Fischzucht - Karpfen

Zucht von Speisefischen

Fische gehören zu den Wirbeltieren. Sie leben im Wasser und ernähren sich entweder von Pflanzen oder Tieren. Fische teilt man aufgrund ihres Nahrungserwerbs in Raub- und Friedfische ein:

  • Raubfische ernähren sich vorwiegend von anderen Fischen, Fröschen und Wasservögeln. Sie sind an ihrem schmalen Kopf und den mit spitzen Zähnen besetzten Kiefern zu erkennen.
  • Friedfische ernähren sich vorwiegend von Pflanzen und Kleinstlebewesen.

Für die menschliche Ernährung spielt Fisch eine große Rolle. Er enthält viel Eiweiß, das wir für den Aufbau unseres Körpers benötigen. Es werden deshalb die in unseren Meeren, Flüssen und Seen lebenden Fische gefangen und zum Verzehr verkauft. Da das Abfischen der Fischbestände in zu großem Umfang den Bestand der Fische gefährden kann, werden einige beliebte Speisefische gezielt gezüchtet. Sie werden in eigens dafür angelegten Gewässern gehalten, gepflegt und gefüttert. Zu den auch bei uns gezüchteten Speisefischen gehören Karpfen und Forellen.

Die Karpfenzucht

Für die Karpfenzucht werden mehrere Teiche von verschiedener Größe und Tiefe benötigt. Das Wasser kann abgelassen werden. Der Boden der Teiche wird gepflügt, gedüngt und mit Samen verschiedener Pflanzen besät.
Für die Karpfenzucht werden im Frühjahr ca. 3 Jahre alte Karpfen beiderlei Geschlechts als Laichkarpfen in Laichteiche gesetzt. Dort geben sie mehrere Hunderttausend Eier ab. Die Eier werden befruchtet. Die geschlüpften Fischlarven werden dann in größere Teiche (Aufzuchtteiche) umgesetzt, die seicht sind und für die Nahrung reichhaltigen Pflanzenwuchs enthalten. Die Fischlarven wachsen zu Jungfischen heran. Im Herbst kommen sie in tiefere Überwinterungsteiche. Das Frühjahr und den Sommer verbringen die Karpfen in größeren Teichen. Dort werden sie mit pflanzlichem Futter zusätzlich versorgt, z. B. Getreideschrot und Kartoffeln. Erst im Herbst des dritten Jahres haben sie eine zum Verkauf geeignete Größe erreicht.

Vom Karpfen gibt es verschiedene Zuchtformen:

Die Stammform des Karpfens, der Schuppenkarpfen, besitzt einen gestreckten, seitlich etwas abgeflachten Körper und ein endständiges, rüsselartig vorstülpbares Maul mit vier Bartfäden an der Oberlippe, von denen zwei kürzer sind. Die Schlundzähne sind dreireihig, die Schwanzflosse ist deutlich zweizipflig. Entlang der Seitenlinie besitzt der Karpfen 33 bis 40 große Schuppen.

Die ursprünglichen drei Arten kamen vor in

  • den Einzugsgebieten des Schwarzen, Asowschen und Kaspischen Meeres (Cyprinus carpio carpio),
  • dem Amurbecken und Nordchina (Cyprinus carpio haematopterus) und in
  • Südchina, Vietnam (Cyprinus carpio viridiviolaceus).

Als Teichfisch wurde der Karpfen im 13. bis 15. Jahrhundert über fast ganz Europa verbreitet. Inzwischen ist er weltweit verbreitet.

Mit seinem geringen Sauerstoffbedarf bevorzugt er warme stehende oder langsam fließende Gewässer mit Sand- oder Schlammgrund und reichhaltigem Bewuchs. Ein Hinweis auf die Anwesenheit von Karpfen ist eine auffallende Trübung des Wassers, die sich aus der Nahrungssuche im Bodenschlamm ergibt.

Bei den Zuchtformen werden nach Art der Beschuppungsform folgende vier Arten unterschieden:

  • Schuppenkarpfen,
  • Spiegelkarpfen,
  • Zeilkarpfen,
  • Leder- oder Nacktkarpfen.

Während der Spiegelkarpfen rein gezüchtet werden kann, weisen die Nachkommen von Zeil- und Lederkarpfen alle vier Beschuppungsformen auf. Durch Auslese wurden hochrückige sowie gestreckte, breitrückige Rassen herausgezüchtet.

Zu den hochrückigen Arten gehören der Aischgründer Karpfen und der Galizische Karpfen. Zu den gestreckten Arten gehören der Fränkische Karpfen, der Lausitzer Karpfen und der Böhmische Karpfen.

Lebensweise

Tagsüber hält sich der Karpfen meist an tiefen, geschützten Stellen auf und ist sehr scheu und vorsichtig. Erst mit Beginn der Dämmerung und in der Nacht geht er auf Futtersuche. Er ernährt sich hauptsächlich von Tieren, die im weichen Untergrund versteckt sind, wie z. B. Würmer, Kleinkrebse, Insektenlarven und kleine Weichtiere, sowie von verschiedenen Pflanzen. Alte Tiere versuchen auch kleine Fische und Molche zu erbeuten.

Fortpflanzung und Entwicklung

Mit drei bis vier Jahren werden die Karpfen geschlechtsreif. Ab einer Wassertemperatur zwischen 17–20 °C laichen sie zwischen den Monaten Mai und Juli. Die Männchen, auch Milchner genannt, haben zu dieser Zeit auf Kopf und Brustflossen einen schwachen Laichausschlag. An ruhigen, seichten und mit Pflanzen bewachsenen Uferstellen wird der Laich der Weibchen im Abstand von etwa einer Woche abgelegt und anschließend durch die Samenzellen der Männchen befruchtet. Die Weibchen, Rogner genannt, haben pro Jahr je nach Größe zwischen 200 000 und 700 000 ca. einen Millimeter große klebrige Eier.

