- Lexikon
- Politik/Wirtschaft
- 4 Gesellschaft im Wandel
- 4.2 Gesellschaftsstrukturen und Sozialisation
- 4.2.2 Sozialstruktur und soziale Ungleichheit
- Merkmale der Sozialstruktur – Deutschland
Regionale Vielfalt war für Deutschland schon immer typisch. Bei der Betrachtung dieser Vielfalt muss unterschieden werden zwischen
a) regionalen Unterschieden und
b) regionalen Benachteiligungen.
Erstere sind zu erhalten und zu fördern, weil sie die BRD bereichern, letztere sind jedoch schrittweise abzubauen, damit die in der Verfassung der BRD formulierte Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in allen Regionen erreicht werden kann.
Die regionalen Unterschiede finden sich vor allem in
Die regionalen Benachteiligungen sind vor allem verbunden mit:
In der Nachkriegszeit der „alten“ BRD und in der DDR war vor allem das Land im Vergleich zu den Städten und Ballungsgebieten benachteiligt. In späteren Jahren der „alten“ BRD sprach man von einer Benachteiligung der nördlichen Regionen im Vergleich zu den südlichen (besonders zu Bayern und Baden-Württemberg). Seit dem Beitritt der DDR zur BRD (1990) wurde das so genannte Ost-West-Gefälle dominierend. Die östlichen oder neuen Bundesländer weisen noch immer größere Benachteiligungen
auf. Die Folge ist eine hohe und zunehmende Abwanderung von jungen Menschen und Erwerbsfähigen aus den neuen Bundesländern.
Zur Bevölkerung Deutschlands zählen alle Einwohner, die mit ihrer Hauptwohnung in der BRD gemeldet sind, also auch alle hier gemeldeten Ausländerinnen und Ausländer.
Die BRD ist ein dichtbesiedeltes Land. Hier leben rd. 82 Mio. Einwohner (davon 51 % Frauen); das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 230 Personen je Quadratkilometer. Die Vergleichszahl für die Europäische Union insgesamt liegt bei 116 Personen. Seit 1946 hat sich die Bevölkerungszahl auf dem Gebiet der heutigen BRD um etwa 27 % vergrößert. Vor allem der Beitritt der DDR zur BRD 1989 führte zu einem deutlichen Bevölkerungszuwachs. Bereits vor 1989 hatte die „alte“ BRD tendenziell zunehmende Bevölkerungszahlen; in der ehemaligen DDR hingegen nahmen sie trotz großer und auch erfolgreicher bevölkerungspolitischer Maßnahmen (Förderung von Geburten und Heirat) ab.
Die Bevölkerungsentwicklung wird von unterschiedlichen Einflüssen geprägt:
Auch besondere Ereignisse wie
sind Einflussfaktoren (Bild 2).
Bevölkerungspyramide Deutschlands
1999 | 2000 | 2001 | |
Lebendgeborene insgesamt | 770 744 | 766 999 | 734 475 |
Lebendgeborene von nicht verheirateten Eltern | 170 634 | 179 574 | 183 816 |
Gestorbene | 846 330 | 838 797 | 828 541 |
Überschuss der Geborenen (+) bzw. der Gestorbenen (-) | -75 586 | -71 798 | -94 066 |
Eheschließungen | 430 674 | 418 550 | 389 591 |
Ehescheidungen | 190 590 | 194 408 | 197 498 |
(Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland, Januar 2003)
Die Tabelle zeigt, dass sich in Deutschland allein von 1999 bis 2001
Diese Daten belegen für Deutschland eine ungünstige Bevölkerungsentwicklung, die sich vor allem in einer zunehmenden Überalterung ausdrückt.
Die Lebenserwartung wächst bei gleichzeitigem Geburtenrückgang, und dadurch verschiebt sich die Altersstruktur ständig zugunsten der älteren Menschen.
Bereits heute leben in Deutschland mehr 65-jährige oder ältere Menschen als 15-jährige und jüngere. Diese Tendenz wird sich laut Bevölkerungsvorausberechnungen langfristig fortsetzen (Bild 3).
Alterung der Bevölkerung (nach GEISSLER, 2001)
Die Erwerbstätigkeit spielt sowohl für den einzelnen Menschen als auch für die Gesellschaft insgesamt eine wichtige Rolle.
Der Mensch schafft sich durch seine Erwerbstätigkeit seine materiellen Lebensgrundlagen und bezieht über seine Erwerbstätigkeit seinen Beruf, sein soziales Ansehen und sein Selbstverständnis.
Für die Gesellschaft ist die Erwerbstätigkeit von Bedeutung, weil der Mensch vor allem durch die berufliche Tätigkeit mit dem Werte- und Normensystem der Gesellschaft vertraut wird.
Damit deutet sich an, welche negativen Konsequenzen die Arbeitslosigkeit für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft hat.
Die Erwerbstätigenstruktur hat sich langfristig sehr verändert.
Traditionell teilt man die Wirtschaft in drei Sektoren ein:
Noch zu Beginn des 19. Jh. waren etwa 60 % der Erwerbstätigen im primären Sektor tätig (Deutsches Reich – ohne Saargebiet). Im Verlaufe der Industrialisierung fiel dieser Anteil kontinuierlich. Heute liegt er in Deutschland nur noch bei etwa 3 % (nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Deutschland 2003).
Der Anteil der Erwerbstätigen im sekundären Sektor erhöhte sich zunächst im Verlaufe der Industrialisierung in Deutschland auf knapp 50 % in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts (Quelle: Datenreport 1994), um dann aber ebenfalls kontinuierlich abzufallen. Heute liegt dieser Anteil in Deutschland bei etwa 30 % (nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Deutschland, 2003).
Der tertiäre Sektor ist heute sowohl nach der Wertschöpfung als auch nach der Erwerbstätigenzahl der dominante Faktor. Sein Anteil bei den Erwerbstätigen beträgt heute etwa 67 % (nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Deutschland 2003). Dieser Wandel ist vor allem auf einen sektorenspezifischen
zurückzuführen.
Unterscheidet man danach, ob jemand
Stellung im Beruf einnimmt, so lassen sich ebenfalls große Veränderungen seit dem 19. Jh. erkennen. Der Anteil der Selbstständigen wurde immer geringer: in Deutschland
Der Anteil der abhängig Beschäftigten hingegen steigt ständig; auf etwa 90 % im Jahr 2002. Diese Entwicklung ist verbunden mit einer starken Differenzierung innerhalb der Gruppe der abhängig Beschäftigten. Die Bedeutung der Arbeiter tritt gegenüber den Angestellten zurück:
Beide Kategorien der abhängig Beschäftigten sind hinsichtlich ihrer Qualifikation sehr differenziert und nach Prestige und Einkommen sind die „Arbeiter“ nicht notwendig den Angestellten unterzuordnen.
In der alten BRD führte die zumindest zeitweise verstärkte Nachfrage nach Arbeitskräften, aber auch das veränderte Selbstverständnis der Frau zu einem immer stärkeren Einstieg der Frauen in die Erwerbstätigkeit.
Immer wieder lassen sich in der Geschichte Deutschlands Phasen beträchtlicher Arbeitslosigkeit feststellen. So in den 20er-Jahren des 20. Jahrhunderts, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg bis weit in die 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts hinein (1954 waren 7,6 % aller Erwerbspersonen arbeitslos) und vor allem 2005 mit dem bisher höchsten Arbeitslosenanteil an den Erwerbspersonen von 11,7 %.
Registrierte Arbeitslose und Arbeitslosenquote in Deutschland zwischen 2001 und 2010
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