steinkohlenbergbau im Gebiet von Ostrau-Karviná, Kladno und Pilsen sowie der Braunkohlenbergbau im Nordböhmischen Becken bei Sokolov, Komotau und Most. Außerdem sind Rüstungsindustrie, Maschinen- und Fahrzeugbau von großer Bedeutung. Die zum VW-Konzern gehörenden Skoda-Werke in Pilsen und Jungbunzlau (Mladá Boleslav) sind über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Traditionell spielen Glas-, Keramik-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie eine große Rolle für die Wirtschaft Tschechiens. Biere aus Pilsen und Budweis sind international für Ihre hohe Qualität bekannt.
Elektrizität wird hauptsächlich in Braunkohlekraftwerken, vor allem im Nordböhmischen Becken, erzeugt. Deren ungenügende technische Ausrüstung führte zu großen Umweltschäden. Zu den auffälligsten Erscheinungen gehören die große Zahl von Atemwegserkrankungen bei den Einwohnern in den betroffenen Gebieten und die gravierenden Waldschäden im Erzgebirge und im Riesengebirge .
Aber auch der Umstieg auf die Kernenergie brachte große Schwierigkeiten. Das umstrittene Atomkraftwerk Temelín musste seit der Aufnahme des Probebetriebs im Oktober 2000 mehrmals aufgrund technischer Probleme abgeschaltet werden. Trotz einiger Nachbesserungen laufen in den grenznahen Gebieten in Österreich und Deutschland Protestaktionen gegen eine volle Inbetriebnahme.
Wasserkraftwerke entstanden entlang der aufgestauten Moldau.
Hauptprodukte der Landwirtschaft sind Weizen, Brau- und Futtergerste sowie Mais. Daneben werden Zuckerrüben, Raps, Flachs, Hopfen, Obst, Gemüse und Wein angebaut. Schwerpunkte der Viehwirtschaft in Böhmen und Nordmähren sind Rinder-, Schweine- und Geflügelzucht, in den gebirgigen Räumen Schafhaltung. Einen besonderen Ruf genießt die vor allem auf Karpfenzucht ausgerichtete traditionelle Teichwirtschaft in Südböhmen.
Eine wachsende Bedeutung gewinnt der Fremdenverkehr. Die beliebtesten Reiseziele sind neben der Hauptstadt Prag vor allem die Kur- und Badeorte im Bäderdreieck Karlsbad-Marianenbad-Franzensbad, außerdem das Riesengebirge und der Böhmerwald.
Wichtigster Verkehrsträger ist noch immer die Eisenbahn, obwohl der Ausbau des Autobahnnetzes voranschreitet. Eine der wichtigsten Autobahnstrecken verläuft von Norden über Prag nach Brünn und weiter nach Bratislava in der Slowakischen Republik. Der Binnenstaat Tschechien verfügt über eine eigene Handelsflotte mit Freihafenrechten in Hamburg und Stettin.
1993: Nach Auflösung der seit 1945 bestehenden Tschechoslowakei (nach 1990 Tschechische und Slowakische Föderative Republik) wird die Tschechische Republik ein eigener Staat. VACLAV HAVEL wird Staatspräsident (1998 wiedergewählt).
1999: Die Tschechische Republik tritt der NATO bei.
2004: Die Tschechische Republik tritt der EU bei.
Ein Angebot von