DEMOKRITOS von Abdera war ein griechischer Philosoph und lebte von 460 bis 371 v. Chr. Abdera war zu dieser Zeit wichtiger Warenumschlagsplatz und kulturelles Zentrum. Es lag am Handelsweg zwischen Thrakien und Persien und war auch Heimatstadt von PROTAGORAS und HIPPOKRATES.
DEMOKRITOS, heute besser bekannt als DEMOKRIT, unternahm ausgedehnte Bildungsreisen, auf denen er Ägypten, Babylon, Persien und Indien besuchte. Bei diesen Reisen verbrauchte er das gesamte Vermögen, das er von seinem Vater geerbt hatte. Das Verschleudern von Vermögen war damals strafbar und so wurde DEMOKRIT vor Gericht gestellt. Zu seiner Verteidigung las er aus seinen Werken und die Richter kamen zu der Überzeugung, dass er mit seinen Bildungsreisen das Geld seines Vaters gut angelegt hatte. Leider sind viele seiner Werke im Laufe der Jahrhunderte verlorengegangen.
Auch DEMOKRIT stellte die Frage aller Fragen: „Was ist das – der Urgrund des Seins?“ Im Laufe seiner Studien und Arbeit kam er schließlich zu dem Schluss, dass es in Wirklichkeit nur die Atome und die Leere gibt. Er stellte die These von den letzten, unteilbaren Teilchen auf, die die Bausteine aller Dinge sind und nannte sie Atome. Gleichzeitig ordnete er den Atomen jene Eigenschaften zu, mit denen PARMENIDES das Sein beschrieben hatte, nämlich Ewigkeit, Unvergänglichkeit und Unteilbarkeit.
DEMOKRIT ging davon aus, dass das Sein nicht unbeweglich ist. Stattdessen besteht bei ihm das Sein aus unendlich vielen Atomen, die sich im Raum bewegen. Zur Unterscheidung der Atome nannte er Merkmale quantitativer Natur: „Sie unterscheiden sich durch die Gestalt, die mit der Größe verbunden ist, durch die Lage und durch die Anordnung.“ Außerdem war er davon überzeugt, dass eine Kraft, die das Entstehen und Vergehen bewirkt, unnötig ist. Denn die wesentliche Eigenschaft der Atome ist ihre Beweglichkeit. Dabei sah DEMOKRIT die Beweglichkeit der Atome als bloße Ortsveränderung und übersah, dass alle Körper, die in der Leere fallen, die gleiche Geschwindigkeit haben. Das bedeutet aber, dass die Körper zueinander ihre Position nicht verändern. Ein Aufprall, ein Wirbel oder die Verkettung von Atomen sei somit nicht möglich.
DEMOKRIT betrachtete den leeren Raum als Voraussetzung dafür, dass die Atome sich überhaupt frei bewegen können. Daher müssen die in unendlich großer Zahl vorhandenen Atome stets einzeln und getrennt sein. Für diese Trennung der Atome voneinander ist die Leere verantwortlich, die somit auch die Bedingung für die Bewegung der Atome darstellt und für ihre Vielfalt und Einzelheit verantwortlich ist. DEMOKRIT bezeichnete den leeren Raum als das Nichtsein. Sein und Nichtsein bestehen für ihn nebeneinander und unveränderlich. Einzig die Verkettung der Atome kann sich ändern, nicht aber die Atome selbst oder die Leere. In den verschiedenen Dingen sei, so DEMOKRIT, die Leere in unterschiedlichem Umfang vorhanden. Danach besitzen weiche Dinge viel Leere und harte Dinge wenig.
DEMOKRIT war jeglicher Zufall fremd. In seiner Auffassung von Kausalität war nur ein lineares Ursache-Wirkungs-Verhältnis zulässig. Er schloss jede andere Möglichkeit aus. Den Satz vom zureichenden Grund interpretierte DEMOKRIT wie folgt: „Nichts geschieht ohne Ursache, sondern alles hat einen ausreichenden Grund.“ Er formulierte auch: „Nicht ein Ding entsteht ohne Ursache, sondern alles entsteht aus irgendeinem Grund und mit Notwendigkeit.“
Seine Atomtheorie bildete die Grundlage für DEMOKRITs Kosmologie. Danach ist der Kosmos unendlich. Er kann weder entstehen noch vergehen. Ausschließlich die unendlich vielen Welten, die sich in ihm befinden, können entstehen und wieder vergehen. Er ging davon aus, dass die einzelnen Welten von unterschiedlicher Dauer sind. Die Entstehung der Welten leitete DEMOKRIT aus der Wirbelbewegung ab: „Es habe sich ein Wirbel mannigfaltiger Gestalten aus dem All abgesondert “ (Simplicius zu Aristoteles Physik 327, 14ff). Den Menschen selbst sah DEMOKRIT als Kosmos im kleinen, dessen Atome auf bestimmte Art miteinander verkettet sind.
Bezug nehmend auf seine Atomlehre ging er davon aus, dass auch die Seele aus Atomen besteht. Er sah die Seele als eine Art Feuer und Warmes und verstand sie als einen Komplex aus runden, glatten, feurigen und beweglichen Atomen. DEMOKRIT leugnete die Existenz des Geistes nicht, im Übrigen war die Scheidung von Seele und Geist in der Seelenlehre von ARISTOTELES von Bedeutung.
DEMOKRITs Seelenatome sind ebenso unvergänglich wie die anderen Atome und zerstreuen sich, wenn der Tod eintritt. Mit dieser Auffassung war DEMOKRIT der erste griechische Philosoph, der die Unsterblichkeit der Seele nach dem Tod, gleich welcher Interpretation, entschieden zurückwies. Er ging davon aus, dass jeweils zwischen zwei Atomen ein Seelenatom „zwischengeschaltet“ ist, welches ihnen seine Bewegung mitteilt. Dabei versteht er unter Bewegung sowohl die körperliche als auch die auf Wahrnehmung beruhende Bewegung und das Denken. Für das Leben bestimmend ist bei DEMOKRIT die Atmung.
DEMOKRIT gilt als der Begründer der Induktionslogik. Dabei räumt er der Analogie eine bedeutende Stellung ein. Er war der Überzeugung, dass man die Wahrheit erkennen kann, wenn man von der sinnlichen Wahrnehmung und der Beobachtung einzelner Fakten zur Verallgemeinerung übergeht. Dabei bildet die Verallgemeinerung nach DEMOKRIT den Verstand, der auf den Wahrnehmungsdaten beruht. Das Urteil, dass man sich bildet, definiert er als Verbindung aus Subjekt und Prädikat.
Mit DEMOKRITs atomistischer Auffassung war die materialistische Anschauung der Antike auf ihrem Höhepunkt angekommen. Einer seiner berühmtesten Schüler war METRODOR VON CHIOS.
DEMOKRITs Atomtheorie gewann in der Zeit der Renaissance noch einmal an Bedeutung.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von