17. und 18. Jh. Literatur

Das englische Drama

Das Drama und das Theater waren unter der Herrschaft der QUEEN ELIZABETH I. und KING JAMES I. sehr beliebt. MARLOWE und SHAKESPEARE trieben die Entwicklung des Dramas durch ihre Werke voran. BENJAMIN JONSON (1573-1637) entwickelte die Charakterkomödie vor allem mit seinem satirischen Stück Volpone or The Fox (1606).

Die politische Entwicklung Englands in der Mitte des 17. Jahrhunderts jedoch brachte das Theaterleben zum Erliegen. Im Bürgerkrieg um die Mitbestimmung des Parlamentes setzten sich die radikalen Puritaner (calvinistisch reformierte Glaubensgemeinschaft) unter der Führung von OLIVER CROMWELL durch. In einer protestantischen Revolution setzen sie den König ab und ließen ihn hinrichten. Die puritanische Herrschaft OLIVER CROMWELLs unterwarf Gesellschaft und kulturelles Leben einer strengen Kontrolle, der auch das Theater zum Opfer fiel. Da Bühnenaufführungen wie alle anderen weltlichen Vergnügungen als unmoralisch galten, wurden bereits 1642 bei Ausbruch des Bürgerkrieges alle Theater geschlossen.

Mit der Absetzung OLIVER CROMWELLs und der Wiedererrichtung der Monarchie 1660 (Restoration) öffneten auch die Bühnen wieder, und man begann wieder mit der Herstellung neuer Dramen.
In dieser Zeit, die als die Restaurationszeit bezeichnet wird, entwickelte sich vor allem die Komödie (Restoration Comedy) bis zum Ende des 18 Jahrhunderts als Typenkomödie weiter (z. B. WILLIAM WYCHERLY, The Country Wife).
Die Handlung spielt in den wohlhabenden Kreisen des Adels und des Bürgertums. Unterhaltsam für das Publikum sind vor allem die Dialoge mit witzigen Wortgefechten und Wortspielen (puns). Als Themen stehen Liebe, Ehe, gesellschaftlicher Erfolg und Eitelkeit im Vordergrund. Bestimmte Typen wie die Eitle, die Klatschsüchtige, der betrogene Ehemann führen dem Publikum auf humorvolle Weise einen Spiegel des eigenen Verhaltens vor Augen.

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Erzähldichtung

Das frühe 16. Jahrhundert ist das Zeitalter der Reformation und der Renaissance in England.
Unter Heinrich VIII. (1509-1547) trennte sich die reformierte anglikanische Kirche von Rom. Der englische König galt fortan als ihr Oberhaupt. Im 16. und 17. Jahrhundert entstanden auch die ersten vollständigen Übersetzungen der Bibel ins Englische.
Die Renaissance bedeutete die Wiederentdeckung der Schriften antiker Philosophen und Dichter sowie der Kunst der Antike. Die Antike wurde Vorbild für die Schriftsteller, Künstler und Philosophen (Humanisten) der Zeit. Begleitet von Fortschritten in den Naturwissenschaften entstand auch ein neues Bild vom Menschen: Der Mensch sah sich nicht mehr als Bestandteil einer unveränderbaren göttlichen Ordnung, sondern als selbstbestimmtes Individuum.
Wichtigster englischer Humanist war THOMAS MORE oder auch THOMAS MORUS (1478-1535). In seiner Erzählung Utopia (1516) schuf er das Vorbild für die utopische Literatur: Die Beschreibung eines idealen Staatswesens, das auf einer Insel unberührt von den Einflüssen anderer Nationen existiert. MORE setzt sich in seiner Erzählung kritisch mit den Zuständen seiner Zeit auseinander und drängt auf Veränderung. Wegen seiner kritischen Haltung gegenüber dem König, dessen Entscheidungen er nicht mit bedingungslosem Gehorsam zu akzeptieren bereit war, wurde er 1535 enthauptet.

JOHN MILTON (1608-1674) wird oft als der bedeutendste Dichter in der englischen Literatur nach SHAKESPEARE bezeichnet. Das religiöse Erzählgedicht The Paradise Lost und seine anderen Gedichte sind geprägt von MILTONs humanistischer Bildung und puritanischen Frömmigkeit. The Paradise Lost formuliert auf poetische Weise bis heute gültige Erkenntnisse, z. B.

„The mind is its own place, and in itself
Can make a heaven of hell, a hell of heaven.“

Die ersten englischen Romane (novels) entstanden im 18. Jahrhundert DANIEL DEFOEs Robinson Crusoe (1719) steht am Anfang der Entwicklung des englischen Romans. Genauso wie DEFOEs Moll Flanders (1722) besitzt er noch die episodenhafte Struktur des Schelmenromans. Robinson Crusoe beschreibt die Situation eines Mannes, der alleine auf einer unbewohnten Insel gestrandet ist. Auf sich selbst zurückgeworfen, muss er versuchen, mit den Dingen, die ihm die Insel zur Verfügung stellt, zu überleben. Er ist vor die Aufgabe gestellt, für Nahrung, Trinkwasser, Kleidung, und Feuer zu sorgen. Er lernt die Einsamkeit zu bewältigen ohne zu resignieren, bis er Freitag, einem menschlichen Gefährten, begegnet. Die Erlebnisse Robinsons können als Allegorie der Menschheitsgeschichte aufgefasst werden.
Als Vorlage diente DEFOE der Bericht des schottischen Seemannes ALEXANDER SELKIRK, der 1704 auf der unbewohnten Insel Juan Fernandez (400 Meilen vor der chilenischen Küste) ausgesetzt wurde.

ROBERT LOUIS STEVENSON, Treasure Island (1883) und ROBERT MICHAEL BALLANTYNE, Coral Island haben die Idee der Robinsonade nachgeahmt. Robinson Crusoe bildete auch die Quelle für den modernen Roman Lord of the Flies (1954) von WILLIAM GOLDING.

Von 1650 bis 1750 wurden die hervorragendsten Werke englischer Satire hergestellt. Gulliver's Travels (1726) von JONATHAN SWIFT bildet eine Sammlung satirischer Erzählungen über Samuel Gulliver, der sich auf eine Reihe von Reisen in fiktive Länder begibt (Lilliput, Brobdingnag, Laputa, Lagado, the Houyhnhums). SWIFT benutzt den im 18. Jahrhundert beliebten Reisebericht, um politische sowie religiöse Konflikte und Erscheinungen seiner Zeit zu karikieren. Mit dem Stilmittel der Übertreibung verspottet er z. B. den höfischen Pomp (in Lilliput), die Überbewertung des Verstandes und die Realitätsferne der Wissenschaftler.
Als Satire bezeichnet man die Verwendung von Ironie, Übertreibung und Spott, um auf Schwächen, Missstände und Fehlentwicklungen in der Politik, der menschlichen Gesellschaft oder einer Institution aufmerksam zu machen.

Wichtige Romanautoren des 18. Jahrhunderts sind:
HENRY FIELDING, Joseph Andrews (1742); Tom Jones (1749)
SAMUEL RICHARDSON, Pamela (1740, ein Briefroman)
LAURENCE STERNE, Tristam Shandy (1760-1767)

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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