Die ersten drei bis fünf Tage kleben die Eier an Pflanzen. Die ausschlüpfenden Larven, die dann bereits etwa 5 mm groß sind, tragen am Kopf ein Haftorgan, mit dem sie weitere ein bis drei Tage unbeweglich an Wasserpflanzen hängen. Danach versuchen sie, die Wasseroberfläche zu erreichen, um ihre Schwimmblase mit Luft zu füllen. Nun beginnen sie mit der Nahrungssuche.

Aufgrund der hohen Laichtemperatur können sich die verwilderten Bestände in unseren Breiten nur selten natürlich fortpflanzen. Die meisten frei lebenden Karpfen kommen bei uns aus Zuchtanstalten und werden als Jungfische ausgesetzt.

Karpfen können eine Länge von 150 cm und ein Gewicht von 30 kg erreichen. Die Nahrungsaufnahme ist abhängig von den Temperaturen, bei 20 bis 25 °C fressen sie am meisten. Deshalb ist die Witterung während des Sommers beim Wachstum entscheidend.

Wachstum in Wildgewässern:

 GrößeGewicht
1. Jahr10 cm16 g
2. Jahr23 cm200 g
3. Jahr34 cm600 g
4. Jahr43 cm1 250 g
5. Jahr54 cm-
6. Jahr65 cm-

Der Karpfen ist der wichtigste Zuchtfisch der Teichwirtschaft. Die weltweite Ausbeute beträgt jährlich weit über 200 000 Tonnen. Bayern produziert mit ca. 6 000 Tonnen gut die Hälfte der deutschen Karpfen. Der Schwerpunkt der Karpfenteichwirtschaft in Bayern liegt im Aischgrund, dem größten zusammenhängenden Teichgebiet der Bundesrepublik. In Mittelfranken, besonders in den Landkreisen Erlangen-Höchstadt und Neustadt-Bad Windsheim, wird in den über 3 300 Teichen rund ein Fünftel der Deutschen Speisekarpfen produziert.

Der Aischgrund umfasst neben dem Einzugsgebiet der Aisch auch kleinere Bäche wie Lindach, Mohrbach, Seebach sowie den unteren Teil der Aurach. Neben den hervorragenden geologischen Voraussetzungen zur Anlage von Weihern ist besonders die hohe durchschnittliche Jahrestemperatur von 8 bzw. 9 °C Grund für die intensive Zucht im Aischgrund geeignet. Der größte Negativfaktor im Aischgrund ist die geringe Niederschlagsmenge. In regenarmen Jahren sind besonders die Himmelsweiher, die sich nur durch Niederschläge füllen, durchaus vom Austrocknen bedroht. Die andere Art der Teiche, nämlich die Bach- oder Quellweiher, reihen sich im Aischgrund zu kilometerlangen Ketten, die das Gebiet deutlich prägen.

Der Produktionsablauf bei der Karpfenzucht:

ZeitraumBezeichnungVerlustrate
1. Jahr  
Mai K 0 (fressfähige Brut)50 %
Mai / Juni K v (vorgestreckte Brut)-
Juni–September K 1 (einsömmrige Brut)25 %
   
2. Jahr  
April–September K 2 (Setzlinge)10 %
   
3. Jahr  
April–September K 3 (Speisefisch)5 %

Die Karpfenzucht im Aischgrund kann auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblicken. Bereits im Mittelalter haben hier insbesondere die Klöster auf den damals infolge des hohen Grundwassers ertragsarmen Flächen begonnen, Teiche anzulegen.

Nicht nur der hohe Bedarf der Klöster während der Fastenzeit ließ die Anzahl der Teiche wachsen. Auch die einfachen Leute ließen den Karpfen bei Gastmählern nicht fehlen. Die starke Nachfrage führte im 15. Jahrhundert sogar dazu, dass der Preis für Karpfen weit über dem von Fleisch lag. Durch die zunehmende Bevölkerungszahl stieg Mitte des 18. Jahrhunderts der Bedarf an Getreide und damit sein Preis, während tierische Erzeugnisse an Wert verloren. Dadurch verschwand in weiten Teilen Deutschlands die Teichwirtschaft.

Durch die Bodenbeschaffenheit im Aischgrund und die Absatzmärkte in den Städten Erlangen, Fürth und Nürnberg blieben dort viele Teiche erhalten.

Erst um 1880, als der Getreide preis wegen der Importe aus Übersee wieder sank, wuchs die Anzahl der Teiche wieder. Durch den Verlust der ehemaligen Kerngebiete der Karpfenzucht, wie z. B. Schlesien, Böhmen und Mähren, gewann der Aischgrund nach 1945 überregional an Bedeutung.

Früher dienten Karpfen vor allem als Fastengericht. Sie werden in den Monaten mit einem „r“ verspeist. So beginnt die Karpfensaison im September und endet im April. In Gasthäusern serviert man die Karpfen in der Regel „gebacken“ oder „blau“. Bei der Zubereitung wird ein dreijähriger Karpfen einschließlich der Schwanzflosse halbiert. Ein „Gebackener“ wird gesalzen und im heißen Fett gebacken. Ein „Blauer“ wird in einem Essigsud mit Zwiebeln, Lorbeerblättern, Pfefferkörnern und verschiedenen Kräutern gekocht und mit Salzkartoffeln, zerlaufener Butter und Meerrettich verspeist.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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