- Lexikon
- Kunst
- 3 Malerei
- 3.1 Begriffsbestimmung und zeitliche Einordnung
- 3.1.1 Begriff der Malerei
- Begriff der Malerei
Die Malerei ist neben der Grafik eine Kunst der Fläche, im Gegensatz zur dreidimensionalen Plastik und Baukunst. In vielen Stilepochen war sie dominierend, so zum Beispiel im Mittelalter und der Renaissance.
Im 20. Jahrhundert verlor sie ihre führende Rolle aufgrund neuer Sichtweisen und Ausdrucksformen der Künste.
Die Bandbreite der Malerei ist sehr groß. Sie kann Illusion von Raumtiefe und Körperhaftigkeit vermitteln und somit Abbilder der Realität, aber auch rein gedankliche Vorstellungen wiedergeben. Welcher Aspekt stärkere Beachtung findet, ist epochenspezifisch und steht in engem Zusammenhang mit der Einstellung zum Leben, zum Tod und zur Religion oder mit der Künstlerintention.
Beim direkten Farbauftrag werden unterschieden die Wandmalerei, Tafelmalerei und Buchmalerei, auf dem Gebiet des Kunsthandwerks die Malerei auf Keramik, Porzellan, Lack und Seide.
Im weitesten Sinne zählen auch Verfahren, die auf die Umsetzung eines künstlerischen Entwurfs in ein spezifisches Material beruhen, zur Malerei, etwa die Emailmalerei, Glasmalerei, Mosaik und Bildwirkerei. Grenzfälle sind das bemalte Relief, die Polychromie in der Architektur, die farbige Fassung einer Skulptur, die Collage und die farbig gestaltete Grafik.
MEISTER VON MOULINS: „Geburt Christi und der Kardinal Rolin“;um 1490, Holz;Autun, Musée du St. Lazaire.
Trotz ihrer Bindung an die Fläche ist die Malerei gegenüber den anderen bildenden Künsten die freieste: Ihre illusionistische Fähigkeit ermöglicht die Gestaltung jeder existenten Wirklichkeit oder rein gedanklicher Vorstellungen. Abbildlichkeit, d. h. das Erfassen der spezifischen Eigenschaften von Plastik und Architektur, die Darstellung von Körpern in immer größerer Formenvielfalt, die Entfaltung von Raum zu immer größerer Tiefe, sind ein Charakteristikum der europäischen Malerei zwischen etwa 1300 und 1910.
ADOLPH FRIEDRICH ERDMANN VON MENZEL: „Alte Synagoge zu Prag“;1866, Gouache, Papier, 30 × 23,8 cm;Schweinfurt, Sammlung Georg Schäfer.
Einen epochalen Einschnitt bedeutete im 20. Jahrhundert der Verzicht auf Abbildlichkeit. Die Malerei trat neben die Auseinandersetzung mit der Realität. Die Gestaltungsmittel Farbe, Linie, Fläche wurden ebenso selbstständig gehandhabt wie das Objekt und der Entwurf. Nicht die gegenständliche Wirklichkeit wird wiedergegeben, sondern die eigene Bildwirklichkeit wird zum Darstellungsziel erhoben und sich damit von der Wiedergabe der äußeren Erscheinung gelöst.
AUGUST MACKE: „Farbige Komposition“ („Hommage à Johann Sebastin Bach“);1912, Öl auf Karton, 102 × 82 cm;Ludwigshafen, Wilhelm-Hack-Museum.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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