Auch die Rückbildung oder Reduktion von Strukturen stellt im Sinne unserer Betrachtung der ökologischen Nischen eigentlich eine Spezialisierung dar, die als besonderes Merkmal den Verlust oder die teilweise Reduktion von Organen, Gliedmaßen oder sonstigen Strukturen ausweist.
Bei verschiedenen Echsenarten ist beispielsweise eine abgestufte Rückbildung der Gliedmaßen zu beobachten. Die Zauneidechse (a) besitzt vier voll ausgebildete Beine, mit denen sie sich vorwärts bewegt. Die Beine der Erzschleiche sind stark verkürzt und schwach. Bei der Blindschleiche (b) sind äußerlich keine Beine zu erkennen, nur am Skelett noch einige kleine Knochen. Aus dieser Darstellung ist aber nicht zu schließen, dass diese Arten in irgendeiner Weise auseinander hervorgegangen sind.
Bei einigen Organismen sind Rückbildungen an äußeren Strukturen so weit fortgeschritten, dass sie äußerlich nicht mehr sichtbar sind. Vielfach gibt es aber noch Hinweise darauf, dass diese Strukturen im Bauplan ursprünglich, d. h. bei den stammesgeschichtlichen Vorfahren vorhanden waren. Oft ist mit der erfolgten Reduktion auch ein Funktionswechsel verbunden.
Solche rückgebildeten Strukturen werden als Rudimente oder rudimentäre Organe bezeichnet. Bekannte Beispiele sind die Reste der Beckenknochen bei Walen, die darauf hinweisen, dass die stammesgeschichtlichen Vorfahren wohl noch Hintergliedmaßen besessen haben. Jetzt dienen die rudimentären Beckenknochen nur noch als Ansatzstellen für Penis und Aftermuskeln.
Bei einigen Riesenschlangen und der heimischen Blindschleiche findet man ebenfalls noch Reste von Beckenknochen.
Auch Menschen weisen Rudimente auf. Ein Beispiel ist der Wurmfortsatz (Appendix), der oft als Blinddarm bezeichnet wird, aber eigentlich nur den Rest eines Blinddarms darstellt. Weitere Beispiele sind das Steißbein, die Restbehaarung der Brust und die Weisheitszähne.
Rudimentäre Organe beim Wal
Eine ganz andere Form der Rückbildung tritt bei Bandwürmern auf, die als Parasiten im Darm von verschiedenen Endwirten (Hund, Schwein, Mensch) leben. Sie haben weder eine Mundöffnung noch einen Darm, da sie verdaute Nahrung über die gesamte Körperoberfläche aufnehmen. Diese zu den Plattwürmern zählenden Tiere haben im Laufe der Evolution den Darm vollständig reduziert. Sie besitzen aber eine besondere Struktur im Kopfbereich, mit der sie sich im Darm der Endwirte verankern. Die Bandwürmer sind also an ihre parasitische Lebensweise gut angepasst.
Unter rudimentären Organen (Rudimenten) versteht man rückgebildete, vielfach äußerlich nicht mehr sichtbare Organe (Strukturen), die bei den stammesgeschichtlichen Vorfahren noch voll ausgebildet waren.
Sie haben im Verlauf der Evolution ihre Funktion teilweise oder vollständig verloren. Sie geben aber Hinweise auf den Bauplan der Vorfahren.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
Ein Angebot von