EMILY BRONTË wurde als Tochter eines Landpfarrers in Yorkshire geboren. Ihre mutterlose Jugend in der Landpfarrei ihres Vaters lieferte Stoff für manche romantisierte Biografie. Die Kinder wurden vorwiegend zu Hause unterrichtet. Zusammen mit ihrer jüngeren Schwester ANNE erfand EMILY die Fantasiewelt Gondal, die später Schauplatz ihrer Gedichte wurde.
Für kurze Zeit ging EMILY auf ein Internat, krank vor Heimweh kehrte sie aber recht bald nach Hause zurück. Mit ihrer älteren Schwester CHARLOTTE verbrachte sie 9 Monate in Brüssel, wo sie Deutsch und Französisch, aber auch Musik studierte. Auch nach dieser Zeit zog EMILY es vor, nach Yorkshire zurückzugehen. Während CHARLOTTE an den literarischen Zirkeln Londons teilnahm und viele Freunde hatte, lebte EMILY sehr zurückgezogen. Bereits mit 30 Jahren starb sie an Tuberkulose.
Die Geschwister BRONTË zeichneten sich alle durch ihre künstlerische Begabung aus. Der Bruder BRANWILLE verfasste Gedichte und malte, ANNE schrieb ebenfalls Gedichte, aber auch Romane. CHARLOTTE war neben EMILY die erfolgreichste der Schwestern: Sie war die Herausgeberin der Gedichte ihrer Schwestern und verfasste den Roman Jane Eyre (1847) über eine selbständige junge Frau, die ohne Rücksicht auf gesellschaftliche oder religiöse Tabus auf Bildung und freier Berufswahl besteht. Der Roman erregte zu seiner Zeit Aufsehen und wurde zum Welterfolg.
EMILY BRONTË ist jedoch von allen diejenige, die literarisch am bedeutungsvollsten zu bewerten ist. Sie verfasste den überwiegenden Teil der in dem Band Poems by Currer, Ellis, and Acton Bell (1846) gesammelten Gedichte der drei Schwestern. Die Namen hatten sie als geschlechtsneutrale Pseudonyme gewählt, die ihren Initialen entsprachen.
Das literarische Hauptwerk von EMILY BRONTË ist der Roman Wuthering Heights (1847, dt. Sturmhöhe). Vor dem Hintergrund der rauhen und oft gespenstischen Moor- und Heidelandschaft Yorkshires wird die Geschichte einer dämonischen Hassliebe zweier Menschen erzählt.
Der Findling Heathcliff wird auf dem Gutshof der Familie Earnshaw zusammen mit Earnshaws Kindern Hindley und Catherine erzogen. Nach dem Tod des Vaters wird Heathcliff von Hindley verstoßen, während Catherine und Heathcliff ihre Liebe und Wesensverwandtschaft entdecken. In einer beiläufigen Bemerkung erfährt Heathcliff, dass Catherine ihn nie heiraten wird. Was er jedoch nicht hört, ist das Geständnis ihrer Leidenschaft für ihn. Er verlässt das Haus ohne Abschied.
Drei Jahre später kommt er als wohlhabender Mann wieder und beginnt Catherines Ehe mit Linton zu zerstören und treibt Catherine in den Tod. Seine leidenschaftliche Rache findet jedoch kein Ende, denn er beginnt nun auch noch an den nachfolgenden Generationen Vergeltung zu üben. Allerdings gibt auch dies ihm keinen Frieden und bis zu seinem Tod verfolgen ihn noch die Gesichter Catherines. Im Tod hofft er dann auf eine Versöhnung mit ihr.
Der Roman fand erst nach EMILYs Tod Anerkennung. Nachdem Kritiker zuerst nur seine Düsterkeit und Brutalität sahen, würdigte man später seine unglaubliche Verbindung von Romantik und Realismus, seine Schaueratmosphäre und die psychologische Darstellung der Charaktere.
Im 20. Jahrhundert fand vor allem die Erzähltechnik des Romans große Beachtung: Das Geschehen wird aus der Erzählperspektive (point of view) von zwei Erzählern berichtet, die nicht allwissend sind. Es wird nicht chronologisch erzählt, sondern mit Hilfe von Rückblenden. Symbolisch verweist BRONTË auf die starken Naturgewalten, die gleichsam im Menschen verkörpert sind und sich in Gewalt, Leidenschaft und Rücksichtslosigkeit artikulieren.
Der Roman Wuthering Heights wurde mehrmals verfilmt. Zu den bekanntesten Filmen gehören:
Auch musikalisch inspirierte der Roman viele Künstler: Er wurde sowohl als Musical als auch als Oper vertont. Die englische Musikerin KATE BUSH landete 1978 mit ihrem Lied Wuthering Heights einen weltweiten Hit. Sie verarbeitete den Stoff 1985 noch einmal in dem ebenfalls bekannt gewordenen Song Running Up That Hill, dessen Titel sich auf den Treffpunkt der Liebenden Heathcliff und Catherine bezieht.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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